Kommentar

Warum Populisten weiter auf dem Vormarsch sind

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsDie beiden Ökonomen und Querdenker Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 gemeinsam «Der grösste Raubzug ©

Marc Friedrich /  Von Globalisierung und Wachstumswahn spüren zu viele nur wenig bis nichts. Das Vertrauen in Wirtschafts- und Politeliten schwindet.

Fast 60 Prozent Nein-Stimmen zur Verfassungsreform in Italien, 46 Prozent Ja-Stimmen für den Rechtspopulisten Norbert Hofer in Österreich (Endergebnis), der geplante Brexit Grossbritanniens und die Wahl Trumps in den USA: Diese Entwicklung läutet den Beginn einer radikalen Zeitenwende ein. Mit Weiterwursteln und immer mehr vom Gleichen gefährden wir langfristig unseren Wohlstand und die Demokratie. Bei künftigen Wahlen und Abstimmungen drohen weitere «Überraschungen».

Nach der britischen Volksabstimmung über den Brexit hat die Wahl Trumps die Wirtschaftseliten und die ihr folgenden Politiker auf dem falschen Fuss erwischt. Ebenso überrascht sind sie vom wuchtigen Nein in Italien.
In Italien schienen die Reformvorschläge vernünftig und überfällig. Viele stimmten nicht wegen der Reformen nein, sondern wegen der wirtschaftlichen und sozialen Krise, für welche sie die Herrschenden verantwortlich machen.
In den USA hatte sich die Mittelschicht nicht speziell für Trump, sondern in erster Linie gegen das sogenannte «Establishment» entschieden, das Hillary Clinton repräsentierte.
Trump wurde nicht zum Präsidenten gewählt, weil er ein geeigneter Kandidat war, sondern weil viele Menschen es satt haben, dass das oberste Prozent der Bevölkerung ihre eigenen Interessen verfolgt und sich dabei rücksichtslos bereichert, während der grosse Rest auf der Strecke bleibt und für dumm verkauft wird. Allerdings wird Trump kaum etwas daran ändern. Im Gegenteil: Die «Finanzmärkte» reagieren unterdessen euphorisch. Bei der nächsten Präsidentenwahl wird sich noch mehr Unmut Luft verschaffen.

Grund dazu gibt es tatsächlich: Die Vermögen der Superreichen sind in den letzten 15 Jahren explodiert, während die realen Einkommen der Mittel- und Unterschicht weitgehend stagnierten. Die Mittel- und Unterschichten fühlen sich nicht nur in den USA als Verlierer der Globalisierung. Die USA bestehen nicht nur aus New York, San Francisco und Miami. Im weiten Land zwischen der Ost- und Westküste befindet sich das abgewirtschaftete Amerika, welches von den Wirtschafts- und Politeliten allein gelassen wird.

Auch in Europa sollten die Wirtschafts- und Politieliten dorthin gehen, wo vielen Leuten mehr als der Schuh drückt – in die Vororte der grossen Städte, in vergessene Kleinstädte und abgelegenere Regionen.
Wer jedoch die dort Andersdenkenden als ignorant bezeichnet, die sozial schlechter Gestellten als faul, und sich selber zumeist auf dem Parkett schicker Hotels und Wohngegenden bewegt, an exklusiven Events und Business-clubs teilnimmt, hippe Bars und Nobelrestaurants aufsucht, auf Golf- beziehungsweise Tennisplätzen Kontakte knüpft, oder vorzugsweise in der Business oder First Class eincheckt, dürfte auch künftig von Wahl- und Abstimmungsresultaten in der westlichen Welt «überrascht» werden.

Nicht nur in Grossbritannien und den USA, sondern auch in den Österreich, Italien, Frankreich oder den Niederlanden fühlen sich viele Menschen bevormundet und nicht ernst genommen. Von leeren Versprechen vieler von Lobbyisten gesteuerter weltfremder Berufspolitiker haben sie genug. Die «Finanzmärkte», Wall Street, die Europäische Zentralbank EZB, die korrupte FIFA, die betrügerischen VW-Manager, welche Boni kassieren, während Tausende von Arbeitern ihren Job verlieren, die kriminellen Handlungen der Deutschen Bank und die Chaotische Flüchtlings- und Migrationspolitik untergraben die Glaubwürdigkeit der wirtschaftlichen und politischen Eliten.

