Douglas Wilson cnn

Gegen das Wahlrecht der Frauen: Doug Wilson, Mitgründer der fundamentalistischen «Communion of Reformed Evangelical Churches» (CREC). Frauen würden ins Haus gehören und hätten sich dem Mann unterzuordnen. © CNN

US-Sender CNN untergräbt Frauenrechte

Barbara Marti /  Auf CNN erhielten Gegner des Frauenwahlrechts eine einseitige Plattform. Der US-Verteidigungsminister teilte den Beitrag.

In der Reportage des TV-Senders CNN plädiert Doug Wilson, Mitgründer der fundamentalistischen «Communion of Reformed Evangelical Churches» (CREC), dafür, das Frauenwahlrecht aus der US-Verfassung zu streichen. Pastoren und Mitglieder der Kirche äussern sich im TV-Bericht zustimmend. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth teilte die Reportage. Doug Wilson dankte CNN auf X für die Sendezeit und bezeichnete den TV-Bericht als «Segen».

CNN normalisiert radikale Forderungen 
Die feministische Autorin Jessica Valenti kritisierte in ihrem Blog, dass CNN mit der Reportage einem Gegner der Frauenrechte eine Plattform geboten habe. Damit stelle der TV-Sender es als normal dar, das Frauenwahlrecht infrage zu stellen. CNN sei kein Einzelfall. In TV-Sendungen, Podcasts, YouTube-Shows und Online-Debatten seien «Gespräche» und «Debatten» über Frauenrechte mittlerweile keine Ausnahme mehr. Dies sei ein schleichender Prozess, der in den USA bereits vor einigen Jahren begonnen habe. Unter dem Deckmantel, «Fragen zu stellen» und «zum Nachdenken anzuregen», fänden Fundamentalisten Gehör. 

Plattform für frauenfeindliche Minderheit
Laut Valenti ist es wichtig, über frauenfeindlichen Extremismus zu berichten. Es sei jedoch ein Unterschied, ob man kritisch darüber informiere oder Extremisten eine Plattform biete, wie CNN es getan habe. Die Reportage habe die Botschaft vermittelt, dass es sich lohne, Frauenfeinden zuzuhören und dass deren Vorschlag, Frauen das Wahlrecht zu entziehen, diskussionswürdig sei. Eine solche Reportage werte eine frauenfeindliche Minderheit unverhältnismässig auf. Damit trage CNN dazu bei, Frauenrechte zu untergraben.

Gesetz gefährdet Wahlrecht 
Einige Wochen bevor CNN fundamentalistischen Frauenfeinden eine Plattform bot, hatte das US-Repräsentantenhaus ein Gesetz beschlossen, das fast 70 Millionen Frauen das Wahlrecht tatsächlich entziehen würde. Der «Safeguard American Voters Eligibility Act» (SAVE) verlangt von Wählerinnen und Wählern, dass sie einen amtlichen Nachweis ihrer US-Staatsbürgerschaft vorlegen, wie beispielsweise einen Reisepass, eine Geburtsurkunde oder einen Militärausweis. Dadurch könnten fast 70 Millionen Frauen von Wahlen ausgeschlossen werden, hat das «Center for American Progress» berechnet. Betroffen sind Frauen, die bei der Heirat den Nachnamen ihres Mannes angenommen haben. Im Wahlregister ist danach dieser Name eingetragen. In der Geburtsurkunde hingegen steht der Mädchenname von Frauen. Wenn Betroffene ihren Namen im Pass nicht angepasst haben, dürfen sie nicht mehr wählen. 
Für Frauen, die sich die damit verbundenen bürokratischen und finanziellen Hürden nicht leisten können, hätte das Gesetz also die gleiche Wirkung wie Wilsons Vorschlag: Haushalte hätten nur eine einzige Stimme, die des Mannes. Der Senat muss dem Gesetz noch zustimmen. 

Gegner des Frauenwahlrechts ernst nehmen
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth ist nicht der Einzige in der Republikanischen Partei, der öffentlich mit dem Vorschlag liebäugelt, Frauen das Wahlrecht zu entziehen. Der «Guardian» kommentierte, wenn mächtige Männer das Frauenwahlrecht in Frage stellen, «sollten wir sie sehr ernst nehmen». Das feministische Magazin «ms» schrieb, jedes Mal, wenn frauenfeindliche Vorschläge unwidersprochen weiterverbreitet werden, würden sie ein wenig mehr Mainstream: «Wenn wir schweigen, werden Anti-Frauen-Gesetze wie SAVE weiter vorankommen, bis sie jahrzehntelange Fortschritte zunichte gemacht haben.» 

