Sperberauge

Neuste Corona-Statistiken aufbereitet und analysiert

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Infosperber publiziert Grafiken und Analysen von Josef Hunkeler, dem langjährigen Gesundheitsspezialisten des Preisüberwachers.

Einen unabhängigeren Analysten der Schweizer Corona-Zahlen als Josef Hunkeler gibt es kaum. Er hat Statistiken des Bundesamts für Gesundheit und der Swiss National COVID-19 Science Task Force verständlicher aufbereitet und analysiert. Einige seiner wichtigsten Schlussfolgerungen:

  • Die Reproduktionszahl R ist als Kriterium für Lockdown-Massnahmen «ungeeignet». Grund: Die Todesfälle werden teilweise «zu spät erfasst und verfälschen die Informationen, die von Medien verbreitet werden».
  • «Auch die Hospitalisierungsdaten bestätigen, dass praktisch nur Rentner von der Covid-Pandemie wirklich betroffen sind.»
  • «Es sind fast ausschliesslich Rentnerinnen und Rentner, die an Covid-19 sterben.»
  • «Die Covid-Tests wurden ab Mitte Juni praktisch verdoppelt. Wie die Fallzahlengraphik nahelegt, wurden neu vor allem auch jüngere Leute getestet und entsprechende ‹Fälle› – insbesondere bei jungen Männern der Altersgruppe 20-29 J. – gefunden.»
  • «Leicht höhere Hospitalisierungsraten zeigen, dass es ab Mitte Juni eine echte – nicht testbedingte – Intensivierung gegeben hat.»
  • «Die neuen Ansteckungen vor allem von jungen Leuten Ende Juni / Anfang Juli zeigt, dass die Geschichte nicht überstanden ist.»
  • Was die offiziellen Statistiken betrifft, «sind wir zwar noch weit entfernt von der gewünschten Transparenz – insbesondere in Sachen Schwere der Fälle, Dauer und Bedeutung der Hospitalisierungen. Aber die ‹Dashboards› des BAG und die dynamischen Graphiken sind doch schon ein guter Schritt in die richtige Richtung».

Wer sich in die Corona-Statistiken vertiefen möchten, findet im Arbeitspapier von Josef Hunkeler interessante Daten und Kommentare dazu.
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>>> Hier zur Datenauswertung und Analyse von Josef Hunkeler.
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Appell für eine Datenkompetenz-Kampagne

«Wie wichtig eine korrekte Datenerhebung, Prüfung der Vergleichbarkeit, korrekte kontextuelle Interpretation der Daten sind – aber auch das Verständnis, was uns die Daten nicht sagen können und wie wir mit Unsicherheit umgehen können, erleben wir täglich in der Coronakrise.» Das erklärt Monique Lehky Hagen, Co-Präsidentin der Konferenz der Kantonalen Ärztegesellschaften der Schweiz. Alle interessierten Organisationen und Einzelpersonen sollen einen Appell für eine Datenkompetenz-Kampagne unterschreiben.

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Infosperber-DOSSIER:
Coronavirus: Information statt Panik
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Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

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9 Meinungen

  • am 23.07.2020 um 11:46 Uhr
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    Danke für den ausführlichen Bericht!
    Was mir noch aufgefallen ist: seit dem 25.Juni werden die Tests vom Bund bezahlt und jeder darf sich testen lassen. Seit genau diesem Datum ist das Verhältnis von getesteten zu positiv-getesteten 5 mal schlechter geworden: am 27.Juni ergab sich 1 positiver Fall pro 292 getesteten und am 21.Juli musste für einen positiven nur noch 53 mal getestet werden.
    https://ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer?zoomToSelection=true&time=2020-03-03..&testsPerCaseMetric=true&dailyFreq=true&perCapita=true&smoothing=7&country=~CHE&pickerMetric=location&pickerSort=asc
    Eine Möglichkeit wäre, dass mit anderen Produkten getestet wird welche eine grössere Falsch-Positivenrate haben.
    Zu den Corona-Totenstatistik zeigt nur die Toten MIT Corona auf, d.h. wenn die CH ganz durchseucht wäre, gäbe es nur noch Coronatote.
    Beim Vergleich der Coronatoten pro Million pro Tag zwischen Schweiz und Schweden sieht man dass die Schweiz «besser» dasteht mit 0.03 Tote/Tag/Million während Schweden 1.3 Tote/Tag/Million aufzeigt.
    https://ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer?zoomToSelection=true&time=2020-03-03..2020-07-19&deathsMetric=true&dailyFreq=true&perCapita=true&smoothing=7&country=CHE~SWE&pickerMetric=location&pickerSort=asc
    Aber Schweden ist ja mit der Durchseuchung schon viel weiter.
    Unter dem Strich gibt es in der CH noch 1 Toten mit Corona pro 3-4 Tage.

