Kommentar

«… und irgendwann kommt es zum Ableben»

Marco Diener © zvg

Marco Diener /  Der Kreislauf des Lebens von Mensch und Nutztier sei gleich. Das behauptet der Berner Bauernverbands-Präsident Jürg Iseli.

War das ein aufschlussreiches Streitgespräch, Herr Iseli! Die «Berner Zeitung» hatte Sie und den Tierschützer Tobias Sennhauser eingeladen. Thema: Tierhaltung an der Berner Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung Bea im Allgemeinen. Und Schönheitskonkurrenzen für Kühe im Besonderen.

«Wissen Sie überhaupt, was ein schönes Euter ist?»

Es ist nicht so, dass Sie nicht gepunktet hätten, Herr Iseli. Eine Frage an Herrn Sennhauser ist Ihnen ganz gut gelungen. Da ging es um die Wahl der schönsten Kuh, der Miss Bea. Aus optischen Gründen werden die Kühe vor der Wahl lange nicht gemolken. Sie leiden an prallvollen Eutern. Zur Ablenkung haben Sie den Tierschützer gefragt: «Wissen Sie überhaupt, was ein schönes Euter ist?»

Sennhauser antwortete wie ein Schüler, der gerade abgefragt wird: «Ein bisschen habe ich mich damit beschäftigt. Es geht darum, wie es aufgehängt ist und wie die Zitzen stehen.»

«Der Kreislauf des Tieres entspricht dem des Menschen»

Ein bisschen erstaunt war ich dann aber doch, als Sie behaupteten, «dass der Kreislauf des Tieres dem Kreislauf des Menschen» entspreche.

Sie sagten: «Es wird geboren …»

Da war ich noch ganz bei Ihnen, Herr Iseli. Das Tier wird geboren. Der Mensch ebenfalls.

Sie sagten: «… es wird genutzt …»

Das fand ich ein bisschen zynisch. Aber vielleicht kann man es schon so sehen. Im Stall das Nutztier, im Büro der Nutzmensch.

Sie sagten: «… und irgendwann kommt es zum Ableben.»

Da sah ich dann doch eine kleine Differenz. Kühe beispielsweise werden mit einem Bolzenschuss getötet. In der Regel im Schlachthof. Und oft im Kindesalter. Das kommt beim Menschen eher selten vor.

Sie sagten: «Es ist ein sinnvoller Ablauf, dass wir es beim Ableben noch verwerten.»

Das fand ich dann doch ein bisschen gruselig. Und ich fragte mich, in welchen Kreisen Sie verkehren. Und wie Sie die Menschen verwerten. In der Pfanne? Im Backofen? Oder auf dem Grill?

Aber wahrscheinlich war ja alles nur Propaganda. Ein bisschen plumpe, finden Sie nicht, Herr Iseli?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Autor isst Fleisch – wenn auch selten.
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.

Mit Twint oder Bank-App auch gleich hier:



_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Kuh

Landwirtschaft

Massentierhaltung? Bio? Gentechnisch? Zu teuer? Verarbeitende Industrie? Verbände? Lobbys?

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...