Sperberauge

Pensionskassen und die Börsenblase

Sperber Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsKeine © Bénédicte Sambo

Red. /  Der Grossinvestor und Multimilliardär Warren Buffett verschiebt sein Geld aus den Aktien ins Bargeld. Er erwartet einen Kurzsturz.

upg. Kürzlich wurden die Quartalsgewinne der Nationalbank freudig verkündet und die Pensionskassen machen wieder genügend hohe Renditen, um Probleme mit Umwandlungssatz und Rentenalter vergessen zu machen.
Doch alle diese guten Erträge beruhen in erster Linie auf den stark gestiegenen Werten von Aktien. Doch diese beruhen auf einer Blase an der Börse, die mit der realen Wirtschaft wenig zu tun hat, dafür umso mehr mit den Aktienkäufen der Notenbanken sowie deren Null- oder Minuszinspolitik. Beides ist alles andere als nachhaltig.
Vor fast jedem grösseren Börsencrash der Geschichte ging eine Euphorie an den Börsen voraus. Nur wenige Investoren hatten jeweils auf frühe Warnsignale reagiert.
Vielleicht ist es heute der Multimilliardär Warren Buffett: Seine Investmentfirma Berkshire Hathaway hat Milliarden als Barreserven von den Börsen abgezogen.


Die Investmentfirma Berkshire Hathaway von Warren Buffet hält zur Zeit enorme Anlagen in bar. Quelle: Berkshire Hatdhaway; Grafik: Media Pioneer von Gabor Steingart.

Buffett sieht die Welt – und insbesondere die Welt der Aktien – offensichtlich am Ende eines Wachstumszyklus und hat daher die Cash-Reserven dramatisch erhöht, kommentiert Gabor Steingart in seinem «Morning Briefing». Am Ende des zweiten Quartals lagen die Barreserven bei 122 Milliarden US-Dollar – ein Rekord. Mehr als jeder zweite Dollar seines Aktienportfolios (siehe Grafik) liegt damit neben dem Spieltisch.

Buffett sei nicht allein. Auch in andern Ecken der Erde gehen einige wichtige Investoren in Warteposition:

► Laut Merrill Lynch pumpen Anleger ihr Geld derzeit lieber in Anleihen oder auf ihre Bargeldkonten – und entziehen dem Aktienmarkt damit Liquidität.

► Der Rückzug findet auf Raten statt: Nach Angaben des Investment Company Institute haben die Anleger schon im April und Mai einen mehrwöchigen Rückzug vom US-Aktienmarkt vollzogen und ein Nettovermögen in zweistelliger Milliardenhöhe entnommen.

► Christian Nolting, Chief Investment Officer für Deutsche Bank Wealth Management, die mehr als 338 Milliarden Dollar verwaltet, hat das Aktienportfolio von 50 auf 40 Prozent reduziert. Man sei im «Geldmitnahmemodus», erklärt der Manager.

► Die Konjunkturaussichten verunsichern auch den 222 Milliarden Dollar schweren Fonds von Pictet Wealth Management, der seine Barreserven zwischenzeitlich auf 15 Prozent anhob. Es ist das Dreifache von dem, was vergleichbare Fonds über ein Jahrzehnt an Barreserven halten sollten, so «Bloomberg».

Es stellt sich die Frage, ob die Pensionskassen den wenigstens teilweisen Ausstieg aus den Aktien verpassen, so dass sich die Reichsten vor einem Crash rechtzeitig in Deckung bringen, während die künftigen Rentnerinnen und Rentner die Folgen eines grossen Börsencrashs voll zu spüren bekommen werden.

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2 Meinungen

  • am 6.08.2019 um 10:40 Uhr
    Permalink

    Das gibt mir aber auch zu denken, und zwar auf mehr als einer Schiene. Das Bargeld, das der da ‹parkt›, ist für den Rest der Welt verloren. Es tut nichts mehr, es lagert nur.

    Und wenn ein riesiger Börsencrash kommt, dann muss man sich anschliessend mit Sicherheit fragen, ob das nicht auch andere Konsequenzen hat, zum Beispiel ein Wertverlust des Geldes an sich. Dann schmelzen die geparkten Milliarden dahin wie Butter an der Sonne…

  • am 6.08.2019 um 18:16 Uhr
    Permalink

    @Mäder. Sobald Immobilienpreise und Aktienkurse stark fallen, kann man mit Bargeld wieder günstig einsteigen.

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