Die Reaktion in vielen Ländern ist eine losgetretene Lawine, die nur noch schwer gestoppt werden kann. Das spüren die Protagonisten in der Politik. Ihre sichere und privilegierte Welt gerät ins Wanken, weil «die da unten» anders agieren als zuvor und als gewollt. In deren Auftritten nach der Abstimmung in Grossbritannien und den Wahlen in den USA waren die Unsicherheit und die Angst zu spüren. Anstatt zu reflektieren, reagierten die Eliten trotzig. Das verbessert die Sache nicht, sondern verschlimmert sie.

Wie konnte es so weit kommen?

Ein Auslöser war die grosse Finanzkrise. Grossbanken wurden mit Milliarden von Steuergeldern gerettet. Doch die Verantwortlichen aus Finanzwirtschaft und Politik liess man laufen. Sie wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Seit der Finanzkrise 2008 mit ihren zahlreichen Bankenrettungen – auf Kosten der Steuerzahler – ist es offensichtlich, dass global eine gigantische Umverteilung von unten, der Mitte und oben nach ganz oben stattfindet. Während zahlreiche kleine Unternehmen im Zuge der Krise bankrottgingen, wurden «systemrelevante» Banken gerettet.
Doch Grossbanken sind nicht «systemrelevant» – sie sind das System. Sollten einmal unsere Ärzte, die Frauen und Männer von Polizei, Feuerwehr und Müllabfuhr eine Woche nicht zur Arbeit erscheinen, dann wird auch den Politikern in Berlin und Brüssel dämmern, wer oder was tatsächlich systemrelevant ist.
Trotz Exportweltmeistertitel und Rekordsteuereinnahmen besteht selbst für Deutschland kein besonderer Grund zum Jubilieren. Während einerseits die sozialversicherungspflichtigen Jobs in Vollzeit in Deutschland seit 1992 um 18 Prozent gefallen sind, sind die Teilzeitjobs um 139 Prozent gestiegen. Die realen Nettolöhne haben sich seit 1992 nur um 0,4 Prozent erhöht, während die Unternehmenseinkommen und die Einkommen der Supereichen um 70 Prozent gestiegen sind. In Deutschland arbeiten bereits über 8 Millionen Menschen in Voll- oder Teilzeit im Niedriglohnsektor. Sie können von ihrer Hände Arbeit nicht leben, geschweige denn etwas für das Alter sparen. Folglich ist eine gewaltige Altersarmutswelle vorprogrammiert.

Wenn realitätsferne Politiker trotzdem über das Jobwunder jubeln und uns erzählen, wir alle profitieren vom Euro und von der Globalisierung, dann sorgt dies in breiten Kreisen der Bevölkerung für Kopfschütteln und für weitere «Überraschungen» bei den nächsten Wahlen.

Von demokratischer Kontrolle abgehobener Wahnsinn EZB

Mittlerweile hat die EZB mit ihrem fragwürdigen Aufkaufprogramm von Wertpapieren unvorstellbare 1,15 Billio-nen Euro in die Märkte gepumpt und unser Finanzsystem ad absurdum geführt. Niemand hat den EZB-Chef und ehemaligen Goldman Sachs Banker Mario Draghi gewählt. Er wurde eingesetzt. Dessen Politik ist gegen die Klei-nen und für die Grossen. Heute wird stärker denn je belohnt, wer Schulden macht, und bestraft, wer gesund wirtschaftet. Einige Konzerne wie beispielsweise Henkel und Sanofi verdienen Geld mit Schulden machen. Dies ist weder sinnvoll noch nachhaltig. Mit ihrer riskanten Politik enteignet die EZB die Sparer, sorgt für immer höhere Bankgebühren, beraubt junge Menschen der Altersvorsorge, zerstört solide wirtschaftende Banken (Volks-banken, Spar- und Bausparkassen), zerstört Pensionskassen.
Zusätzlich sorgt die EZB an den Aktien- und Immobilienmärkten für eine Blase nach der anderen. Der Wohnraum wird für immer mehr Menschen in vielen Regionen unerschwinglich, da die Löhne mit den kontinuierlichen Preissteigerungen am Wohnungs- und Immobilienmarkt nicht mitziehen.
Da die EZB mit ihrer Politik keinen Erfolg hat, liebäugelt sie mit Negativzinsen. Sollten dann zu viele Leute Bargeld abheben, wird der Bargeldbezug eingeschränkt. Sogar ein Verbot von Bargeld ist im Extremfall möglich. Sollte schlussendlich die von der EZB herbeigesehnte Inflation in ihrer vollen Härte eintreten, dann werden wir uns alle warm anziehen und bei der nächsten Wahl auf eine grosse «Überraschung» gefasst machen müssen.

