Sperberauge

Chemikalien verringern Antikörper in Kleinkindern

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsDer Däne Philippe Grandjean ist Professor für Umweltmedizin an der dänischen Universität in Odense, ausserordentlicher Professor ©

D. Gschweng /  Ein Umweltmediziner warnt, allgegenwärtige Chemikalien könnten die Wirkung der Corona-Impfung beeinträchtigen.

Allerwelts-Chemikalien könnten die Wirkung der Corona-Impfstoffe einschränken, warnt ein Wissenschaftler in Grossbritannien. Menschen, die ihnen ausgesetzt waren, können weniger Antikörper gegen das Sars-Cov-2-Virus bilden, sagt er und bezieht sich auf eine Studie zu Impfungen bei Kleinkindern.

Konkret geht es um die Chemikaliengruppe der PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), sogenannte «ewige Chemikalien», die jahrzehntelang breit eingesetzt wurden, etwa in Teflonpfannen, Dämmstoffen, Farben und Feuerlöschschäumen.

Nachgewiesen: PFAS schwächen Immunreaktion

Inzwischen sind viele PFAS in Europa reguliert oder verboten, in anderen Ländern wie den USA kommt die Regulierung seit Jahren nicht voran. Da sie sich kaum zersetzen, befinden sie sich aber noch immer in Wasser und Boden, in der Nahrung und auch in der Muttermilch. Selbst Kleinkinder haben deshalb kleine Mengen davon im Körper. PFAS werden mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht, unter anderem können sie das Immunsystem beeinträchtigen.

Philippe Grandjean, ausserordentlicher Professor für Umweltgesundheit an der Harvard School of Public Health, bezieht sich auf eine 2017 publizierte Studie zu Impfungen bei Kleinkindern. Demnach bilden Kleinkinder, die PFAS über die Muttermilch ausgesetzt waren, weniger Antikörper als Reaktion auf Tetanus- und Diphtherie-Impfungen.

Auswirkungen auf Corona-Impfungen unbekannt

Bei 370 Kindern, die im Alter von 18 Monaten und mit fünf Jahren untersucht wurden, nahm die Zahl der Antikörper in dieser Zeit stark ab. 152 Kinder hatten mit fünf Jahren keinen wirksamen Impfschutz mehr. Eine Studie mit Erwachsenen ergab ähnliche Resultate. Der Zusammenhang zwischen PFAS-Belastung und schwacher Impfreaktion wurde auch in anderen Untersuchungen nachgewiesen.

Was das für die Corona-Impfungen bedeutet, ist noch nicht klar. «Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nicht, ob es [PFAS] sich auf eine Corona-Impfung auswirkt, aber es ist ein Risiko», erklärte Grandjean gegenüber dem «Guardian». Die Bedenken des Wissenschaftlers richten sich vor allem auf Impfstoffe, die Teile der Spike-Proteine des Virus enthalten, wie der Impfstoff des britischen Pharmaherstellers AstraZeneca. Diese wirken nach demselben Prinzip wie Impfungen gegen Tetanus und Diphtherie.

Ob die Einschränkungen auch bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna zutreffen könnten, ist noch unbekannt. Diese basieren auf mRNA, einem neuen Wirkmechanismus, der noch wenig beobachtet werden konnte. Einstweilen, so Grandjean, helfe nur «Daumen drücken und das Beste hoffen».

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«PFAS: Chemie, die kostet»

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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Däne Philippe Grandjean ist Professor für Umweltmedizin an der dänischen Universität in Odense, ausserordentlicher Professor für Umweltmedizin an der Harvard School of Public Health und toxikologischer Berater des dänischen Gesundheitsamtes. Der Mitgründer des Magazins «Environmental Health» wurde für seine Arbeiten zu giftigen Umweltchemikalien bereits mehrfach ausgezeichnet.

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PFAS.Dossier.M&P

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