  • am 23.07.2020 um 12:06 Uhr
    Permalink

    Eine sehr gute Arbeit, die das BAG hätte machen sollen (!), gratuliere Herr Hunkeler. Danke Infosperper, für die Info.
    Einige Schlussfolgerungen teile ich aber nicht ganz:
    1. «Die Reproduktionszahl R ist als Kriterium für Lockdown-Massnahmen «ungeeignet». Grund: Die Todesfälle werden teilweise «zu spät erfasst.."
    Man die R-Zahl über die positiv getesteten erstellen. Das wurde meines Wissens nach auch so gemacht. Wenn man dabei noch die Anzahl getesteten berücksichtigt, gibt es eine sinnvolle Zahl, auch weil Fehler sich so etwa aufheben würden.
    2. ««Die neuen Ansteckungen vor allem von jungen Leuten Ende Juni / Anfang Juli zeigt, dass die Geschichte nicht überstanden ist.» Diese Aussage ist falsch! Man hat vermehrt (junge) Leute getestet, die gemäss Test positiv sind. Aber der Test hat eine Fehlerquote und ist nicht einmal validiert! Alle positiven könnten falsch sein. Drosten am 13.4 noch dazu: «Gegen Ende des Verlaufs ist die PCR mal positiv, mal negativ, da spielt der Zufall mit».
    Was mir fehlt, ist der Vergleich zu einem Jahr mit starker Grippe.
    Aber die wichtigste Aussage: Sowohl hospitalisiert wie auch gestorben sind fast ausschliesslich Rentner. Was fehlt ist die Tatsache, dass es (fast) ausschliesslich solche mit mindestens einer schweren Vorerkrankung sind. Angenommen jeder 5. Rentner hat eine schwere Vorerkrankung: Mit den 70 Mill. Steuergelder wegen des Lockdows hätte man für jedem Fr 140 000! zu dessen Schutz ausgeben können, ohne andere- und ohne Folgeschäden.

  • am 23.07.2020 um 14:01 Uhr
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    Besten Dank das Sie die Coronazahlen immer und immer wieder ins richtige Verhältnis setzen. Auch das BAG hat ja an der letzten Medienkonferenz gesagt, die Situation sei unter Kontrolle. Leider erscheinen diese positiven Meldungen in den Medien kaum.

  • am 23.07.2020 um 14:04 Uhr
    Permalink

    Josef Hunkelers Analyse und – soweit halt möglich – Interpretation ist sehr zu begrüssen. Keine Panik, keine Hektik, keine parastatistischen Mystifizierungen.
    Ich frage mich, warum das BAG dies nicht auf solch ein Niveau bringt, resp. warum alle, die sich ernsthaft mit der Problematik auseinandersetzen, das Wort Intransparenz benutzen (müssen).
    Es ist – auch – für mich absolut unverständlich, warum der Aspekt der Gravität nicht offen kommuniziert und stoisch auf Fall/Todeszahlen beharrt wird?
    Gerade weil es sich um eine Bedrohung besonderen (potentiellen) Ausmasses handelt, müssen wir doch unbedingt eine Populationsspezifische Effekt- und Risikoeinschätzung aufstellen.
    Ich bitte den Infosperber auch hier, vermehrt Druck auf die entscheidenden Stellen auszuüben.
    Besten Dank für ihre Arbeit, ich schätze das extrem, was und wie sie das tun!

