Die Rückkehr auf UKW wäre eine Wohltat
«SRG-Generaldirektorin prüft Rückkehr zu UKW-Sendern.» So titelten gestern die Tamedia-Zeitungen. Anlass dafür war die «Samstagsrundschau» von Radio SRF. Dort hatte Susanne Wille gesagt: «Wenn man eine sorgfältige Unternehmensführung hat, dann befasst man sich mit allen Optionen. Und das tun wir auch. Doch zuerst müssen wir wissen, was jetzt Sache ist.»
Was Sache ist, weiss niemand. Eigentlich sollten die Radios in der Schweiz nur noch bis Ende 2026 über UKW senden können. Doch der Nationalrat verlangt nun, dass Radiosender ihre Programme auch nach 2026 noch über UKW verbreiten dürfen. Der Entscheid des Ständerats ist noch ausstehend. Die ständerätliche Kommission debattiert heute darüber.
Die Hörerzahlen sind im Keller
Die SRG steht unter Druck. Denn ihre Hörerzahlen sind seit der UKW-Abschaltung eingebrochen. Profitiert haben die privaten Sender. Und sie könnten weiterhin profitieren, wenn sie auch nach 2026 noch über UKW senden dürften.
Für die SRG ist dieses Szenario offenbar realistisch. Den Tamedia-Zeitungen teilte sie mit: «Aktuell gilt eine letztmalige Verlängerung der UKW-Verbreitung bis Ende 2026. Falls sich diese Rahmenbedingungen ändern, müssen wir das neu analysieren.»
Jeder kennt die Empfangslücken
Käme die SRG auf ihren Entscheid zurück und würde ihre Radioprogramme wieder über UKW verbreiten – es wäre eine Wohltat für die Hörer und die Hörerinnen. Denn DAB hat ein Qualitätsproblem.
Das weiss jeder, der DAB hört. Und das wissen auch die Verantwortlichen des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). In ihren «Fragen und Antworten» räumen sie ein, dass es «Empfangslücken geben kann»:
- wenn das Haus im Minergiestandard gebaut ist,
- wenn es dicke Mauern hat,
- wenn die Fenster metallbedampft sind,
- wenn es in der Nähe grosse Metallflächen – etwa Chromstahl in Küchen – hat,
- wenn das Radio nur über eine Wurfantenne verfügt
- oder wenn sich Elektrogeräte in der Nähe befinden. Das Bakom zählt auf: Mikrowellenöfen, Kühlschränke, Mixer, LED-Lampen, Netzadapter oder auch bloss Elektrokabel.
«Empfangslücken» bedeutet: Der Ton fällt zeitweise komplett aus. Anders als bei UKW, wo der Ton bei schlechtem Empfang noch zu hören ist – auch wenn es knistert und rauscht. Zu solchen «Empangslücken» auf DAB kann es sogar kommen, wenn Gebäude und Wohnungseinrichtung für den Empfang eigentlich ideal wären. Dann nämlich:
- wenn es stürmt,
- wenn es stark schneit
- und wenn in der Nähe Bauarbeiten ausgeführt werden.
Dabei hatte uns doch SRF versprochen: «Störungsfreier Empfang in der ganzen Schweiz: erstklassiger Sound, kein Knistern und Rauschen, auch unterwegs.»
Kritik in Foren
In den einschlägigen Online-Foren tönt es anders: «Ich musste eine Antenne an die Wand nageln, damit ich DAB empfangen konnte.» «Wenn ich in den Nachrichten immer wieder Tonausfälle ertragen muss, so ist mir ein Knistern auf UKW wesentlich lieber, denn so höre ich die Worte durchgängig.» Oder: «Ich kann DAB in der Wohnung nur dann störungsfrei empfangen, wenn sich niemand im Zimmer bewegt.»
Radiohersteller und -sender empfehlen ihren Kunden, das Radio möglichst in die Nähe eines Fensters zu stellen. Und allenfalls eine Antenne auf dem Balkon zu installieren und das Kabel via Fenster in die Wohnung zu führen.
Auf digitec.ch fragt ein Kunde zu Recht: «Müssen wir im 21. Jahrhundert tatsächlich unsere DAB-Geräte ans Fenster oder vielleicht auf den Balkon stellen, um einen guten Empfang zu haben?»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.









Interessant, wusste nicht, dass es solche Empfangsschwierigkeiten gibt bei DAB. Wurde mal anders kommuniziert. Es scheint, dass neue Techniken doch auch ihre Schwächen haben. Item, ich hoffe UKW bleibt bestehen, wäre aber schön, wenn SRG trotzdem nicht zurück wechselt.
DAB ist ein Witz. Bei UKW konnte ich z.B. Musik ab Stick hören und ich erhielt trotzdem die Verkehrsfunkmeldungen via Radio. Bei DAB funktioniert das nicht. Wenn ich Verkehrsfunk haben will, muss ich zwingend SRF1 hören. Nur dort kommt der Verkehrsfunk. Wenn ich Musik ab Stick höre, gibt es keinen Verkehrsfunk mehr mit DAB. Weiter die Regionalprogramme von SRF1 über DAB. In Graubünden schaltet mir das Autoradio alle paar Minuten immer vom eingstellten Regionalprogramm GR+ auf VS+ oder LU+ ungewollt um. SRG hat kein Gehör dafür, einzige Ausrede, die Regionalprogramme würden mit unterschiedlicher Signalstärke senden und das Autoradio verbinde sich immer mit dem stärksten. Ich will aber das eingestellte Programm und nicht das stärkste hören. Bei UKW gab es so was nicht.
