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Cinque Terre in Ligurien: Wer hier Ferien macht, muss in Quarantäne © H.Guggenbühl

Corona: Quarantäne-Risiko schützt den inländischen Tourismus

Hanspeter Guggenbühl /  Wer in der Schweiz Ferien macht, muss nicht in Quarantäne, obwohl das Corona-Risiko hier grösser ist als zum Beispiel in Italien.

Wenn in einem Gebiet während 14 Tagen mehr als 60 von 100 000 Personen (0,6 Promille) positiv auf das Covid-19-Virus getestet werden, stufen die Schweizer Behörden das betreffende Land oder einzelne Regionen in unseren Nachbarstaaten als Risikogebiet ein. Wer ferienhalber in eines dieser Gebiete reist, riskiert nach seiner Rückkehr eine zehntägige Quarantäne. Ausgenommen von dieser Regelung ist die Schweiz selber sowie die an die Schweiz angrenzenden Regionen.

Um die betroffenen Länder und Regionen zu erfassen, führt das BAG eine entsprechende «Risikoliste», die periodisch aktualisiert wird. Zuletzt war das ab 12. Oktober der Fall. Ab diesem Tag setzte das BAG – neben andern – folgende drei beliebten Ferienregionen in Italien neu auf diese Liste: Kampanien mit dem Zentrum Neapel, Venetien und Sardinien. Ligurien an der italienischen Riviera figurierte schon früher auf dieser Liste und bleibt darauf.

Wer die Herbstferien extra in Italien verbrachte, weil dort das Ansteckungsrisiko gemäss Statistik deutlich geringer war (und immer noch ist) als in der Schweiz, und wer dummerweise eine der vier genannten Regionen als Ferienort wählte, musste bis spätestens am letzten Montag (12. Oktober) vorzeitig heimreisen, um eine Quarantäne zu vermeiden. Wer hingegen am Genfersee oder einer andern Region der Schweiz Ferien machte und macht, wie das etwa Bundesrat Ueli Maurer ausdrücklich empfahl, muss nicht in Quarantäne. Das kommt einer Bevorzugung des inländischen Tourismus gleich.

Risiko in Schweizer Ferienorten höher

Besonders störend ist diese Vorzugsbehandlung von Schweizer Ferienorten, weil die Corona- Ansteckungszahlen in der Schweiz als Ganzes und in einzelnen inländischen Ferienregionen heute viel höher sind als im Ausland. Das zeigen die täglich aktualisierten Daten auf der SRF-Homepage unter dem Titel «Coronavirus: So entwickeln sich die Fallzahlen weltweit»:

Nachstehend als Beispiel die Durchschnittsdaten der Schweiz und Italiens sowie der vier erwähnten Ferienregionen in Italien im Vergleich mit einigen Kantonen in der Schweiz. Dabei handelt es sich immer um die – für die Quarantäne relevanten – Zahlen der positiv auf Covid-19 getesteten Personen während 14 Tagen pro hunderttausend Einwohner, aktualisiert Stand 20. Oktober 2020 (Nachmittag):

Durchschnitt Italien: 159

Ligurien: 348
Kampanien:   241
Venetien: 163
Sardinien:     132

Durchschnitt Schweiz: 320

Kanton Genf:

689
Kanton Wallis:     770
Kanton Waadt: 501
Kanton Zürich: 305

Zusammengefasst zeigen die obigen aktuellen Zahlen: Die Ansteckungsrate ist im Schweizer Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie in Italien. Und in den Westschweizer Regionen Genf, Waadt und Wallis sowie im Kanton Zürich ist das Ansteckungsrisiko zwei bis dreimal so hoch wie in den erwähnten quarantänepflichtigen italienischen Regionen. Ähnliche Vergleiche mit anderen Staaten oder Regionen belegen ebenfalls: Der Schutz des inländischen Tourismus hat heute Vorrang vor dem Schutz einer Ansteckung mit dem Corona-Virus.


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6 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 16.10.2020 um 09:31 Uhr
    Permalink

    Ich bin nicht ganz so sicher, ob das von Swiss-Tourism so gewollt wurde oder ob es sich nicht schlicht und einfach um institutionalisierte administrative Inkompetenz handelt.

    Das irrelevante und m-W. nie wissenschaftlich begründete Inzidenzkriterium (n.b. ohne Referenz auf physische Bevölkerungsdichte) wurde in der Verwaltung quasi zur «Heiligen Kuh». Wenn nun die Inzidenzwerte sich plötzlich verändern – ob real oder aufgrund von neuen Erhebungsmethoden – kann die normative Regel in einem inerten Verwaltungsmilieu nicht sachgerecht angepasst werden. Die Regeln des «Beamten-Mikado» haben auch hier Vorrang. «Der erste der sich bewegt, hat verloren.» Herr Poggia in Genf jedenfalls hat für seine Vorschläge noch kaum Unterstützung erhalten.

  • am 16.10.2020 um 15:38 Uhr
    Permalink

    Nichts gegen Ferien im Inland, aber bitte nicht diese unsachliche Bevormundung durch unsere Politik!

