
Davide Pagliarani, Generaloberer der Piusbrüder, Papst Franziskus
Piusbrüder werfen dem Papst «Gottlosigkeit» vor
In einem Pamphlet gegen die Religionsfreiheit wirft der neue Chef der Piusbrüder dem Papst «Gottlosigkeit» und «Häresie» vor.
Im neusten Mitteilungsblatt (S. 20 f.) der Piusbrüder steht ein Pamphlet gegen die Religionsfreiheit, und zwar in Form einer Attacke gegen Papst Franziskus, weil dieser am 4. Februar 2019 mit dem Grossimam der Kairoer Moschee ein Dokument mit dem Titel «Die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt» unterzeichnet hat.
Das Dokument ist ein klares Bekenntnis des Papstes und des Grossimams zum Pluralismus der Religionen und folglich zum Menschenrecht der Religionsfreiheit:
Laut Davide Pagliarani, dem obersten Chef der Piusbrüder, ist dieses Dokument «nur ein auf Sand gebautes Haus» und es sei darüber hinaus «eine Gottlosigkeit, die Gottes erstes Gebot («Du sollst keine anderen Götter neben mir haben», Anm. d. Red.) verachtet und die die Weisheit Gottes (...) sagen lässt, dass ‘der Pluralismus und die Vielfalt der Religionen’ ‘ein weiser göttlicher Wille’ sei».
Solche Aussagen seien eine «Häresie» (Irrlehre, Ketzerei), weil sie «im Widerspruch zu dem Dogma, dass die katholische Religion die einzig wahre Religion ist» stünden. Denn Gott könne «sich nicht selbst widersprechen».
Ohne Jesus Christus könne es «keinen wahren Frieden geben». Deshalb sei es «unmöglich, Frieden ausserhalb der Herrschaft Christi und der von ihm gegründeten Religion zu finden». Wahre Brüderlichkeit gebe es «nur in Jesus Christus, und nur in ihm allein».
Pagliarani, der erst seit letztem Jahr im Amt ist, beruft sich in seiner Attacke gegen das Menschenrecht der Religionsfreiheit mehrmals auf die Bibel, beispielsweise auf das Zitat: «Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer nicht glaubt, wird verdammt werden.»
Piusbrüder geniessen Sympathien in konservativen Kreisen der SVP und CVP
Das Pamphlet des Chefs der Piusbrüder steht in der Tradition der Kritik der Piusbruderschaft am 2. Vatikanischen Konzil (1962 - 1965), mit dem die katholische Kirche vom Absolutheitsanspruch der katholischen Religion abrückte und die Religionsfreiheit postulierte.
Die Piusbrüder geniessen in konservativen Kreisen der SVP und CVP grosse Sympathien. Beispielsweise der Walliser CVP-Ständerat und Ständeratspräsident Jean-René Fournier ist ein bekennender Anhänger der Piusbruderschaft und im Kanton St. Gallen konnten die Piusbrüder auf die Protektion der CVP und SVP zählen, als es um die Piusbrüder-Schulen ging. Eine Phalanx von SVP und CVP versenkte im St. Galler Kantonsrat eine Motion, die den Schulen der Piusbrüder Grenzen setzen wollte.
Pikantes Detail: Paradoxerweise ist der vom Chef der Piusbrüder angeschossene Papst Franziskus auch der Schutzpatron des konservativen Churer Bischofs Vitus Huonder, der nach seinem Rücktritt ins Knabeninstitut der Piusbrüder nach Wangs/SG übersiedeln will.
Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors
Keine
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5 Meinungen
- Im Umgang mit der katholischen Kirche gilt das sog.e 'Duale System'.
-- In inner-kirchlichen Fragen entscheidet 'Rom', also vorwiegend diktatorisch.
-- In landes-kirchlichen Fragen entscheidet die Landeskirche, sprich die Mitglieder (also auch die Frauen) demokratisch.
- Die Pius-Brüderschaft steht ausserhalb dieses Systems.
-- Wir mischen uns bei ihnen nicht ein.
-- Sie haben uns Nichts zu sagen.
- Huonder hielt sich nie an die Spielregeln.
Wieso geben wir diesen Leuten eine Plattform + regen uns auf? Ich bin dagegen, den alten Streit von 1847 (Sonderbund-Krieg) zwischen Katholiken + Protestanten in der Schweiz wieder aufleben zu lassen. Wir haben ihn klug geregelt. Er ruhe in Frieden.
Was bedeutet das konkret?
- 'Huonder' ist Geschichte. Er darf sich den Pius-Brüdern anschliessen. Aber wir dulden es nicht, wenn er weiter hetzt.
- 'Rom' soll wissen, dass für uns auch im Bibstum Chur das vereinbarte duale System gilt. Hält es sich nicht daran, haben wir Streit + fechten ihn aus.
Es genügt. Und eine neue Plattform geben wir diesen rückwärts gewandten Leuten nicht.
Zitat: «Die Freiheit ist ein Recht jedes Menschen: ein jeder geniesst Bekenntnis-, Gedanken-, Meinungs- und Handlungsfreiheit....» Zitat Ende.
Glaubens- und Meinungsfreiheit, ja, ohne wenn und aber. Aber Handlungsfreiheit? Da würden die selbsternannten Stellvertreter Gottes (jeglicher Couleur) auf Erden in Gottes Auftrag alles das tun, was uns seit Jahrhunderten bekannt ist. Und sie geben vor, Gottes Recht und Gottes Willen zu kennen, wie etwa Vitus Huonder selbst erklärte. Handlungsfreiheit ist beschränkt durch unsere säkularen Rechte, wer gegen diese handelt wird angeklagt wandert vor Gericht. Wie viele Jahrhunderte braucht dieser Kindergarten noch, um das zu begreifen?
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