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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Mysteriösen Geräuschen auf der Spur

Patrick Jerg /  Als Ermittler mit besonderen Fähigkeiten orientieren wir uns an Stimmen und Geräuschen, um Stück für Stück einen Fall zu lösen.

In der Reihe «echoes» von Ravensburger sind mittlerweile schon vier Abenteuer erschienen, die in ganz unterschiedlichen Epochen der Zeitgeschichte stattfinden. So streift man in seinen Ermittlungen die Prohibition in New York, forscht in einem schottischen Landhaus, sucht in der Zukunft nach Spuren der Vergangenheit oder spürt einen antiken Ring auf. Diese thematische Vielfalt ist eine Stärke des Spiels.

Als Ermittler verfügen wir über besondere Fähigkeiten: Wir hören Stimmen und Geräusche, die an Gegenständen haften. Es sind zwar lediglich Bruchstücke und Ausschnitte von Ereignissen, die wir erkennen. Setzt man sie aber richtig zusammen, entwickelt sich eine grosse Story daraus. Eine App begleitet die Ermittler und sorgt für eine Atmosphäre wie bei einem guten Hörbuch.

Zusammenhänge erkennen

Als Audio Mystery wird diese Art von Spiel bezeichnet und ist bisher einzigartig. Als Spieler verfolgen wir einen ordnenden Auftrag. Den sechs Kapitel-Tafeln müssen wir je drei Objekt-Tafeln in der richtigen Reihenfolge zuordnen. Dazu hören wir uns, App sei Dank, die Geräusche und Stimmen jeder Tafel beliebig oft an. Die kleinen Ausschnitte fordern zum Kombinieren und Zusammenfügen der Objekt-Tafeln auf. Eine vermeintlich korrekte Kombination lässt sich leicht überprüfen mit der elektronischen Hilfe.

Beim Sortieren jedes Kapitels achtet man auf Geräusche, Hintergrundmusik, Stimmen oder Handlungen. Am Tisch entwickeln sich sofort wilde Theorien, die Tafeln wandern hin und her. Wie könnte die Geschichte stattgefunden haben? Ist der Ablauf korrekt? Natürlich ist der Einstiegspunkt in die Story entscheidend. Manchmal trifft man einen wunden Punkt und verarbeitet ihn weiter. Als Ermittler muss man jedoch flexibel sein.

Stück für Stück zum Hörgenuss

Für ein abgeschlossenes, korrektes Kapitel erhält man zur Belohnung das gesamte Hörvergnügen. Die einzelnen Ausschnitte fügen sich zu einem Ganzen zusammen und das Kapitel wird komplett erzählt, inklusive der bisher fehlenden Zwischensequenzen. In dieser Hinsicht muss sich die «echoes»-Reihe nicht verstecken. Die tollen Sprecherinnen und Sprecher bieten den perfekten Hörgenuss. Es wurde grossen Wert auf Qualität gelegt.

Auch inhaltlich sind die Geschichten gut konzipiert und teilen Freud und Leid der beteiligten Menschen. Hier werden Schicksale ans Tageslicht gebracht, nur durch die Fähigkeiten der Ermittler. Mindestens eine Spielstunde verbringt man mit Zuhören, Diskutieren und Kombinieren. Die Zeitreise vergeht wie im Flug.

Vorteilhafte Argumente

Ist das überhaupt noch ein Spiel? Auf jeden Fall, wenn auch in unerwarteter und spezieller Form gerätselt wird. Und es gibt weitere gute Argumente für die «echoes»-Reihe. Hat man einen Fall gelöst, gibt man das unversehrte Audio Mystery einfach weiter. Sogar Sprachen lernen ist mit dem Spiel möglich. Die Story lässt sich mit veränderten Einstellungen auf Französisch oder Englisch hören, mit ebenfalls ausgezeichneten Sprechern. Spieleinsteiger können mit einem kleineren Kartensatz starten, dadurch grenzt man den Radius der Geschichte ein und kommt eher auf die Spur. Mit den kleinen Fällen aus der «echoes»-Reihe erlebt man überraschend innovative Momente am Spieltisch, für einmal in einem eher ruhigeren Ambiente.

echoes

echoes - Die Tänzerin 1
echoes – Die Tänzerin

Hör-Spiele von Dave Neale & Matthew Dunstan

Illustration: Samuel Bourguignon

Für 1 – 4 Personen | Ab 14 Jahren | 60 Minuten

Verlag: Ravensburger | 11.20 Fr. / 7.20 Euro
Bisher erschienen: Die Tänzerin, Der Cocktail, Der Mikrochip, Der Ring


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit über 10 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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