Kommentar

Teurer Roche-Cocktail gegen Covid-19

Werner Vontobel © zvg

Werner Vontobel /  Eine neue Studie zeigt, dass Regeneron zum Vorbeugen von Covid-19 wirksam ist. Doch das Preis-Leistungsverhältnis ist ungünstig.

Der – laut «Tages-Anzeiger» – neue Hoffnungsträger zum Vorbeugen von Covid-10 heisst Regen-CoV. Produziert wird er vom US-Biotechunternehmen Regeneron in Partnerschaft mit Roche. Dabei handelt es sich um eine einmalige Infusion bestehend aus einem Cocktail der beiden monoclonalen Antikörpern Casirivimab und Imdevimab.  Regen-CoV, so der Hersteller in einer Mitteilung zuhanden der Investoren, soll wie eine «passive Impfung» wirken.

Regen-CoV hatte schon negative Schlagzeilen gemacht, weil es bei hospitalisierten Covid-Patienten mehr geschadet als genützt hatte. In der Hoffnung dennoch Kasse machen zu können, hat Regeneron ihr  Produkt neu als «passive Impfung» positioniert.  Es soll das Immunsystem von potentiellen Hochrisiko-Patienten vorbeugend stärken. Dazu zählen etwa chronische Nierenkrankheiten, Diabetes oder ein Bodymass-Index grösser als 35. Also mehr als 113 Kilo bei einer Grösse  von 1.80 Meter.

Regen-CoV wurde allerdings an keinen dieser Hochrisikopatienten getestet, sondern nur an Personen, die mit einem covidkranken Angehörigen in einem Haushalt leben. An der jetzt abgeschlossenen Studie nahmen 409 gesunde Personen teil.  223 von ihnen erhielten Regen-CoV und 186 ein Placebo. In einer Mitteilung an die Investoren wurden am 26. Januar die wichtigsten Ergebnisse bekannt gemacht. Danach erkrankten 23 Teilnehmer der Placeco-Gruppe an Covid, gegenüber bloss 10 bei der behandelten Gruppe. Das würde bedeuten, dass der «passive Impfstoff» von Regeneron das relative Risiko einer Ansteckung um gut 50 Prozent senkt. Nicht schlecht.

Aber wohl nicht gut genug im Vergleich zu den «aktiven» Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer. Diese senken das Ansteckungsrisiko nach eigenen Angaben um 90 und 95 Prozent. Wie Regeneron melden auch die Impfstoff-Hersteller, dass alle Behandelten, die sich trotz Impfung angesteckt hatten, einen milden Verlauf hatten. Für die Impfstoffe von Pfizer und Moderna spricht ferner,  dass deren Studien auf viel höheren Zahlen beruhen, und inzwischen von Zulassungsbehörden überprüft wurden. Sprich: Die Ergebnisse sind robuster als diejenigen, die Regeneron ihren Investoren gemeldet hat. 

Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass Regen-CoV – wie der Hersteller behauptet – schneller wirkt als die «aktiven» Impfstoffe und daher die Risikopatienten besser schützt. Damit man das beurteilen kann, müsste Regeneron allerdings wohl noch viel mehr Daten liefern. Ob das gelingt ist offen. 

Trotz dieser im Vergleich zu den Impfstoffen schwachen und schlecht belegten Wirkung, ist es den Verkaufsstrategen von Roche offenbar gelungen, die Gesundheitsbehörden davon zu überzeugen, dass sie schlecht dastehen, wenn sie sich nicht rechtzeitig mit dieser «Hoffnung auf Antikörper-Therapie» (TA) eindecken. Wie verschiedene Medien melden, hat Gesundheitsminister Jens Spahn bereits 200’000 Dosen Regen-CoV für Deutschland zum Stückpreis von 2000 Euro gesichert. Macht total 400 Millionen. «Und die Schweiz?», fragt der «Tages-Anzeiger» besorgt. Immerhin seien in dieser Sache bereits Gespräche zwischen Roche, Swissmedic und dem Bundesamt für Gesundheit, am laufen. 

Fieber und Fasten mit ähnlicher Wirkung

2000 Euro pro Risikopatient sind sehr viel Geld, wenn man Regen-CoV mit der Wirkung von anderen Immun-Boostern gegen Covid-19 vergleicht. Allein schon der Verzicht auf fiebersenkende Mittel wie etwa Paracetamol kann eine ähnliche Wirkung haben. Studien zeigen, dass bei 39 Grad Fieber die natürliche Ausschüttung von Interferon um das Zehnfache erhöht ist. Darüber hinaus ertragen Viren keine hohen Temperaturen. Wenn man zudem in der fiebrigen Phase fastet, hat man die natürliche Immunabwehr optimal genutzt. Mehr dazu kann man hier nachlesen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse auf der Homepage des BAG wäre hilfreich (gewesen). 

