Sperberauge

Nicht jeder Arzt will Gewerbler sein

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Die Solothurner Ärztegesellschaft ist aus dem Kantonalen Gewerbeverband ausgetreten. Ein positives Signal!

Damals, Ende 2010, verkündete es der solothurnische Kantonale Gewerbeverband KGV unübersehbar und laut: Die Solothurnische Ärztegesellschaft sei nun ebenfalls an Bord! Die Ärzte seien ja schliesslich auch Unternehmer!

Die Freude war gross, es gab für den KGV auf einen Schlag 330 neue – zahlende! – Mitglieder!

Die Ärzte Unternehmer?

Man konte damals nur noch leer schlucken. Die Ärzte sollen Unternehmer sein? Aber vielleicht hatte der Gewerbeverband ja recht. Denn geht man zum Arzt, kommt man nicht selten krank nach Hause: Die Ärzte brauchen ja Kunden, und wer tot oder gesund ist, kann kein Kunde sein. Was läge da näher, als aus einem Gesunden anlässlich einer Kontrolle eben einen Kranken zu machen?

Nicht alle Ärzte sind Unternehmer

Nur: In der Ärztegesellschaft hat es natürlich auch zahlreiche angestellte Ärzte, Spitalärzte zum Beispiel, die nicht zwingend die Interessen des Gewerbeverbandes, die Interessen der Arbeitgeber also, unterstützen wollen. Und wer weiss, vielleicht gibt es unter den Mitgliedern der Ärztegesellschaft Solothurn ja sogar ein paar Ärzte, die mit dem Gewerbeverband politisch nicht kompatibel sind. Vielleicht gibt es ja immer noch Ärzte, die nicht Arzt geworden sind, weil man in diesem Beruf gutes Geld verdient, sondern weil sie in unserer Gesellschaft eine hilfreiche, eine gemeinnützige Funktion haben wollten.

Wie auch immer: Wie die Solothurner Zeitung erfahren hat, ist die Solothurner Ärztegesellschaft zwischenzeitlich aus dem Gewerbeverband wieder ausgetreten – und dies sogar schon im Jahr 2015. Nur hat es der KGV diesmal unterlassen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren…

Good News

Es sei für einmal erlaubt, diese Trennung als positives Signal zur Kenntnis zu nehmen. Als Signal dafür, dass die Politik des Gewerbeverbandes, zum Beispiel das völlig unnötige und widerwärtige Kesseltreiben gegen die SRG, nicht überall gut ankommt.

Schade nur, dass man nicht weiss, welche Ärzte in der Solothurner Ärztegesellschaft für den Austritt gestimmt haben. Der Autor dieser Zeilen zum Beispiel würde im Bedarfsfall nämlich gerne zu einem Arzt gehen, der sich nicht primär als Gewerbler versteht, sondern zu einem, der ihn gesund zu machen versucht – aufs «unternehmerische» Risiko sogar, dass er damit einen «Kunden» verliert…


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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