Der Euro und die EU sind gescheitert
Spätestens seit der Flüchtlingskrise ist augenfällig, dass innerhalb der EU mehr gegeneinander anstatt miteinander gearbeitet wird. Die Populisten gewinnen insbesondere im Süden Europas weiter an Zulauf, was die Zukunft des Euro und der EU gefährdet. Während sich die deutsche Wirtschaft nach der Finanzkrise rasch erholte und die Industrieproduktion stetig stieg, ist die Lage in Frankreich, Spanien, Italien, Portugal und Griechenland eine andere.
Die Südschiene Europas liegt wirtschaftlich am Boden, die Industrieproduktion bewegt sich auf dem Niveau der 1980er beziehungsweise 1990er Jahre, die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Jugendarbeitslosigkeit extrem hoch.

Hunderttausende von Jugendlichen unter 25 Jahren mussten und müssen noch immer auf Grund mangelnder Perspektive ihr Land verlassen. Allein fast 800’000 Spanier, 140’000 Portugiesen, über 120’000 Italiener und 100’000 Griechen haben bisher ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Wenn die jungen Fleissigen und Gebildeten ihr Land verlassen, dann hat ein Land keine Zukunft. Obendrein sind die Länder – auch dank der Rettung ihrer Banken – bis zur Halskrause verschuldet. Kurzum den Ländern geht es heute mit dem Euro wesentlich schlechter wie unter ihren eigenen Währungen.
Diese Länder innerhalb der Eurozone werden wirtschaftlich auf keinen grünen Zweig mehr kommen. Trotzdem können sich diese Länder so günstig wie nie zuvor verschulden. Mit billigem Geld werden diese Länder praktisch dafür belohnt, dass es ihnen wirtschaftlich gesehen immer schlechter geht. Das ist volkswirtschaftlicher Wahnsinn, widerspricht Grundregeln der Marktwirtschaft, und ist alles andere als nachhaltig.
Mit der Rettung des Euro wollten wir angeblich Europa und die Menschen retten. Tatsächlich aber haben wir die internationalen Finanzkonzerne gerettet. Der Euro zerstört Europa anstatt es zu einen. Der Euro ist zu schwach für Deutschland und zu stark für die Südschiene Europas. Folglich sollten wir uns nicht wundern, wenn populistische Kräfte in vielen Ländern weiter auf dem Vormarsch sind und aus der EU und der Eurozone austreten. Italien kann das erste Land sein.