Auch Vitamin D3 – unser wichtigstes Immun-Hormon – hilft – auch gegen Covid-19. Dazu liegen neben hunderten Beobachtungsstudien inzwischen 41 klinische Studien vor. Sie zeigen eine durchschnittliche Erfolgsquote (weniger Todesfälle und/oder Hospitalisierungen) von 73 Prozent. Die Wirkung kann vermutlich noch deutlich gesteigert werden, wenn man Vitamin D3 mit seinen Co-Faktoren Zink, Selen, Omega-3 und Vitamin C kombiniert. Eine solche Kombination hatte im Oktober auch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, SGE, in einer ausführlichen Studie empfohlen. Tage später zog die SGE die Studie zurück – vermutlich auf Druck der Covid-Taskforce.

Das Antiparasiten-Medikament Ivermectin

Ein noch heisserer Kandidat – zumindest hinsichtlich der Wirkung auf Covid-19 – ist das altbewährte Antiparasiten- Mittel Ivermectin. Kostenpunkt rund fünf Franken pro Behandlung. Dazu sind bisher 35 klinische Studien veröffentlicht worden. Anders als Regen-CoV wirkt Ivermectin auch bei Spitalpatienten im fortgeschrittenen Stadium (39 Prozent Verbesserung). Aber das wichtigste Einsatzgebiet ist die Vorbeugung. Dort zeigen zehn vom Hersteller unabhängige Studien mit 3665 Patienten eine durchschnittliche Erfolgsquote von 90 Prozent (50 Prozent bis 99 Prozent) weniger Ansteckungen als beim Placebo. Zur Erinnerung: Bei Regen-CoV zeigt eine vom Hersteller bestellte Studie bei 409 Patienten eine Erfolgsquote von 50 Prozent.

Bisher ist nicht bekannt geworden, dass sich das BAG oder der deutsche Gesundheitsminister um eine Lieferung von Ivermectin oder Vitamin D3 gekümmert haben. Der «Tages-Anzeiger» hat bis anhin noch kein Wort über Ivermectin geschrieben. Doch wenn Regeneron zuhanden der (potentiellen) Investoren eine Pressemitteilung veröffentlicht, ist das dem «Tages-Anzeiger» eine fette Schlagzeile wert.  

PS. Für den Normalanleger kam die Meldung vom 26. Januar ein wenig spät. Der Aktienkurs der Regeneron ist in der Woche danach um rund 6 Prozent gesunken. Man hätte früher einsteigen sollen – falls es die Topmanager gemacht haben sollten. Diese Insider haben in den Wochen zuvor für rund 120 Millionen Dollar mit eigenen Aktien gedealt und damit mitgeholfen, den Börsenwert ihrer Firma um rund 4 Milliarden Dollar zu erhöhen. So läuft das in der Pharma-Branche. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

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7 Meinungen

  • am 7.02.2021 um 12:34 Uhr
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    Vielen Dank für den guten Beitrag! Da kann man nur staunen. Ich kann nicht begreifen, dass niemand im Parlament oder Regierung dieser planlosen Politik und der machtbesessenheit der Medizin einen Riegel schieben kann.

  • am 7.02.2021 um 15:44 Uhr
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    Haarsträubend. Und dann noch diese makaberen Insider-Geschäfte.

  • am 7.02.2021 um 17:40 Uhr
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    Danke, Herr Vontobel. Die Stärkung unseres Immunsystems kann nicht genügend unterstrichen und unterstützt werden. Das ist viel wichtiger und willkommener als die endlosen Diskussionen über Lockdown-Massnahmen.

  • am 7.02.2021 um 17:44 Uhr
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    Was für ein merkwürdiger Artikel.
    Erst am Ende habe ich kapiert, dass es nicht um Pro und Contra der Impfstoffe, sondern (fast sehr gut versteckt, wäre am Ende nicht noch das „PS“ aufgetaucht) um viel Geld geht, und dies wiederum lässt mir alle vorherigen Ausarbeitungen in einem ganz anderen Licht erscheinen.
    So habe ich nach nochmaligem Lesen die Frage nach der Nützlichkeit des Artikels mit «Ja» beantwortet, denn einmal mehr wurde klar, dass offenbar mit «Hoffnungsträgern» viel Geld zu verdienen oder zu verlieren ist, und wie groß die Spaltung zwischen humanitärer Verantwortung und finanziellen Interessen wirklich ist.
    Dieser Artikel dient Investoren zur Orientierung: die Abwägung der Wirksamkeit von Behandlungen gilt nicht den Menschen, sondern soll alleine die Erfolgsaussichten für Investmententscheidungen erhöhen.
    Das Schlimmste: die Empfänger („Patienten“) dieser „Wohltaten“ bekommen für Ihre Kassenbeiträge und Steuern nur Hoffnung. Das ist zu wenig, um sich für die Impfung zu entscheiden!

    Nach dieser Passage…
    «Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass Regen-CoV […] schneller wirkt als die «aktiven» Impfstoffe und daher die Risikopatienten besser schützt. Damit man das beurteilen kann, müsste Regeneron allerdings wohl noch viel mehr Daten liefern.»
    … stellt sich die Frage, woher sollen die Daten kommen? Wohl hoffentlich nicht, indem man Studien (Versuche) an und mit Risikopatienten macht!?!

