Sperberauge

Steuer für Milliardäre: Ein Hirngespinst? Oder doch nicht?

Sperber © Bénédicte Sambo

Red. /  Hinter den Kulissen laufen Diskussionen über eine Vermögensteuer für Milliardäre. Am G20-Gipfel könnte sie zum Thema werden.

mdb. Robert Reich ist Professor für öffentliche Politik an der University of California. Von 1993 bis 1997 war er Arbeitsminister unter Bill Clinton. Hier sein Artikel, mit dem er die Idee einer weltweiten Vermögenssteuer für Milliardäre unterstützt.

Eine weltweite Mindeststeuer für Milliardäre: Das klingt wie ein Hirngespinst. Aber in Wirklichkeit haben Finanzminister aus Frankreich, Brasilien und anderen G20-Ländern begonnen, darüber zu diskutieren. Wenn die US-Finanzministerin Janet Yellen im November am nächsten G20-Gipfel in Rio teilnimmt, wäre es wichtig, dass sie eine solche weltweite Steuer auf Milliardärsvermögen befürwortet.

Ungleichheit wird grösser

Die Vermögensungleichheit vergrössert sich ständig. Im letzten Jahr haben die reichsten Menschen der Welt ihre privaten Vermögen um 1,5 Billionen Dollar vermehrt. Gleichzeitig fallen die Armen der Welt in extreme Armut, da die Inflation das Lohnwachstum von zwei Milliarden Menschen übersteigt. Die sich verstärkenden Einkommens- und Vermögensunterschiede sind gefährlich für unsere Demokratie. Denn sie sorgen für Instabilität, und sie tragen dazu bei, dass Diktaturen entstehen.

Auch Reiche sind dafür

Die Mehrheit der wohlhabenden Menschen in den G20-Ländern ist für eine Besteuerung von extremem Reichtum. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter 2385 Millionären in G20-Ländern zeigte, dass volle drei Viertel eine weltweite Vermögenssteuer von zwei Prozent für Milliardäre befürworten.

Und warum? Die Befragten haben erkannt, dass die weltweite Sicherheit und die Zukunft der Demokratien davon abhängen. 54 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass extremer Reichtum die Demokratien bedroht. Und 72 Prozent finden, mit extremem Reichtum lasse sich Einfluss auf die Politik erkaufen.

Der G20-Gipfel ist der richtige Ort

Dass die Bevölkerung eine weltweite Mindeststeuer für Milliardäre befürwortet, ist klar. Was wir nun brauchen, ist die Unterstützung von Staats- und Regierungschefs. Sie müssen vorpreschen, die Steuer beschliessen und in die Tat umsetzen. Der G20-Gipfel ist der richtige Ort für einen solchen Beschluss.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.