Griechenland ist bankrott und wir sehen unser Geld nie mehr
Die Politik schenkt der Öffentlichkeit keinen klaren Wein ein. Griechenland ist pleite. Es wird von höchster Ebene seit Jahren nichts weiter als Insolvenzverschleppung betrieben. Wir werden das Steuergeld für die «Griechenlandrettungspakete» nie wieder sehen. 92 Prozent des Rettungsgeldes bleiben nicht in Griechenland, sondern landen umgehend bei ausländischen Gläubiger-Banken. Diese waren so gierig und dämlich, einem bankrotten Land für etwas höhere Zinsen Milliarden zu leihen. Doch für diese Fehlinvestitionen kommen nicht sie zur Kasse, sondern die Steuerzahlenden. Bei der letzten Tranche für Griechenland, Ende Oktober 2016, in Höhe von 2,8 Milliarden Euro, war ursprünglich Bedingung, dass sich der Weltwährungsfonds IWF an dieser beteiligt. Der IWF hatte sich jedoch mit der Begründung verwehrt, dass Griechenland niemals in der Lage sein wird seine Schulden zurückzuführen.
Die Griechenlandrettung ist nichts anderes, als eine versteckte Bankenrettung. Das Geld ist nicht weg. Es ist aber grösstenteils woanders, allerdings nicht in Griechenland, sondern bei den Bank- und Versicherungskonzernen in den reicheren EU-Ländern, die den Griechen fahrlässig Geld geliehen hatten. Darben müssen die Menschen in Griechenland und bezahlen müssen wir Steuerzahler.
Voller Inbrunst jubelt Finanzminister Schäuble über eine schwarze Null, was nichts weiter bedeutet, als dass er genauso viel ausgibt wie er einnimmt. Kein Politiker konnte uns bisher erklären, wie das bankrotte Griechenland das Geld jemals zurückzahlen kann, wenn nicht einmal Deutschland – als Exportweltmeister mit Rekordsteuer-einnahmen im Zuge einer Niedrigzinsphase – es schafft, seine Schulden zu reduzieren.
Es ist an der Zeit aufzuhören, gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen. Ein Schuldenschnitt/Erlass für Griechenland wird nach der Bundestagswahl kommen – auf Kosten nicht der Grossbanken als ursprüngliche Gläubigerinnen, sondern auf Kosten der Steuerzahlenden in Deutschland und andern Ländern. Der eine oder andere Wähler wird seinen Unmut mit seinem Wahlzettel zum Ausdruck bringen und für «Überraschungen» sorgen.

Der Skandal der Steueroasen

Während die Bürgerinnen und Bürger Europas seit vielen Jahren eine immense Steuer- und Abgabenlast tragen, parken Konzerne und Superreiche ihre Einkommen und Vermögen nach wie vor in Steueroasen rund um den Globus. Der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, hatte seine Heimat, als damaliger Finanzminis-ter und Premierminister Luxemburgs, zu einer der grössten Steueroasen der Welt für Grosskonzerne wie Ikea, Amazon, Google, Fiat, Deutsche Bank, Starbucks, Apple, FedEx, PepsiCo, Heinz oder Procter &Gamble gemacht. Die in Luxemburg ansässige Firma Inter IKEA Holding hat beispielsweise im Jahre 2010 auf einem Gewinn von 2,5 Milliarden Euro lächerliche 48’000 Euro Steuern bezahlt. Dies entspricht einem Steuersatz von 0,002 Prozent.
Die Personen, welche den Steuerskandal im Jahr 2014 an das Licht der Öffentlichkeit gebracht haben, wurden für ihren Dienst am Gemeinwohl nicht etwa ausgezeichnet. Nein, Sie wurden rechtskräftig zu einer Haft- und Geldstrafe verurteilt.
Trotz dieses Skandals wurde eben dieser Mann zum EU-Kommissionspräsidenten gemacht. Wenn Jean-Claude Juncker heute vorgaukelt, dass er sich für Steuergerechtigkeit einsetzt, dann darf man sich über die Reaktion von Bürgerinnen und Bürgern nicht wundern. Sie haben auf solche Ernennungen keinen Einfluss, können aber bei nächsten Wahlen abermals für eine «Überraschung» sorgen. In Zukunft könnten noch ganz andere Personen wie Donald Trump das Zepter der Macht ergattern. Der Ball liegt bei denen oben, den internationalen Konzernen, ihren Lobbys und den von ihnen beeinflussten und bezahlten Politikern.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die beiden Ökonomen und Querdenker Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 gemeinsam «Der grösste Raubzug der Geschichte – warum die Fleissigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden».. In ihrem zweiten Buch, «Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten», haben sie u.a. die EZB Leitzinssenkung und Minuszinsen für die Banken, die Absenkung des Garantiezin-ses bei den Lebensversicherungen sowie den Ausgang der EU-Wahl richtig prognostiziert. Im Mai 2016 ist ihr drittes Buch «Kapitalfehler - Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen» erschienen. Die beiden Autoren sind Inhaber der von Banken und Finanzunternehmen unabhängigen «Friedrich & Weik Vermögenssicherung UG» (haftungsbeschränkt).

