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Feuerwehren müssen regelmässig üben, wie hier am Flughafen München. Am Euroairport Basel Mulhouse kamen dabei PFAS-haltige Feuerlöschschäume zum Einsatz. © Flughafen München

PFAS am Euroairport – Wasser trinken in Saint-Louis verboten

Daniela Gschweng /  Das Grundwasser im Elsass ist erheblich mit PFAS belastet – bezahlen werden das zunächst die Konsumentinnen und Konsumenten.

Im April wurde bekannt, dass das Grundwasser rund um den Euroairport Basel-Mulhouse seit langem mit PFAS belastet ist. Die Behörden wissen seit mindestens 2023 davon.  Auch das Trinkwasser von rund 60’000 Anwohnerinnen und Anwohnern im Gemeindeverband Saint-Louis Agglomération ist verschmutzt.

Seit dem 5. Mai verbietet das Département Haut-Rhin vulnerablen Personengruppen wie Kleinkindern und Schwangeren rund um St. Louis den Konsum von Leitungswasser. Fisch aus den lokalen Seen soll nicht mehr verzehrt werden. Abgeraten wird sogar von Gemüse, das mit Leitungswasser gegossen wurde. In Zukunft muss das Wasser teuer gereinigt werden. Mehrere Medien berichteten. 

Wo kommen die PFAS am Euroairport her?

Ursache für die Verschmutzung sind PFAS-haltige Feuerlöschschäume, die am Euroairport bei Übungen eingesetzt wurden. Das Trinkwasser im benachbarten Basel, in Allschwil (Schweiz) und in Weil am Rhein (Deutschland) ist nicht betroffen, da die Orte ihr Trinkwasser nicht aus dem Grundwasser beziehen.

Dass Gebiete um Flughäfen mit PFAS verschmutzt sind, ist häufiger der Fall, da dort regelmässig Feuerlöschübungen stattfinden müssen. PFAS-haltige Löschschäume waren lange der Standard und vorgeschrieben. Laut der «Basler Zeitung» werden sie am Euroairport seit 2017 nicht mehr verwendet. Was ins Erdreich floss, ist jedoch weiter da und kann gesundheitliche Schäden verursachen. PFAS werden nicht ohne Grund als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet.

Sind sie gefährlich?

Das Trinkwasser rund um den Euroairport könnte nicht nur für Schwangere, Stillende, Kleinkinder und Menschen mit geschädigtem Immunsystem ein Gesundheitsrisiko sein. Der Summengrenzwert für 20 bestimmte PFAS (PFAS-20) im Trinkwasser der EU liegt bei 0,1 Mikrogramm pro Liter. Die Konzentration in Blotzheim bei Saint-Louis liege bei 0,459 Mikrogramm pro Liter Wasser, also fast fünfmal so hoch, berichtete die «Oberbadische Zeitung».

Der Verein Adra (Association de Défense des Riverains de l’Aéroport de Bâle Mulhouse) liess das Blut von zehn Freiwilligen aus der Umgebung testen. Das Labor fand hohe Mengen PFOA, PFOS, PFNA und PFHxS – vier PFAS, die als sicher schädlich gelten und jahrzehntelang im Körper bleiben.

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa hält 6,9 Mikrogramm dieser vier PFAS (PFAS-4) pro Liter Blut für einen gesundheitlich gerade noch unbedenklichen Höchstwert. Nur eine der Blutproben aus St. Louis lag unter diesem Wert, der Durchschnitt bei rund 15 und eine davon über 20 Mikrogramm PFAS-4 pro Liter.

Nur fünf bis zehn Prozent der Einwohner Frankreichs seien noch höher mit den insgesamt sieben überprüften PFAS belastet als die zehn Probanden, schreibt die Adra in einer Stellungnahme.

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Die Organisation Adra hat PFAS im Blut von zehn Freiwilligen analysieren lassen.

