CO2

Die Nationalbank investiert 10,8% ihres US-Aktienportfolios in Unternehmen der fossilen Industrie © pixabay/cc

Nationalbank soll klimafreundlicher anlegen

Celia Luterbacher, Swissinfo.ch /  Die Anlagepolitik der SNB untergräbt die Bemühungen, die globale Klimaerwärmung zu reduzieren.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sollte den Schweizer Finanzplatz einem «Klima-Stresstest» unterziehen. Das fordert die Klima-Allianz Schweiz. Denn die Auswirkungen des Klimawandels könnten das Finanzsystem an den Abgrund bringen. Es drohten Konkurse der von fossilen Brennstoffen abhängigen Unternehmen, deren Banken und Versicherungen.
In zehn Empfehlungen zeigt die Klima-Allianz auf, wie die SNB mit nachhaltigen Anlagen gleichzeitig das Klima und die Stabilität des Schweizer Finanzsystems schützen kann. Die Empfehlungen basieren auf einer  Studie von Artisans de la Transition aus dem Jahr 2016. Diese zeigte, dass die jährlichen Kohlendioxid-Emissionen (CO2), die durch die Aktienanlagen der SNB generiert werden, denen der gesamten Schweiz entsprechen. Damit unterstütze die Anlagepolitik der Bank eine globale Temperaturerhöhung von 4 bis 6 Grad Celsius.
Diese Temperaturerhöhung wurde berechnet, indem der Technologiemix im Aktienportfolio der SNB mit verschiedenen von der Internationalen Energieagentur entwickelten Klimaerwärmungs-Szenarien verglichen wurde. Dabei sei nicht die SNB selbst die Ursache für einen solchen Temperaturanstieg, erklärt Christian Lüthi, Geschäftsführer der Klima-Allianz Schweiz. Vielmehr trügen ihre Investitionen dazu bei und stünden im Einklang mit einem solchen Erwärmungsszenario.

Eine kürzlich veröffentlichte Folgestudie habe diese Befunde klar bestätigt, so Lüthi. Die Ergebnisse würden eindeutig gegen die Emissionsziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 verstossen, das auch von der Schweiz ratifiziert wurde und die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius begrenzt.
«Wir konnten belegen, dass die Anlagepolitik der Nationalbank die Bemühungen der Schweiz um den Klimaschutz und um eine Verbesserung der Situation der ärmsten Länder zerstört», sagt Markus Keller. Er ist Vizepräsident des Vereins Fossil-free.ch, der die Studien von Artisans de la Transition auf Deutsch übersetzt hat.
Investitionen in erneuerbare Energien verdoppeln
Die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle stösst Treibhausgase wie CO2 aus. Deshalb müsse sich die Praxis der SNB ändern, die Erkundung, Erschliessung und Förderung neuer Vorkommen fossiler Brennstoffe zu finanzieren, fordert die Klima-Allianz.
So investiert die Nationalbank gemäss der Folgestudie zu wenig in erneuerbare Energietechnologien. «Nur 11% der Aktien, welche die Stromproduktion betreffen, entfallen auf Unternehmen, die auf neue erneuerbare Energien ausgerichtet sind, im Gegensatz zu 73% für fossile Stromproduktion», heisst es. Das 2-Grad-Celsius-Klimaziel würde demnach mindestens eine Verdoppelung der Investitionen im Bereich der Erneuerbaren erfordern.
Die Empfehlungen der Klima-Allianz, die unter Beteiligung von Wirtschafts-, Finanz-, Umwelt- und Klimaexperten an mehreren Schweizer Universitäten formuliert wurden, sollen zeigen, wie die SNB «im bestehenden Mandat klimafreundlich investieren kann und ihre Aufgabe zur Bewahrung der Finanzstabilität durch Einbezug der Klimarisiken nachkommen soll».
So solle die SNB beispielsweise «Klima-Stresstests» und Szenarioanalysen für den Schweizer Finanzsektor – Versicherungen, Banken, Pensionskassen – durchführen und Massnahmen «zur Eindämmung von Makro-Risiken» veröffentlichen. Auch solle sie ihre Anlagerichtlinien erweitern, um Investitionen in Unternehmen auszuschliessen, die «systematisch gravierende Klimaschäden» verursachen, fordert die Klima-Allianz.
«Ohne die Dekarbonisierung der Nationalbank ist das Pariser Klimaabkommen nicht umsetzbar», so Klima-Allianz-Geschäftsführer Lüthi. «Je später die Nationalbank wirksame Massnahmen ergreift, desto plötzlicher kann es zu einer Krise des Schweizer Finanzsystems kommen.»

Video der Klima-Allianz Schweiz zum Thema


Dieser Beitrag ist zuerst auf swissinfo.ch erschienen.


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Eine Meinung zu

  • am 4.05.2018 um 14:29 Uhr
    Permalink

    Die Anlagepolitik der Schweizerische Nationalbank untergräbt die Bemühungen, die globale Klimaerwärmung zu reduzieren. Diese Bank sollte deshalb den Schweizer Finanzplatz einem «Klima-Stresstest» unterziehen. Das fordert die Klima-Allianz Schweiz.

    Die Nationalbank, Banken, Versicherungen und Pensionskassen sollten auch keine Gelder mehr in Konzerne investieren die Atombomben und Rüstungsgüter produzieren. Ein Atomkrieg, auch nur mit 100 der vorhandenen tausenden nuklearen Sprengkörper, würde zu einer Abkühlung des Erdklimas führen. Als Folge würde es zu Ernteausfällen und weltweiten Hungersnöten kommen. Atomraketen können in wenigen Minuten gestartet werden. – Hoffentlich passieren auf den Atomstützpunkten nie Fehler, in Büchel in Deutschland, in den Niederlanden, in Belgien, in Aviano und Ghedi in Italien, in Incirlik in der Türkei, in Faslane in Grossbritannien, in Frankreich, in Kaliningrad in Russland, in den USA, in Indien, Pakistan, Israel oder auf mit Nuklearraketen bestückten U-Booten und Kriegsschiffen.

    Wie am 20. August 2017 in der NZZ am Sonntag zu lesen war, hatte damals „unsere“ Schweizerische Nationalbank 1,2 Milliarden Franken in US-Unternehmen angelegt die Nuklearwaffen produzieren. Laut dem «Don’t Bank on the Bomb» Report investieren weltweit seit Januar 2013 390 Banken, Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und Investitionsgesellschaften aus 26 Ländern in die Atomwaffenindustrie. Total soll es sich um 498 Milliarden US Dollar handeln.

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