    Und, by the way, wer überhaupt ist die «Covid-Taskforce»?

    • am 9.02.2021 um 20:35 Uhr
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      Sie sagen es. Der Eid des Hypokrates war genauso schon während der spanischen Grippe in Gefahr. Ein Max Bircher-Benner mit seinen Erfolgen mit finanziell uninteressanten Methoden wurde genauso torpediert wie 2020 Matthias Gauger und der Heimarzt des Wunders von Elgg. Im NZZ-Artikel “Verwüstung an unserer Volkskraft” zur spanischen Grippe vom 16.11.2005 [1] heisst es:

      “Schien die medizinische Wissenschaft am Fin de Siècle mit Blick auf die Fortschritte dank Narkose, neuen bakteriologischen Erkenntnissen und Röntgentechnik geradezu zu triumphieren, machte sich unter den Ärzten angesichts der Hilflosigkeit gegenüber der Grippe Niedergeschlagenheit breit.”
      Im weiteren Verlauf des Artikels wird dann auch noch auf Max Bircher-Benner verwiesen.

      In meiner Kindheit in den 1960er Jahren war es in der Arztpraxis meines Vaters nicht anders. Die Einflussversuche der Pharmavertreter waren penetrant. Mein Vater liess sich nicht beeinflussen, ging mit uns im Januar jeweils Misteln suchen, aus denen er zu dieser Zeit noch selbst Extrakte braute. Die Pharma-Müsterchen, z.B. mit Dextro-Amphetamin stibitzte ich damals noch in jugendlichem Übermut für meine eigenen Versuche. ?

      [1] https://www.nzz.ch/articledbtv9-1.184513

  • am 7.02.2021 um 21:06 Uhr
    Permalink

    Regeneron, diese Studie mit einmal um die 409 zu weniger als 230 Patienten/innen sollte man nicht Studie nennen. Allenfalls könnte man hier von Indizien sprechen welche es zu untersuchen gilt. Würde ein Phytopharmakologe mit solchen Zahlen aufwarten, man würde ihn gleich kleintreten und als «Schwurbler» bezeichnen. Beim Ivermectin sieht es anders aus, aber damit kann man keine Millionen verdienen, da wird einem ja fast schlecht, wenn man dieses Gebaren der Industrie sieht. Ein Beispiel: Hätte jeder in der Schweiz 5 Spuktests zuhause, welcher nach 15 Minuten vorhandene Antigene anzeigt wenn jemand mit Covit19 kontaminiert wäre, und ab einem bestimmten Datum würden alle in der Schweiz 5 Tage lang am Morgen vor verlassen des Hauses diesen Test machen, und wenn positiv würden sie 14 Tage zuhause bleiben, dann wäre mathematisch gesehen der ganze Alptraum nach 21 Tagen vorbei für die ganze Schweiz. Einreisende müssten ebenso diesen Test machen, bei der Einreise und ebenfalls 5 Tage lang 1 Test pro Tag. Pos. Resultate wären meldepflichtig an eine Landesweite Koordinationsstelle. Innerhalb von 21 Tagen wären bei einer Verweigerungs und Fehlerquote von 3% mindestens 97% aller Infektoren bekannt und könnten im Verlauf mitverfolgt werden. Positive Verweigerer bekommen Hausarrest mit einer elektronischen Fussfessel. Auf diese Weise könnte man das Problem rasch lösen. Wer pos. ist kann in Absprache mit seinem Hausarzt mit Ivermectin in Reserve abgesichert werden.

  • am 9.02.2021 um 19:26 Uhr
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    Ivermectin & Schweiz: Immerhin gewährt der Kanton Baselland in eigener Regie eine befristete Zulassung bis Ende 2021 [1]. Offiziell nur für die primäre Anwendung bei Scabies. Aber das Medikament ist wenigstens legal in der Schweiz verfügbar. ?

    Von einer Antwort des Bundesrates zum Appell von Paul R. Vogt, Klinikdirektor Universitätsspital Zürich [2] für den Einsatz von Ivermectin und anderen günstigen, etablierten Produkten, hört man wie zu erwarten war nichts.
    Wer es für sich anwenden will, findet einfach Möglichkeiten. Meine Empfehlung: Suche Lieferant in Indien. Da wurde von die Zulassung unserer Impfstoffe verweigert und stattdessen ein Prophylaxe- und Behandlungskit inkl. Ivermectin der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. So wie früher Jod-Tabletten und Tamiflu habe ich heute jedenfalls meine Ration Ivermectin bereit.

    [1] https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/volkswirtschafts-und-gesundheitsdirektion/amt-fur-gesundheit/medizinische-dienste/kantonsarztlicher-dienst/infektionskrankheiten/Scabies/information-fuer-aerzte
    [2] https://www.tagblatt.ch/leben/coronavirus-covid-19-anstatt-das-virus-auszurotten-geben-wir-ihm-einen-medikamentencocktail-ld.2081020

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