Li-Meng Yan. Handout:New York Post

Li-Meng Yan: «Das Labor in Wuhan hat das Corona-Virus als Biowaffe entwickelt und freigesetzt.» © Handout:New York Post

Die Frau, die Trumps «China-Virus»-Theorie befeuerte 

upg. /  Eine in die USA geflüchtete Postdoktorandin behauptete, das Labor in Wuhan habe das Coronavirus als Biowaffe freigesetzt.

Es ist die tragische Geschichte eines chinesischen Virologen-Ehepaars, dessen Leben und Beziehung durch die Pandemie, politische Intrigen und Misstrauen zerbrachen. Die «New York Times» veröffentlichte die Geschichte unter dem Titel «Eine Covid-Biowaffentheorie hat verheiratete Wissenschaftler auseinandergerissen.» 

Eine Ehe im Labor 

Li Meng Yan und Ranawaka Perera lernten sich in Hongkong kennen, wo sie an einem renommierten, von der WHO unterstützten Virologielabor arbeiteten. Die chinesische Postdoktorandin Yan wollte ursprünglich Augenärztin werden, entschied sich dann aber für die Forschung, um mehr Menschen zu helfen. Perera, ein erfahrener Virologe aus Sri Lanka, war neun Jahre älter und hatte bereits eine lange Karriere hinter sich. 

2014 heirateten sie. Freunde und Kollegen beschrieben ihre Ehe als liebevoll und respektvoll. Sie hielten sich an der Hand, schrieben sich zärtliche Nachrichten und planten Kinder. Doch ihre unterschiedlichen Temperamente prägten die Beziehung: Yan galt als emotional labil, Perera als skeptisch und vorsichtig. 

Die ersten Warnungen aus Wuhan

Ende 2019 bat Yans Chef Leo Poon sie, alte Kontakte in China nach einem neuen Coronavirus in Wuhan zu befragen. Chinesische Behörden behaupteten damals, das Virus sei nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Yan erfuhr jedoch von Ärzten, dass dies falsch war, und hörte Gerüchte über das Wuhan Institute of Virology. Als sie diese Informationen weitergab, war sie von der Untätigkeit ihrer Vorgesetzten enttäuscht. 

In dieser Zeit nahm sie Kontakt zu Wang Dinggang auf, einem chinesischen Ex-Unternehmer in den USA, der auf YouTube die chinesische Regierung scharf kritisierte. Perera bemerkte, wie sehr diese Gespräche seine Gattin Yan verängstigten, und riet ihr, den Kontakt abzubrechen. Doch Yan blieb bei ihrer Überzeugung, dass die offizielle Erklärung – das Virus stamme von einem Tiermarkt – nicht stimme. 

Die Flucht nach Amerika

Im April 2020 eskalierte die Situation. Yan litt unter Herzrasen und Atemnot. Als Perera eines Morgens Frühstück machte und einen Ausflug vorschlug, deutete sie seine Fürsorge plötzlich als Bedrohung. Sie glaubte, er wolle sie vergiften oder entführen, um sie zum Schweigen zu bringen. Kurz darauf verschwand sie aus der gemeinsamen Wohnung. 

Später erfuhr Perera, dass Wang seine Frau mit einflussreichen Kreisen der ersten Trump-Ära in Verbindung gebracht hatte, darunter Steve Bannon und der chinesische Ex-Milliardär Guo Wengui. Eine von Guo finanzierte Stiftung bezahlte Yans Flug in die USA und brachte sie in «sicheren Häusern» unter. 

Die Biowaffe-Theorie und der Medienstar

In den USA wurde Yan schnell zur zentralen Figur der von Trump und seinen Verbündeten verbreiteten These, Covid-19 sei eine gezielt freigesetzte Biowaffe. Bannon nannte sie einen «Medienstar» und erklärte, sie habe den «Erzählbogen über Covid» entscheidend geprägt. 

Im September 2020 veröffentlichte Yan eine Arbeit in einem nicht begutachteten (peer-reviewed) Online-Archiv. Darin behauptete sie, das Virus sei so eindeutig manipuliert, dass es nur aus einem chinesischen Militärlabor stammen könne.