In Deutschland stellte der CDU-Politiker Gundolf Siebeke Ende letzten Jahres das Frauenwahlrecht infrage. Es müsse verhindert werden, dass Frauen aus emotionalen Gründen Robert Habeck zum Kanzler wählen, so der reaktionäre Katholik.


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Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».
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4 Meinungen

  • am 29.09.2025 um 17:53 Uhr
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    Für mich bedeutet Demokratie: Jeder darf jede Meinung haben und diese – frei nach Noam Chomsky – immer(!) äußern. Man darf aber nur tun, was mit der UNO-Menschenrechtskonvention und/oder den lokalen Gesetzen konform ist. Es gibt also einen Unterschied zwischen unbedingter Meinungsfreiheit und bedingter Handlungsfreiheit sowie einen staatlichen und einen globalen Maßstab für letzteres. Damit dürfte man in jedem Fall ein «erlaubt» oder «verboten» finden. Wenn die Mehrheit einer Gesellschaft konservative Ansichten vertritt und diese nicht im Widerspruch zur Menschenrechtskonvention stehen, darf sie daraus Gesetze machen und die progressive Minderheit muss sich fügen. Wenn sie im Widerspruch zur UNO-Konvention steht, kann sich die Minderheit darauf berufen und diskriminierende Gesetze anfechten. Beide Seiten dürfen über alles öffentlich streiten = demokratische Meinungsbildung.

    Worin besteht das Problem? In der unbedingten Meinungsfreiheit?

    PS: Ich bin natürlich für Frauenwahlrecht.

  • am 29.09.2025 um 19:28 Uhr
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    Watson Philipp Löpfe 29.08.2025, 17:00: «Trump zertrümmert die Demokratie – Stück für Stück – Die USA sind im Begriff, zu einer zweiten Weimarer Republik zu werden.»

    Donald Trump kann sich wohl alles erlauben und die sogenannte schweigende Mehrheit lässt sich alles gefallen, wie die Freiheit und die Demokratie zerstört wird. Das Resultat wird im Artikel präsentiert: «TV-Senders CNN plädiert Doug Wilson, Mitgründer der fundamentalistischen «Communion of Reformed Evangelical Churches» (CREC), dafür, das Frauenwahlrecht aus der US-Verfassung zu streichen.» Möglich, dass die US-Amerikaner vergessen haben könnten, dass Mr. Trump geschworen hat die Verfassung zu schützen und verteidigen.
    Amtseid Wikipedia Übersetzung: „Ich, Donald Trump , schwöre [oder bekräftige] feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich ausführen und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften wahren, schützen und verteidigen werde.“
    Gunther Kropp, Basel

  • am 29.09.2025 um 22:02 Uhr
    Permalink

    Infosperber (Barbara Marti) schreibt:
    Auf CNN erhielten Gegner des Frauenwahlrechts eine einseitige Plattform. Der US-Verteidigungsminister teilte den Beitrag.
    Ich schreibe:
    Die USA haben keinen Verteidigungsminister, sondern einen Kriegsminister («Secretary of War»). Keinen Aussenminister, sondern ein «State Department» oder «Department of State» (die «Welt als US-Staat» oder die «USA enthalten die Welt», würde ich das sinngemäss übersetzen leider).
    Weitere «Vorhersagen» in Filmen wie «Knowing», «Greenland», «Tomorrowland» («A World Beyond»), etc.

  • am 2.10.2025 um 09:50 Uhr
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    Da freut sich der Doug Wilson schon, dass er seine Ansichten bei CNN darlegen kann, und man möchte solches lieber nicht hören und sehen.
    Nur ist es mit dem Nicht-Hören nicht aus der Welt geschafft- ist es da nicht besser, das Publikum werde informiert, was da läuft, wer da mit wem solche Ansinnen vertritt und früher oder später durchzusetzen versuchen wird?
    Man kann geteilter Ansicht sein darüber, wie CNN berichtet. Aber dass sie berichtet, finde ich richtig.

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