  • am 16.10.2020 um 20:40 Uhr
    Permalink

    madeira ist auch ein schönes beispiel. die meisten in der statistik erfassten fälle sind englische touristen, die am flughafen postiv getestet und in quarantäne versetzt wurden. sogar MIT diesen fremden und isolierten bleibt die infektionsrate wesentlich tiefer als in der schweiz. und eben: die relevanz der anzahl positiv getester ist ohnehin nicht gegeben, wie infosperber zu recht immer wieder moniert.

  • Werner_Vontobel
    am 16.10.2020 um 22:05 Uhr
    Permalink

    Die Massnahme ist ohnehin unsinnig. Rechnen wir: 107 von 100’000 Sarden sind positiv. Nehmen wir grosszügig eine Dunkelziffer von 1000% an. Und gehen wir weiter davon aus, dass man in Schnitt 14 Tage lang positiv bleibt. Das hiesse, dass im Schnitt 1070 von 100’000 – oder gut 1 Promille der Sarden, bzw. Menschen die aus Sardinien einreisen, Corona-Positiv sind. Das wiederum heisst, dass wir rund 1000 Leute 10 Tage in Quarantäne schicken müssen, um einen positiv Getesteten zu erwischen. Da jedoch der eigentliche Zweck dieser Übung darin besteht, Spitalaufenthalte zu vermeiden, müssen wir diese Zahl noch einmal mit mindestens 30 multiplizieren. Somit brauchen wir rein rechnerisch – 300’000 Tage Quarantäne Tage um einen Spitalaufenthalt zu verhindern. Soweit meine provisorische Rechnung. Hat das BAG eine bessere? Oder hat es sich dazu noch gar keine Gedanken gemacht?

  • am 17.10.2020 um 09:43 Uhr
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    Man sieht sehr gut, dass dies politisch und wirtschaftlich motivierte «Lockerungen» der Massnahmen sind. Mit einer selektiven Auswahl werden nur Lücken geschaffen, durch die sich das Virus ausbreiten kann. Reisestop in Länder, wo das Virus herrscht, ist die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass wir zusätzlich zu den inländischen noch die importierten Viren «bekämpfen» müssen. Dasselbe gilt im Inland. Nur wenn Orte mit Viren gemieden werden, kann das Virus ausgerottet werden. Dies bedingt aber, dass medizinische Grundlagen bestimmen, wo Viren sind, und nicht politische. Dass die Politik eher das Gegenteil bewirkt, weil sie Einschränkungen an einem Ort machen, und Ausnahmen an anderen Orten sieht man an den Zahlen, die kontinuierlich steigen trotz Massnahmen. Um ehrlich zu sein, man hätte den Lockdown nicht in der ganzen Schweiz aufheben sollen, sondern nur dort, wo keine Viren mehr sind, dann wüssten wir nämlich jetzt, wie sich das Virus verbreitet.
    Ich habe eh den Verdacht, dass das Virus sich auch auf Lebensmitteln verbreiten kann, besonders auf Schweinefleisch. Ich glaube nämlich nicht, dass die Wohnungen der Fleischarbeiter allein schuld sind, dass Tönnies eine so hohe Anzahl an Infizierten haben kann, leben die Arbeiter doch isoliert, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich ausserhalb angesteckt haben ist doch recht klein. Aber das ist nur eine Verschwörungstheorie, Theorien sind aber möglich, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist.

  • am 18.10.2020 um 10:56 Uhr
    Permalink

    Quarantäne-Risiko, Corona-Risiko sind Worte, die es so gar nicht geben kann. Ob man sich in Quarantäne begeben muss, ist kein Risiko, es ist eine festgesetzte Regel, die bei eigenem Denken verhindert werden kann, also ist Quarantäne kein Risiklo, es ist eine Tatsache, die von jedem selber bestimmt wird. Auch Corona Risiko, es gibt keine Krankheit, die Corona heisst, also gibt es auch kein Risiko, sich mit Corona anzustecken. Aber nennen wir das Ding nun SARS-Cov2-Risiko, das gibt es auch nicht, SARS-Cov2 ist ein Virus, welches das Risiko birgt, das man an Covid19 erkranken kann. Also ist das SARS-Cov2 auch kein Risiko. Das einzige Risiko besteht für SARS-Cov2-Träger, dass sie an Covid19 erkranken, und wenn jemand Covid19 hat besteht ein Risiko, dass er an Covid19 stirbt. wir hatten seit Beginn 74422 SARS-Cov2 Träger, von diesen 74422 Infizierten kamen 5276 ins Spital, das heisst ein Achtel kam ins Spital, sieben Achtel nicht. von den 5276 Spitalisierten starben 1823, das heisst jeder Dritte. Nimmt man nun das Risiko der Infizierten im Verhältnis zu den gemachten Test (1578103)erhält man von 20 Tests sind 19 negativ. auf die Bevölkerung ausgerechnet heisst das, dass ein fünftel getestet wurde. Rechnet man die Zahlen hoch heisst das, 8236000 Tests fallen negativ aus, wenn man die ganze Bevölkerung getestet hat, und eine halbe Million infiziert, davon kommen 100000 ins Spital und 30000 Sterben. Das Risiko an Covid19 zu sterben beträgt also 1:300 bei Nichtgetesteten.

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