Etliche Einwohner:innen in Buschwiller, Hégenheim, Huningue, Saint-Louis, Village-Neuf, Bartenheim, Blotzheim, Hésingue, Neuwiller, Kembs und Rosenau haben also potenziell gesundheitsgefährdende PFAS-Mengen im Blut. Und das noch jahrzehntelang, bis die Blutwerte unter einen kritischen Wert gefallen sein werden. Vorausgesetzt, es kommen keine neuen PFAS dazu.

Was sagt der Euroairport?

Vom Verursacher hört man seither auffallend wenig. Die Verantwortlichen des Euroairports haben sich bisher nicht geäussert. Der binationale Flughafen, der auf französischem Boden liegt, wird von Frankreich und der Schweiz gemeinsam betrieben. Anfragen verschiedener Medien blieben erfolglos.

«Die Zeit» fragte beim baselstädtischen Regierungsrat Kaspar Sutter nach, der im Verwaltungsrat des Euroairports sitzt. Wie andere Medien auch wurde sie auf die offiziellen Kanäle des Flughafens verwiesen. Dieser wiederum verschickte als Antwort die Mitteilung des Departements Haut-Rhin. Wenn der Umgang mit der PFAS-Verschmutzung am Euroairport ein Modell für weitere PFAS-Verschmutzungen ist, ist er kein gutes Zeichen für die Konsumentinnen und Konsumenten.

Gibt es Gegenmassnahmen? Und wer bezahlt sie?

Bis Dezember soll es einen Aktionsplan zur Verringerung der PFAS-Belastung geben und St. Louis soll eine neue Wasserreinigung bekommen. Kosten: schätzungsweise 20 Millionen Euro, plus jährliche Betriebskosten von 600’000 Euro. Falls die Filter nicht ausreichen, plane die Präfektur weitere Nutzungseinschränkungen, berichtete das SRF-Regionaljournal.

Bezahlen müssen das vermutlich die Anwohnerinnen und Anwohner. Die Preise für Leitungswasser sollen deshalb ab 2026 erhöht werden. Ähnliches passierte bereits in deutschen Gemeinden, in denen das Wasser mit PFAS verschmutzt ist. Einige Anwohner haben sich nach Medienberichten inzwischen selbst Aktivkohlefilter für mehrere hundert Euro besorgt.

Von Verursacherhaftung also bisher keine Spur. Ganz anderes als im PFAS-Ursprungsland USA. Dort passierte gerade ein Gesetzesentwurf das Repräsentantenhaus, der die Verursacherhaftung festschreiben soll. 


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2 Meinungen

  • am 19.05.2025 um 17:42 Uhr
    Permalink

    Da ich in Basel, gewissermassen in Steinwurf-Nähe zum Elsass wohne, bin ich eben viel in Buschwiller, Hégenheim, Huningue, Saint-Louis, Village-Neuf, Bartenheim, Blotzheim, Hésingue, Neuwiller, Kembs und Rosenau etc. zu Fuss, per Velo oder Auto unterwegs und kehre immer wieder daselbst ein. Wie kann ich feststellen, ob ich nun Pfas im Blut habe? Wer macht solche Tests? Nebst dem unerträglichen Fluglärm direkt über meinem Haus, wen kann ich beim Flughafen um Schadenersatz angehen? Das Fliegen habe ich mir sowieso schon lange abgewöhnt, zumal das Elsass eine tolle Ferienregion ist – zu Fuss oder per Velo…Danke für die Antwort

    • Portrait Daniela Gschweng.Michael Conny Geiger x
      am 19.05.2025 um 18:19 Uhr
      Permalink

      Guten Tag Herr Lienhard,
      ich würde bei einem Basler Labor anfragen, ob es PFAS-Analysen macht. Falls nicht, kann sie dieses eventuell an ein anderes verweisen, das die Analyse durchführen kann. Analyselabors gibt es in Basel meines Wissens mehrere. Ein Umweltmediziner kann Ihnen evenutell auch weiterhelfen. Oder ein Hausarzt – dieser fragt aber recht sicher bei «seinem» Labor nach. Wen sie wie verklagen können, kann Ihnen ein Jurist sicher besser darlegen als ich.
      Beste Grüsse, Daniela Gschweng

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