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Robert D'Andrea: Irak-Veteran und Armeemajor ist sauer aufs Pentagon © LAT

US-Soldaten mussten dem Pentagon Geld zurückzahlen

Red. /  Vor zehn Jahren köderten die USA Soldaten für Einsätze im Irak und in Afghanistan mit Boni. Jetzt wurden sie betrieben.

Weil es den USA in den Jahren 2006 bis 2008 an Soldaten für die Kriege in Irak und Afghanistan fehlte, lockte die kalifornische Nationalgarde mit Boni von 15’000 US-Dollar und mehr, sich neu oder nochmals für Einsätze zu verpflichten. Scheinbar war der Druck die Truppen aufzustocken so gross, dass es bei diesen Bonuszahlungen an Übersicht mangelte und es auch zu Betrug kam. Das berichtet die Los Angeles Times.
Deshalb fordert das Pentagon nun, dass diese Zahlungen zurückerstattet werden müssen, selbst von Veteranen, die mehrfach im Kriegseinsatz waren. Denn eigentlich waren diese Sofortbeiträge nur für bestimmte Aufgaben vorgesehen wie Spionage, zivile Angelegenheiten oder für spezielle Unteroffiziere, die in Irak und Afghanistan dringend benötigt wurden.
«Über den Tisch gezogen»
Dennoch wurden Unterzeichnungsboni und Studiendarlehen praktisch an alle vergeben, die bereit waren, nochmals für sechs Jahre in den Krieg zu ziehen. Unter ihnen auch der mit dem Purple Heart ausgezeichnete Captain Christopher Van Meter, der nun über 46’000 US-Dollar zurückzahlen muss. Das kann er nur durch eine weitere Hypothek auf sein Haus stemmen: «Leute wie ich werden über den Tisch gezogen», sagt er verärgert.
Auch die 47-jährige Susan Haley erhielt eine Zahlungsaufforderung. Sie diente insgesamt 26 Jahre in der Armee, zusammen mit ihrem Mann und ihrem ältesten Sohn, einem Feldarzt, der in Afghanistan ein Bein verlor. Für einen weiteren Einsatz von sechs Jahren bot man ihr 20’500 Dollar. Jetzt zahlt Susan Haley monatlich 650 Dollar an die Regierung zurück – ein Viertel des Familieneinkommens. Auch sie ist verärgert: «Sie kriegen ihr Geld, aber dann will ich auch meine sechs Jahre zurück.»

Und hier die Originalaussage des Irak-Veteranen und Armeemajors Robert d’Andrea.
Schuldige verurteilt
Es wurden auch Schuldige gefunden, die diese Zahlungen zu freizügig vergaben und dafür ins Gefängnis mussten. Die geprellten Soldaten müssen aber trotzdem zahlen. Und wer das nicht tut, dem drohen weitere Zahlungsforderungen.
Betreibung, Zinsen und Strafgebühren
Seargent Robert Richmond waren 15’000 Dollar angeboten worden. Das Geld konnte er gut gebrauchen, da seine Ehe während seines Einsatzes in Afghanistan 2002-2003 in die Brüche ging. Zurück im Kriegsgebiet nahm er an Hunderten Einsätzen teil und trug nach einer Bombenexplosion dauerhafte Rücken- und Hirnverletzungen davon.
Später wurde ihm mitgeteilt, er hätte keinen Anspruch auf das Geld gehabt, da er bis 2006 bereits zwanzig Jahre in der Armee gedient hatte. Richmond weigerte sich zu zahlen, denn es waren nur 15 Dienstjahre. Darauf schrieb ihm das Finanzamt, die Schulden seien durch Strafgebühren und Zinsen auf 19’694.62 Dollar angewachsen.
Über 9700 Soldaten allein in Kalifornien haben mittlerweile mehr als 22 Millionen Dollar ans Pentagon zurückbezahlt. Die Politik kümmerte sich lange nicht darum. Erst jetzt kritisierten einige Abgeordnete im US-Kongress die Rückzahlungen.
Am 26. Juni hat Verteidigungsminister Ash Carter eingegriffen und die Rückzahlungsforderungen des Pentagons per sofort gestoppt. Die bereits erfolgten Rückzahlungen würden überprüft. Militärpersonen, die ahnungslos und unschuldig von den Zahlungen profitiert hatten, sollen nicht zu Schaden kommen. Ash Carter wörtlich: «Diese Auseinandersetzungen haben zu lange gedauert. Das war unfair gegenüber den betroffenen Militärpersonen und auch gegenüber den Steuerzahlenden.»

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Diesen Beitrag erstellte Stephan Klee aufgrund eines Berichtes in den «Los Angeles Times».

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