Musica_Curiglia

Ein Geiger und eine Gitarristin vor der Türe zur Kirche von Curiglia (Italien) © cm

In schwierigen Zeiten ist Musik besonders wichtig!

Christian Müller /  In Zeiten der Grenzschliessungen ist die Musik der Gegenpol: Sie ist grenzüberschreitend und lässt die Herzen zusammenkommen.

Ob Zeitung, Radio oder Fernsehen: Es gibt fast nur noch ein Thema: Die Covid-19-Krise. Kluge Berater mahnen bereits, nicht nur die empfohlenen Verhaltensregeln – Abstand und Hygiene – einzuhalten, sondern sich auch nur noch einmal am Tag die meist traurigen Nachrichten zu Gemüte zu führen. Denn zu einem gesunden Körper mit einer starken eigenen Immunabwehr gehört auch die psychische Gesundheit: die gute Laune, die Freude, der Optimismus auf bessere Zeiten.

Was ist dazu am besten geeignet? Es ist die Musik!

Ich rede nicht aus eigener Erfahrung, aber aus der Lebenserfahrung meines Vaters Otto Müller-Blum. Er war nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz viel im kriegszerstörten Deutschland und half mit, Aufbau-Gruppen zu organisieren, vor allem auch in Lehrerkreisen, den Glauben an eine bessere Zukunft wiederauferstehen zu lassen, neue Gemeinsamkeiten zu schaffen. Und wie machte er das? Mit Musik! Bei Zusammenkünften lehrte er die Anwesenden jeweils in wenigen Minuten den von ihm selbst komponierten vierstimmigen Kanon «Wenn eine tannigi Hose het» – oder auch einen anderen von ihm komponierten Kanon – und schon war eine Gruppe zusammengeschweisst, aufgestellt, motiviert. Nicht zufällig wurde «Wenn eine tannigi Hose het» in der Folge zum regelrechten Gassenhauer, weit über Deutschland hinaus bis nach Japan, obwohl schon in Deutschland eigentlich niemand mehr verstand, was der Text bedeutete. (Wer den Kanon hören möchte, kann hier anklicken. Und es gibt auch eine verjazzte Version der «Harlem Ramblers», die mir sehr gut gefällt; hier anklicken).

Doch vorwärts zur traurigen Gegenwart: In Italien, wo ich mehr bin als in jedem anderen Land, war und ist die Musik ein wichtiger Teil der Kultur. Es ist kein Zufall, dass jetzt, wo Millionen von Menschen unter Hausarrest stehen, auf den Balkonen der Mehrfamilienhäuser Musik gemacht wird. Ein ans Herz gehendes Beispiel aus Florenz zeigt einen solchen Balkon – und man beachte die dortigen Menschen. Auch die Hautfarbe ist da keine Grenze mehr (hier anklicken)!

Dass Musik nicht nur die Menschen im engen Quartier zusammenhält, zeigt zum Beispiel auch eine internationale Aktion – und in einem ganz anderen Stil: hier anklicken. Geht nicht auch die ans Herz?

Auch weltberühmte Orchester engagieren sich

Allein schon die Angebote der Musiker zeigen, dass sie ihren Beitrag zur Überwindung dieser schwierigen Zeit leisten wollen. Freunde der klassischen Musik zum Beispiel können die Berliner Philharmoniker statt im teuren Konzertsaal jetzt zuhause hören – unentgeltlich. (Hier die Anleitung, wie man sich das am PC einrichtet.) Wer darauf achtet, von welchen Komponisten hier Werke aufgeführt werden, kann es auch hier sehen: Wenigstens in der Musik gibt es keinen West-Ost-Konflikt.

Wie wäre es, sich einmal Modest Mussorgskys «Bilder einer Ausstellung» in ganzer Länge anzuhören, zum Beispiel in der Orchestrierung von Maurice Ravel? Im Internet gibt es dieses Konzert unter anderem gespielt vom Landesjugendorchester Baden-Württemberg, Dauer 38 Minuten, hier anklicken. Gerade dieses Konzert zeigt auch, wie nahe Musik und die Malerei beieinander sind. «Bilder einer Ausstellung», eines meiner Lieblingskonzerte!

Doch zurück nach Italien, zur Lebensfreude!

Wer erinnert sich nicht an die Zeiten, da die italienischen Schlager aus allen Lautsprechern tönten! Ich mag klassische Musik, aber jetzt, da in einzelnen Regionen Italiens so fürchterliche Zustände herrschen, schlägt mein Herz ganz stark auch für Bella Italia. Und natürlich hole ich mir jetzt auch die alten Schlager von Toto Cotugno und Adriano Celentano zurück ins Haus oder die Musik von Paolo Conte, der mich in den 80er Jahren immer wieder erfreute.

Wo finden? Hier ein paar Links, die man anklicken und so die lebensfrohen Lieder wieder hören kann. Zur eigenen Freude – und ein bisschen auch zur moralischen Unterstützung unser südlichen Nachbarn.

  • AZZURRO von Adriano Celentano.
  • L’ASCIATE MI CANTARE von Toto Cotugno
  • VOLARE – NEL BLU DIPINTO DI BLU von Domenico Modugno
  • FELICITA von Al Bano
  • SOTTO LE STELLE DEL JAZZ von Paolo Conte

    Lasst uns hoffen, dass auch Italien wieder lebensfrohen Zeiten entgegen gehen kann!

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    2 Meinungen

    • am 26.03.2020 um 12:00 Uhr
      Permalink

      Da bin ich mit herr müller ausnahmsweise mal völlig einig. Celentano, cotuno, aufsteller der besten sorte. Und so völlig unbeschwert dem heutigen genderhype gegenüber.

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