Es würde mich wunder nehmen, was Sie für ein DAB+-Autoradio haben, Fahrzeugmarke und Fahrzeugmodell.
Wenn Sie auf DAB+ den Sender SRF 1 GR+ eingestellt haben, sollte auf dem Bildschirm irgendwo „TA“ für Verkehrsfunk sein. Sonst müssten sie das bei den Einstellungen bei DAB+ einstellen.
Wenn sie dann Musik ab Stick hören, und eine Verkehrsmeldung kommt rein, sollte das Autoradio umstellen.
Zum Wechsel:
Von SRF 1 GR+ etc.
Das kenne ich auch – zuerst nimmt der DAB+Adapter SRF 1 BE -FR-VS+ (Kanal 12 A Chasseral), danach wechselt der Empfang auf zum Beispiel SRF 1 SH+ (Kanal 12 C Bantiger), wenn ich nördlich von mir fahre.
Ich fahre einen Toyota Yaris Cross (knapp 2-jährig) mit originalem Radio. Ich kann nur DAB Verkehrsfunk aktivieren oder deaktivieren. Im Bildschirm erscheint dann TP. Die Umschaltung auf Verkehrsfunk beim Musikhören funktioniert definitiv nicht. Das hat mir auch Toyota bestätigt.
«Störungsfreier Empfang in der ganzen Schweiz: erstklassiger Sound, kein Knistern und Rauschen, auch unterwegs.». SRF hat auch einmal versprochen von Werbeunterbrechungen nach 20 Uhr abzusehen. SRF hat auch einmal in hochwertiges Programm versprochen. Nichts dergleichen. Konserven die schon bei den Dritten in Deutschland zu sehen sind. Sogenannte Dokus, Reporter, in denen vor allem die Moderatoren im Bild sind. Auch als Füller sind immer wieder Moderatoren/innen in schöner Aufmachung zu sehen. Leutschenbach wird immer mehr ein Reisebüro für ihre Angestellten die für banale Sendungen ins nahe und ferne Ausland reisen.
Vermutlich wird vor der Abstimmung zu «200 Franken-sind-genug» Frau Wille verkünden das UKW wieder aufgeschaltet wird!
Nicht vergessen werden sollte die Information der Bevölkerung in Katasrophen-, Krisen- oder Kriegssituationen. Mit UKW hatten wir in der Schweiz noch die »Stimme die durch Beton geht«. Damit konnten die Menschen in den Schutzräumen mit Infos des Informationsregiments 1 – auch bekannt unter dem Namen »Abteilung Presse und Funkspruch APF« – versorgt werden. Diese Aussendungen wurden bewusst in Mono gemacht, weil dadurch die Durchdringung durch Mauern und/oder in Untergeschosse möglich waren.
Das alles wurde aufgegeben und die APF aufgelöst; viele Jahre vor der UKW-Abschaltung der SRG-Programme. Und mit DAB ist eine »Stimme die durch Beton geht« wegen der viel grösseren Bandbreite des digitalen Radiosignals ohnehin nicht möglich. Die Aufgabe der Information der Zivilbevölkerung mittels UKW-Radio war aus meiner Sicht ein grosser Fehler, denn eine vorgesehene Lösung via Mobilnetzen ist wegen der beschränkten Autonomie der Basisstationen untauglich!
Herr Tschan
Bezüglich der Alarmierung der Bevölkerung: Genau das ist, was mich auch umtreibt. Ich kann diese Entwicklung als alter Funkinteressierter nicht nachvollziehen.
Kürzlich habe ich einen Flyer erhalten, dass ich auf Grund des Ortes wo ich wohne die Alarmierung unbedingt via SwissAlert App berücksichtigen müsse (Sirenen sind ab meinem Standort nur schwer zu hören). Meine Frage nach Alternativen wenn ich kein Handy habe blieb unbeantwortet. Mal abgesehen davon, dass diese Infrastruktur wohl eine der ersten ist, die in Krisenzeiten nicht mehr funktionieren dürfte. Das scheint sich aber den Verantwortlichen des Bevölkerungsschutzes zu entziehen wohl weil oft Leute am Ruder sind die nicht mehr wissen, wie die Welt ohne Internet funktioniert.
Einen LW/MW/UKW Empfänger kann man sich relativ einfach bauen und er braucht nur sehr wenig Energie. Um einen DAB Empfänger (geschweige denn Sender) zu bauen ist da etwas komplexer.
Es ist nicht verboten, gescheiter zu werden.
In unserem Haushalt hat es 7 Radios (inkl. 2 in Autos), fünf davon nur mit FM. Auf diesen läuft SWR4.
Es gibt eine einfache Lösung:
Über meinen alten UKW-Empfänger höre ich die deutschen und österreichischen Sender in bester Qualität. Die Auswahl an guten Sendungen ist riesig.
So kann ich prima aufs Schweizer-Radio verzichten.
Das Susanne Wille eine Rückkehr zu UKW in Betracht zieht ist sicherlich positiv, auch kann man ihr nicht die Fehlentscheidungen ihrer Vorgänger anlasten. Was hingegen bedenklich ist, in der SRG Führung gibt es immer noch Leute die keine Einsicht zeigen, denen je nach Programm bis zu 49% Hörerverluste völlig egal sind und wenn da nicht die 200Fr Initiative wäre, würde sie wie bisher weiter machen. Diese Leute haben die schwerwiegensten strategischen Fehlentscheidungen in der Geschichte des Rundfunks getroffen (es gibt ja auch DVB-T nicht mehr) mit den katastrophalen Resultaten, welche man heute sieht und müssten jetzt den Hut nehmen, nur so kann die SRG wieder ein bisschen Galubwürdigkeit erlangen.