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11 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 5.12.2016 um 12:58 Uhr
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    Der Beitrag hat analytische Qualitäten, also lesenswert. Hingegen hat die Ablehnung des Verfassungsreferendums in Italien nichts mit Populismus zu tun. Schon Berlusconi wollte das Hauptanliegen Renzis, die faktische Eliminierung bzw. Entmachtung des Senats durchsetzen, was bei Berlusconi als hundertprozentig faschistisch gegolten hätte, dannzumal sogar mit Recht, als Ausschaltung einer demokratisch gewählten potentiellen Regierungsbremse. Die Abschaffung demokratischer und parlamentarischer Institutionen und die Beschränkung von Volksmitsprache gilt jedoch dann nicht als faschistisch, wenn es um die Stärkung der Europäischen Union geht und wenn die «Guten» die «Bösen» entmachten. Kein vernünftiger an Rechtsstaat und Demokratie interessierter Italiener mochte wohl eine so läppische Reform gutheissen, und da nun die 64. Regierung zurücktritt, werden Italien und Europa auch nach diesem Wechsel kaum untergehen. Theoretisch dürfte Italien sowieso schon lange nicht mehr existieren, aber es gibt den Staat immer noch. So wird denn auch in der Europäischen Union bereits in Richtung Entwarnung geblasen. Letzteres gilt desgleichen im Zusammenhang mit der Wahl van der Bellens zum ö. Bundespräsidenten, ein Hinweis, dass die Österreicher nicht aus der EU austreten wollen, zu wichtig scheint Austrias Scharnierfunktion in Richtung Osteuropa. Andererseits verheisst die knappe Nichtwahl Hofers für die FPÖ weiteres Wachstumspotential. Niederlage der FPÖ war wohl Folge von Anti-Trump-Effekt.

  • am 5.12.2016 um 17:02 Uhr
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    Danke für die lesenswerte Analyse. Der Aufstieg der «Populisten» wird ganz wesentlich erleichtert durch die unerschütterliche Liebe der Linken zum Internationalismus. Dadurch machen sie sich für grosse Bevölkerungskreise unwählbar.
    Mag sein, dass man die grossen Probleme der heutigen Welt eigentlich global lösen müsste. Bevor man die Entscheidungskompetenzen auf diese Ebene schiebt, sollte man sich allerdings überlegen, wer denn auf dem internationalen Spielfeld über Handlungskompetenz und Macht verfügt. Es sind die Firmen, es ist das grosse Geld. Demokratische Prozesse hingegen finden immer noch weitgehend auf nationaler Ebene oder darunter statt.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 5.12.2016 um 17:22 Uhr
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    @Heierli. Nicht zu unterschätzen ist die Wendung «auf nationaler Ebene und darunter». Das «und darunter» ist nun mal das eigentlich Basisdemokratische. Dieses dürfen wir uns nicht als «populistisch» schlechtmachen lassen.

