Andrij Jermak

Welche Uhr trage ich heute? Andreij Jermak 2024 bei einem Online-Austausch mit Kulturschaffenden. © Wikimedia

Die Nummer 2 von Kiew trägt eine Audemars-Piguet

Vadim Loskutov /  Der Selenski-Einflüsterer Jermak kam mit einer 33’000 Franken teuren Uhr nach Genf – mehr als der Medianlohn in seiner Heimat.

Red. Dieser Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz».

Heute reden wir über Andrij Jermak. Für zahlreiche Medien war er lange so etwas wie ein ukrainischer Nelson Mandela. Ein Held der guten Sache, versehen mit einem moralischen Leuchtring.

Es erinnert an Alice im Wunderland. Statt Kiew heisst es bei uns plötzlich Kjiyèw. Hauptsache, man erschafft sprachlich eine neue Realität. Tatsächlich schoss Jermak seit 2019 steil nach oben. Mit Rückendeckung aus Ihor Kolomojskyjs Umfeld, einem ukrainischer Unternehmer-Tycoon.

Jermak: Er ist nicht nur Schattenminister für auswärtige Angelegenheiten, sondern ein Mann, der im politischen Maschinenraum die wichtigsten Hebel bedient. Ein hoher europäischer Beamter sagte dem «Kyiv Independent», man müsse mit ihm verhandeln, weil er Selenskyjs Mann sei. Es gebe keine Alternative. In Washington ist sein Ruf nicht makellos. In Teilen der EU ebenfalls nicht. Doch in der Schweiz wird er von politischen Kreisen und Journalisten als moralischer Bezugspunkt gefeiert. Ein bisschen Wunderland eben.

Ein Detail macht die Gegensätze besonders deutlich. Bei einem Treffen mit Marco Rubio in Genf erschien Jermak laut Beobachtern mit einer Uhr von Audemars-Piguet im Wert von rund 33’000 Franken. Die Frage liegt offen auf dem Tisch. Von welchem Geld wurde sie bezahlt? Noch im vergangenen Jahr war es eine Casio für 150 Dollar. Und heute ist es eine Royal Oak für über 30’000 Franken. Eine Summe, die höher ist, als der durchschnittliche Ukrainer im Jahr verdient.

Es war offenbar ein gutes Jahr für Jermak. Doch plötzlich wird die Korruption in der Ukraine Thema in der «Markus-Lanz»-Show – im grossen ZDF, dem Zweiten Deutschen Fernsehen. Hoppla.

Korruption in der Ukraine: Plötzlich ein Thema im Talk von Markus Lanz auf ZDF.

Konflikte sollten am Verhandlungstisch enden – wo beide Seiten reden; wie Erwachsene, die Verantwortung tragen. Ohne Russland am Tisch wird kein Frieden entstehen. Das Bürgenstock-Treffen hat genau das bewiesen. Ein Zirkus ohne Substanz, eine Konferenz ohne den «bösen» Akteur, der den Schlüssel zur Lösung in der Hand hält.

Wer diese einfache Tatsache ausspricht, gilt hierzulande schnell als Kreml-Agent. Die Realität bleibt trotzdem, was sie ist. Zum Schluss noch eine Botschaft von Tucker Carlson, einer dieser angeblichen Kreml-Agenten, wie ihn einige Medien gern etikettieren.

«Instead they’re protecting Yermak. Why?», schrieb Tucker Carlson auf X.

Carlson ist überzeugt, dass das einflussreiche Wirtschaftsblatt «Wall-Street-Journal» seine Rolle als unbeteiligter Beobachter und Kritiker nicht mehr wahrnimmt. «Seit Monaten verfügt das Blatt über eine Story, welche die persönliche Bereicherung von Andrij Jermak belegt, dem zweitmächtigsten Mann der Ukraine», schreibt er auf «X».

«Jermak soll Hunderte Millionen Dollar aus amerikanischen Steuergeldern abgeschöpft haben, die eigentlich für die Ukraine-Hilfe bestimmt waren. Die Redaktion kann das nach eigenen Angaben belegen. Doch sie veröffentlicht es nicht. Stattdessen schützt sie Jermak. Warum?»

«Weil Jermak die ukrainischen Bemühungen anführt, den von Trump vorgeschlagenen Friedensplan für Osteuropa zu torpedieren.»

«Die Eigentümer des ‹Wall Street Journals› haben kein Interesse an einem Frieden mit Russland. Sie wollen einen fortgesetzten Krieg. Gleichzeitig kritisiert die Kommentarspalte des Journals die Trump-Regierung dafür, einen Friedensvertrag voranzutreiben.»

«Das ist echte Korruption. Ohne ihre Leser darüber zu informieren, nutzt die Murdoch-Familie beide Seiten ihrer Zeitung, um den Krieg gegen Russland zu verlängern. Das ist nicht das Verhalten eines Medienhauses. Es erinnert eher an die Arbeitsweise eines Geheimdienstes.»


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