In konservativen US-Medien wie Fox News wurde Yan zur gefragten Expertin. Sie trat mehrfach bei Tucker Carlson auf und präsentierte ihre These als «Beweis», dass Covid-19 «nicht aus der Natur» stamme, sondern gezielt im Labor entwickelt und freigesetzt worden sei. 

Für Trumps Umfeld war sie die ideale Figur: eine chinesische Wissenschaftlerin aus einem WHO-nahen Labor, welche die chinesische Regierung beschuldigte. 

Der Mann, der seine Frau sucht 

Für Perera war Yans Ausstieg eine Katastrophe. Er sah, wie ihre Karriere zerbrach, und lehnte ihre Biowaffen-These ab. Über WhatsApp bat er sie, auf echte Experten zu hören, um ihren Ruf zu retten. Doch Yan brach den Kontakt ab.

2021 flog Perera in die USA, um sie zu suchen. Er wandte sich an Polizei, FBI, Anwälte und Experten für Sektenausstieg – ohne Erfolg. Yan wollte nicht gefunden werden. In Interviews erklärte sie, Perera und ihre eigene Familie seien von der chinesischen Regierung instrumentalisiert worden, um sie zurückzuholen. Dort fürchte sie Repressalien. 

China verbot Berichte über Wuhan

Nach Ausbruch der Corona-Epidemie versuchte Staatschef Xi Jinping, Berichte über allfällige Pannen im Institut für Virologie in Wuhan zu unterdrücken. Er stellte die Frage in den Vordergrund, ob China oder der Westen die Pandemie besser in den Griff bekämen.

Ein Journalist, ein Anwalt und eine Anwältin, die aus Wuhan über das Labor berichteten, wurden verhaftet und zum Schweigen gebracht. Darüber berichtete unter anderen Katrin Büchenbacher in der «NZZ» vom 22. März 2025 (Bezahlschranke).

Bis heute hält China Daten unter Verschluss, welche die Laborthese erhärten oder entkräften könnten. Ähnliches gilt für die USA, denn US-Forscher standen mit den chinesischen Wissenschaftlern in Wuhan jahrelang im Austausch und die USA haben Forschung in Wuhan finanziert. 

Die Frau, die nicht gefunden werden will

Yan bestreitet – von einem unbekannten Ort aus – gegenüber der «New York Times», von Bannon, Guo oder Wang kontrolliert zu werden. Sie sagt, ihre Entscheidungen seien unabhängig und von ihrem Berufsethos geprägt. Sie sieht sich als Opfer der chinesischen Regierung, die sie unterdrückt habe und nun zum Schweigen bringen wolle. 

Ihr Leben in den USA ist jedoch nicht das, was sie sich erhofft hatte. Nach Trumps Amtszeit wurden ihre Medienauftritte seltener, die finanzielle Unterstützung versiegte und die Stiftung Guos stellte die Zahlungen ein. Guo wurde 2024 in New York wegen Betrugs an Tausenden seiner Online-Anhänger verurteilt.

Heute helfe Yan Wang bei dessen Sendungen, die sich gegen Chinas Regierung richten, und lebe von seiner Unterstützung, schreibt die «New York Times».


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2 Meinungen

  • am 20.12.2025 um 11:17 Uhr
    Permalink

    Bin etwas verwirrt über diesen Bericht. Die Labortheorie gilt heutzutage als die viel wahrschinlechere als die Zoonose Theorie. Ist es jetzt ein Problem,dass Trump die auch schon lange bevorzugt? Gibt genügend Indizien dafür. Selbst die Geheimdienste von Deutschland und den USA halten dies für gesichert. Irgendwie komisch, wenn sich der Glaube an die Wissenschaft abhängig macht, von der jeweiligen Regierung. Denn in den USA hat sich einiges geändert im Gesundheitsministerium seit RFK dort das Zepter in der Hand hat, aber die aktuellen Verlautbarungen der Behörde, schaffen es kaum noch in die europäischen Medien.

    • Favorit Daumen X
      am 20.12.2025 um 11:44 Uhr
      Permalink

      Es geht hier nicht darum, dass das Virus wahrscheinlich aus dem labor in Wuhan stammt. Sondern um die Behauptung, das Labor habe das Virus als Biowaffe absichtlich freigesetzt.

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