  • am 5.12.2016 um 18:41 Uhr
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    vor 2000 jahren hat sokrates gegen politiker, schlechte wirtschaftliche zustaende und, natuerlich, gegen die ungebildete jugend gewettert. Es wird sich nichts aendern egal welche ‹ordnung› man einsetzt, welches politische system herrscht und wer ‹leader› ist…Es gibt links, mitte, rechts ‹populisten›. Wann werden auch journalisten aller art endlich begreifen dass sie mit ihren ’schlagworten› auch populisten sind… zur erinnerung die bedeutung des wortes >es handelt sich um ein unspezifisches Schlagwort, teils auch um einen spezifischen Politikstil, eine Form der politischen Rhetorik bzw. Strategie zum Machterwerb; andererseits wird Populismus in der Forschung auch als Teil verschiedener Ideologien eingestuft. In der politischen Debatte ist Populismus oder populistisch ein häufiger Vorwurf, den sich Vertreter unterschiedlicher Richtungen gegenseitig machen, wenn sie die Aussagen der Gegenrichtung für populär, aber nachteilig halten. Man spricht dann auch von einem politischen Schlagwort bzw. „Kampfbegriff“<. Die ‹analysen› von friedrich & weik sind abgestuetzt auf die masse der anderen analysten und das resultat der meinung der allgemeinen, manipulierten, volksmasse… erklaeren nicht WAS NUN DAS KONZEPT UND DAS RICHTIGE VORGEHEN zur VERBESSERUNG DER angeprangerten Zustaende sein koennte. Der ‹Ist Zustand› ist dem ’normalen› buerger wohlbekannt, all diese neunmalklugen schreiber mit weissagungen wer was wann wie richtig oder falsch macht, verpuffen nur…irreal alles

  • am 5.12.2016 um 20:37 Uhr
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    Die Abstimmung in Italien hat so nichts mit Populismus zu tun. Sogar der linke Flügel der sozialdemokratischen PD stand nicht hinter Renzi. Die Gefolgsleute von Pepe Grillo dürfen nicht als Rechtspopulisten eingestuft werden, eher noch als anarchistische Linkspopulisten. Sie ritzen an der 30%-Grenze. Berlusconis faschistoide Bewegung Forza Italia ist lediglich noch ein Trümmerhaufen mit einer Wählerstärke von höchstens 10%, die rassistische, islamophobe Lega Nord kommt bestenfalls auf 15%. Während Renzis PD auf einen Wähleranteil von gut 40% hoffen. Abstimmungsergebnis gestern 41%. Das würde bequem reichen, um bei den nächsten Wahlen eine absolute Mehrheit einzufahren. Das derzeitige Wahlsystem gibt der stärksten Partei einen Vorsprung von 50 Mandaten. So jedenfalls die Einschätzung des Italienkorrespondenten von Radio DRS. Renzi wird wohl Parteichef des PD bleiben und bei den kommenden Wahlen 2018 als Spitzenkandidat antreten.
    Zu Österreich: Die Autoren des obigen Artikels stützen sich auf falsche Zahlen. Dazu hätten sie zumindest die Hochrechnungen mit den Briefwahlstimmen – 46.7% für Hofer, 53.3% für Van Bellen- nehmen sollen. Sie sind nun bis auf Tirol ausgezählt und zeigen überall einen markanten Vorsprung Van Bellens, der das Ergebnis 2 Prozent zu seinen Gunsten verschieben dürften, 46,3% zu 53.7%, einen Vorsprung von rund 7.5%. Eine doch deutliche Absage an den Rechtspopulismus, nimmt man die Ergenisse des 2. Wahlgangs vom Frühling. Servus Rechtsrutsch!

  • am 5.12.2016 um 21:53 Uhr
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    @ Adam Christ:
    "Es wird sich nichts aendern egal welche ‹ordnung› man einsetzt, welches politische system herrscht und wer ‹leader› ist"
    Das ist schon arg fatalistisch, und es entspricht auch nicht den realen Beobachtungen. Es gibt sehr grosse Unterschiede zwischen verschiedenen Gesellschaften, ob sie nun die Beachtung der Menschenrechte, den Wohlstand, die Gesundheit oder sonst etwas als Massstab wählen. Es ist also nicht einfach alles egal.

  • am 5.12.2016 um 22:46 Uhr
    Permalink

    Hier noch ein Link zu den Briefwahlstimmen in Österreich.
    http://diepresse.com/home/politik/bpwahl/5129434/Van-der-Bellen-dreht-Salzburg-und-Niederoesterreich
    Morgen wird das Endergebnis feststehen. Nicht 52 zu 48 wie das Weik und Friederich anpreisen, sondern wohl 54 zu 46. Eines der klarsten Ergebnisse einer Östereichischen Bundespräsidenten-Neuwahl.
    Und das bei deutlich höherer Wahlbeteiligung. Herr Weik und Herr Friederich, das ist nicht gerade ein seriöser Journalismus, den Sie da zum Besten geben. Resultate zurechtbiegen, dass sie zur Theorie passen, die man vorstellt, würde ich als Unredlichkeit bezeichnen.