  • am 23.07.2020 um 18:33 Uhr
    Permalink

    Vielen Dank an Josef Hunkeler für den unermüdlichen Einsatz um Transparenz zu schaffen! ->zu Anhang 3 Aggregation vs statistische Unabhängigkeit – Übersterblichkeit = ? Der extreme, kurze Übersterblichkeits-Ausschlag 2 Wochen *nach* Einführung des Lockdowns ist auch hier [1] im Jahresvergleich seit 2010 auf Basis der gleichen BAG Quelle deutlich ersichtlich . Dieser massive Anstieg deckt sich nicht mit den Covid rapportierten Todesfällen der gleichen Periode. Die detaillierte Abklärung dieses sehr kurzfristig und überaus massiven Anstiegs gleich nach dem Lockdown ist eine Abtiefung wert. Dass in dieser Zeit Daniel Koch in einer Medienkonferenz dringend appellierte, wegen Corona nicht den Arztbesuch zu meiden, ist für mich ein Indiz, dass wir es hier mit tragischen Kollateralschäden verursacht durch den Lockdown selbst zu tun haben könnten. Nicht um Schuldzuweisungen zu machen, sondern um für zukünftige Lockdownentscheide seriöse Grundlagen zu haben.
    [1] https://swprs.files.wordpress.com/2020/06/schweiz-todesfaelle-2010-2020_woche_22.png

  • am 24.07.2020 um 11:59 Uhr
    Permalink

    Die Corona Toten sind die eine Seite der Medaille, die teilweise eklatanten Spätfolgen die andere Seite.
    Diese Spätfolgen treffen auch jüngere Personen, die einen milden Corona Verlauf hatten !

    "Welche Covid-19-Patienten sind von Langzeitfolgen betroffen?

    Das große Problem: Die Spätfolgen können jeden treffen. Egal, ob du einen schweren oder milderen Krankheitsverlauf hattest – Covid-19 hinterlässt in vielen Fällen auch nach der Genesung Spuren. Ärzte können sich noch nicht erklären, wie das Virus neben der Lunge auch andere Organe befallen kann.

    Welche Langzeitfolgen am häufigsten auftreten, ist ebenfalls nicht bekannt."

    https://www.womenshealth.de/health/diese-langzeitschaeden-loest-covid-19-aus/

  • am 25.07.2020 um 13:00 Uhr
    Permalink

    @Beat Schärer … auch wenn das BAG bis Heute keine Angaben zu den Pathologischen Vorerkrankungen Kommuniziert und dies mit mindestens einer Vorerkrankung, «abtut». Selbst dem BAG sind seit Anbeginn im März die Daten aus den 14 Tägigen Klinischen Studien zur Mortalität aus Italien vom ISS.it bekannt.
    Wie allen die es auf epicentro.iss.it verfolgt haben.

    Knapp 50% mit drei und mehr Pathologischischen Vorerkrankungen
    30% mit zwei
    29% mit einer
    1% bei welchen nichts bekannt oder gefunden wurde

    Aber es ist und war natürlich einfacher für das BAG die Verhältnismässigkeit zu begründen.
    Wenn man Multiplex Erkrankungen als
    "Mindestens eine Vorerkrankung» kommuniziert.

  • am 25.07.2020 um 13:46 Uhr
    Permalink

    Als ob es noch nie eine Grippewelle gegeben hätte ….
    Statistisch sterben rund 34 % an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ca 7 % an Atemwegserkrankungen.
    Jedes Jahr verursachen Grippeviren Atemwegserkrankungen und für viele mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist diese zusätzliche Erkrankung zuviel und sie sterben, sogenannte Grippetote.
    * Hatten die Grippetoten in den früheren Jahren den keine Vorerkrankungen?
    * Gab es bei frühreren Grippewellen auch solche Tests?

    Die Coronaleugner behaupten einfach, es hätte angeblich noch nie Grippetote gegeben, nur um an ihrer fingierten Apokalypse festhalten zu können.

  • am 27.07.2020 um 15:02 Uhr
    Permalink

    Die Aufsicht hat die Übersicht verloren.

    Es gibt immer mehr Wissenschaftsgebiete und innerhalb dieser gibt es immer tiefer verzweigte Teilgebiete. Die jeweiligen wissenschaftlichen Modelle enden an eifersüchtig gehüteten Grenzen.
    Wissenschaftler, Entscheider in der Exekutive, Statistiker, Theoretiker UND Praktiker müssten sich vielmehr interdisziplinär u. konstruktiv über das Ganze verständigen, insofern Verstand haben.
    Wer je über die sogenannte ‹Antinomie› reflektiert oder sich selbst aufgeklärt, weiss dass es zwei oder mehrere gut begründete Aussagen über einen Sachverhalt geben kann, die aber doch logisch widersprüchlich sind.

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