Pazifisten, kauft Rüstungsaktien!

Eigentlich ist die «Geld»-Seite in der «Sonntags-Zeitung» langweilig. Die Themen wiederholen sich seit Jahren: Auf lange Sicht sind Aktien rentabler als Obligationen. Eine hohe Rendite gibt es nicht ohne Risiko. Saron-Hypotheken sind günstiger als Festhypotheken. Aber mit Festhypotheken schläft es sich besser.

Der Börsenliebling

Doch nun hat der «Sonntags-Zeitungs»-Geldberater Martin Spieler ein neues Thema entdeckt: die Rüstung. Am 9. November fragte Leser oder Leserin Z. V. (wobei nie ganz klar ist, ob die Fragen echt sind): «Könnten Sie das Thema Rüstungsindustrie und Rüstungstitel genauer behandeln und Tipps geben, wie man in diesem Sektor investieren kann?»

Martin Spieler wurde fast schon euphorisch: Er hielt fest, «dass Rheinmetall direkt vom Rüstungsboom insbesondere in Europa profitiert und dadurch zum Börsenliebling aufgestiegen ist». Und: «Noch stärker haben die Rüstungsaktien der Renk-Group zugelegt, die um 300 Prozent gestiegen sind.»

Massive Aufrüstung

Der Geldberater empfahl Investitionen in die Rüstung ausdrücklich. «Für Rüstungsaktien spricht, dass viele Länder beschlossen haben, ihre Armeen aufzurüsten. Dieser Prozess hat gerade erst begonnen. Besonders deutlich zeigt sich dies in Deutschland. Die deutsche Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz hat eine massive Aufrüstung angekündigt und will die Verteidigungsausgaben bis 2029 auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts steigern.»

Spieler riet insbesondere zum Kauf von drei ETFs. Für diese warb er mitsamt der zwölfstelligen Isin-Nummer. Sie dient dazu, die ETFs eindeutig zu identifizieren.

Ein paar wenige Zeilen zur Ethik

In der Mitte seiner 118 Zeilen langen Antwort flocht Spieler in unbeholfener Sprache ganze 4 Zeilen zur Ethik ein: «Ob man mit einem Investment in Rüstungsaktien ethisch gut schlafen kann, bleibt eine persönliche Gewissensfrage.» Doch damit hatte es sich.

Zwei Wochen später wurde es in der «Sonntags-Zeitung» noch ein bisschen skurriler. Da fragte Leser oder Leserin K. C.: «Würden Sie mir den Van Eck Defense UCITS ETF als Ergänzung zu meinem Portfolio empfehlen?» Dabei hatte die «Sonntags-Zeitung» zwei Wochen davor genau diesen ETF bereits empfohlen.

Martin Spieler ergriff die Gelegenheit und machte gleich noch einmal Werbung für den Van-Eck-ETF: Er gebe «die Möglichkeit, diversifiziert in Unternehmen aus dem Bereich Rüstung und Verteidigung zu investieren».

Immerhin geht Spieler nicht so weit wie der Van-Eck-Produktmanager Dmitrii Ponomarev. Er schreibt auf der Firmen-Website: «Angesichts der globalen Instabilität wird diese Branche zunehmend als Beitrag zu Frieden und Sicherheit angesehen.» Und weiter unten nochmals: Anlagen in die Rüstungsindustrie seien «ein Beitrag zum Frieden inmitten zunehmender Instabilität».

Oder anders gesagt: Pazifisten, kauft Rüstungsaktien!