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Näherinnen leiden doppelt unter Corona-Krise © public eye

Arme trifft es am härtesten

Markus Mugglin /  COVID-19 trifft Millionen von Näherinnen - viele Modekonzerne drücken sich vor ihrer Verantwortung.

Die Kleiderläden sind seit Wochen geschlossen, die Umsätze eingebrochen und manche Ladenbesitzer haben Mühe, für ihre fixen Kosten wie etwa Mieten aufzukommen. Umfangreiche Hilfspakete vermögen den Schaden hierzulande zu begrenzen. Viel dramatischer trifft es die Menschen, vor allem Frauen, welche die Kleider nähen – in Bangladesh, Indien, Kambodscha, Myanmar und anderen Entwicklungsländern. Tausende Fabriken stehen vollständig oder teilweise still, weil die Aufträge ausbleiben. Viele Kleiderkonzerne haben ihre Bestellungen storniert, einige weigern sich sogar, für bestellte oder schon produzierte Ware zu bezahlen. Kleiderfabrikanten erklären sich deshalb ausserstande, Löhne für bereits geleistete Arbeit auszuzahlen.
Wie sich global tätige Konzerne verhalten, macht die «Clean Clothes Campaign» publik (aufgerufen am 23.04.2020). Einige Unternehmen – wie beispielsweise Adidas, H&M, der spanische Grosskonzern Inditex (Zara) oder Nike – stehen zu ihren Aufträgen und haben sich verpflichtet, für produzierte und noch in Produktion befindliche Ware zu bezahlen. Andere wie etwa C&A, GAP, Walmart oder Tesco haben sich offenbar nicht dazu bereit erklärt.
Die internationale Kampagne dokumentiert in einem Live-Blog die Situation des Textilsektors in den asiatischen Ländern. Die Arbeitsbedingungen sind zwar in vielen Fällen äusserst prekär, die Löhne trotz überlanger Arbeitszeiten oft nicht existenzsichernd. So wenig das auch immer einbrachte, es war für die Näherinnen aber noch immer besser als nichts. Jetzt fürchten Millionen wegen des Coronavirus nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um ihre Existenzgrundlage. Die «Clean Clothes Campaign» fordert die Modeunternehmen auf, die Menschen, die ihre Waren herstellen, vor den negativen Folgen der Pandemie zu schützen und deren Existenzgrundlagen auch während des Lockdown zu gewährleisten – damit nicht die Schwächsten am härtesten von der Krise getroffen werden.


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Reich, arm, ungleich

Grösser werdende soziale Kluften gefährden demokratische Rechtsstaaten.

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