Sperberauge
Migros-Aktion mit angeblich «keinerlei politischem Charakter»
Die Migros ist sich nicht zu schade, ausgerechnet jetzt eine «Hit-Aktion» für den israelischen Wassersprudler «Sodastream Duo» zu fahren. Wer zum Beispiel in der Migros Kreuzplatz in Zürich zur Self-Checkout-Strasse gehen will, sieht seinen Weg versperrt. Direkt vor der Bezahlzone hat die Migros die Wassersprudler turmhoch aufgebaut.

Während in Gaza die Menschen hungern und kaum Zugang zu sauberem Wasser haben, lockt uns die Migros mit Wassersprudlern «Made in Israel». Da braucht es schon eine sehr robuste Kundschaft, die das achselzuckend erträgt. Wenn aber das Auge auf der Verpackung der Sprudler unter der israelischen Flagge dann noch den Text entdeckt:

dann verkrampfen sich auch bei einer robusteren Kundschaft die Nieren.
Infosperber wollte von der Migros wissen, warum sie ausgerechnet jetzt eine solche Verkaufsaktion lanciert. Und warum bei der Migros niemand auf die Idee kommt, dass der Aufdruck – «Dieses Produkt ist von Arabern und Juden in friedlicher und harmonischer Zusammenarbeit entstanden» – in diesen Tagen ausgesprochen zynisch wirkt.
Die kurze Antwort der Migros lautet:
Unsere Zusammenarbeit mit Soda-Stream basiert auf kommerziellen Überlegungen und hat keinen politischen Charakter.
Alles klar: Erst kommt der Kommerz, dann kommt die Moral.
Die längere Antwort der Migros geht so: «Die Migros verfolgt die Geschehnisse im Nahen Osten mit Besorgnis … Wir haben schon vor mehreren Jahre beschlossen, auf die Beschaffung von Gütern aus den von Israel besetzten Gebieten zu verzichten … Für die Beschaffung von Gütern aus dem Kernland Israels (Anm. d. Red.: Nach internationalen Protesten hat die SodaStream Industries Ltd. vor Jahren schon ihre Fabrik aus dem Westjordanland in das Kernland Israels verlegt) ist für uns die schweizerische Gesetzgebung massgebend. Der Bund hat bislang keine Zwangsmassnahmen erlassen … Deshalb beziehen wir weiterhin punktuell einige Produkte aus Israel.»
Die Migros schiebt die Verantwortung von sich: « Wir deklarieren die Herkunft unserer Waren genau. So können unsere Kundinnen und Kunden einen informierten Kaufentscheid treffen und auf Produkte aus Israel verzichten.»
Wenn die Migros «punktuell einige Produkte aus Israel» in ihrem breiten Sortiment unauffällig platziert anbietet, ist das eine Sache. Aber gerade jetzt an bester Lage im Laden der Kundschaft ein israelisches Produkt aufzudrängen, das angeblich «in harmonischer Zusammenarbeit zwischen Aarabern und Juden entstand», ist eine ganz andere Geschichte.
Die Gesellschaft Schweiz-Palästina hat vor der Migros-Filiale Bern-Länggasse eine Umfrage gemacht. Bei dieser nicht repräsentativen Stichprobe haben sich 44 Angesprochene auf einen kurzen Austausch eingelassen. 42 von ihnen «erwarten bzw. hoffen, dass die Migros die Gestelle von israelischen Produkten jedwelcher Art und Herkunft leert und nach alternativen Angeboten sucht».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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