  • am 6.12.2016 um 05:50 Uhr
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    Guten Morgen Zusammen,

    besten Dank für den informativen Artikel und die Kommentare, die ich weitgehend teile. Was ich in diesem Zusammenhang nicht begreife, ist das Programm der SP Schweiz. Hat die Parteispitze (vor allem mit Papier zur EU) kein Gefühl mehr für Sorgen der kleinen Leute, d.h. die Verlierer der Globalisierung? Ich denke, das leistet den „Populisten“ in der Schweiz eine weitere Steilvorlage.

  • am 6.12.2016 um 09:44 Uhr
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    @Peter Beutler. Die Angabe des Wahlresultats in Österreich beruht auf dem Stand vom Morgen des 5. Dezembers. Sobald das amtliche Endresultat bekannt ist, werden wir dieses am Anfang des Artikels präzisieren.

  • am 6.12.2016 um 13:54 Uhr
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    @Daniel Heierli 🙂 natuerlich gibt es grosse Unterschiede zwischen Gesellschaften. Patriachalisch ausgerichtete und dem ‹leader› gehorchend dominieren immer noch … dort spielen Menschenrechte, Gesundheit eine nur untergeordnete Rolle, Wohlstand ist den Reichen vorbehalten: China 1.5 Milliarden, Indien 1.2 Milliarden, Laender mit islamischer Staatsreligion oder mit mehrheitlich islamischen ausgerichteten Regierungen: 1.5 Milliarden.
    Schwellenlaender mit nicht westlichen Regierungsformen und entsprechenden Restriktionen, davon die meisten in Afrika: 1 Milliarde.
    Einigermassen ausgewogene Verhaeltnisse gibt es herzlich wenig und etwa nur 1 Milliarde Menschen geniessen das… alle in USA, Europa, Australien, einige in anderen Staaten und das sind immer die ‹Reichen›.
    UNO Statistiken, andere zeigen klar auf: etwa 1 Milliarde !!! leben in Armut und hungern, dursten, krepieren taeglich, haben nicht einmal $1.25 pro Tag zur Verfuegung … 1% der Weltbevoelkerung haben mehr ‹Reichtum› als die restlichen 99%.
    Mit anderen Worten/ Zahlen: Von 7.5 Milliarden Menschen leben 5 Milliarden in schlechten Umstaenden und muessen jeden Tag erneut kaempfen, sie leiden unter ihren Herrschaftsverhaeltnissen und deren ‹leadern›.
    1 Milliarde hungert und hat nicht genug zum Ueberleben!
    1 Milliarde leben demgegenueber einigermassen in besseren bis guten Umstaenden.
    500 Millionen sind gutgestellt und besitzen mehr als andere, leben in sicheren Verhaeltnissen.
    Es wird nur schlimmer…

  • am 6.12.2016 um 14:26 Uhr
    Permalink

    Nun liegt das offizielle Engerbnis der Bundespräsidentenwahl in Österreich vor:
    Von der Bellen: 53.8%, Hofer 46.2 %.
    http://wahl16.bmi.gv.at/
    Hofer hat genüber der letzten Wahl im Frühjahr 2016 mehr als 3% verloren, Van der Bellen ebensoviel dazugewonnen. Das ist ohne Wenn und Aber eine Trendumkehr. Kratzten die Rechtspopulisten im Frühjahr noch an der 50%-Marke, sind sie nun markant zurückgefallen. Der Grund dafür liegt in einer verstärkten Mobilisierung der fortschrittlichen, antirassistischen Kräfte,nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land. Vielleicht müsste man mehr die österreichischen Demokraten fragen, wie sie das zustande gebracht haben, und weniger die beiden Autoren Weik und Friederichs, was die so geschmähte Elite falsch gemacht hat. Österreich ist ein eindrückliches Beispiel, wie man den desaströsen, menschenverachtenden Rechtspopulismus überwindet.

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