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Heile Welt trotz Krisenstimmung – die Migros feierte im Sommer mit 500 prominenten Gästen (von links): Migros-Präsidentin Ursula Nold, Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Migros-Chef Mario Irminger. © Ursula Nold auf linkedin.com

Migros-Präsidentin Nold: Das «blaue Auge» ist verheilt

Marco Diener /  Im Februar 2024 wurde Migros-Präsidentin Ursula Nold nur knapp wiedergewählt. Trotzdem tritt sie wohl nochmals an.

«Blaues Auge für Ursula Nold.» So hatte Infosperber vor anderthalb Jahren getitelt. Anlass war das schlechte Resultat gewesen, mit dem die Delegiertenversammlung des Migros-Genossenschafts-Bunds ihre Präsidentin wiedergewählt hatte. Nold hatte bloss 58 Stimmen geholt. 39 Delegierte hatten gegen sie gestimmt oder sich enthalten. Und dies, obwohl gar kein Gegenkandidat und keine Gegenkandidatin zur Wahl stand.

Nach der Wahl tat Nold so, als wäre nichts passiert. Sie sagte: «Ich freue mich sehr über das mir entgegengebrachte Vertrauen der Delegierten in einer herausfordernden Phase.» Spurlos dürfte das Misstrauensvotum aber nicht an ihr vorbeigegangen sein.

Doch mittlerweile scheint das «blaue Auge» verheilt zu sein. Jedenfalls soll Nold nächsten März nochmals für eine zweijährige Amtszeit kandidieren, wie Infosperber aus gut unterrichteter Quelle erfahren hat. Die Migros selber will Nolds Kandidatur noch nicht bestätigen. Denn: «Die Kandidatinnen und Kandidaten können sich bis zum 31. Dezember bewerben.»

Das Amt ist attraktiv. Es winkt ein stattlicher Lohn. Im letzten Jahr bekam Ursula Nold 441’000 Franken – für ein 50-Prozent-Pensum. Das ist ein schöner Batzen für ein Unternehmen, das tief in der Krise steckt.

Insider sprechen bereits jetzt von einem Desaster, das sich bei der Delegiertenversammlung anbahne. Falls es einen valablen Gegenkandidaten gebe, werde sie nicht wiedergewählt. Und falls doch, werde die Migros grosse Mühe haben, aus der Krise zu finden. Denn Nold gilt als führungsschwach.

Eine Präsidentin, die nichts sagt

Aber: Sie tut auch niemandem weh. Ein Infosperber-Informant sagt über sie: «Immerhin steht sie niemandem im Weg. Sie lässt alles um sich herum geschehen.» Diesen Eindruck erweckt sie auch in der Öffentlichkeit.

Eine Ahnung davon, wie Ursula Nold funktioniert, bekamen Interessierte kurz nach ihrer knappen Wiederwahl. Sie stellte sich in der SRF-Fernsehsendung «Eco-Talk» den Fragen von Reto Lipp. Eine halbe Stunde redete sie. Aber sie sagte kaum etwas. Dabei hätte es einiges zu sagen gegeben. Zur damals noch neuen Supermarkt-AG, zu den Verkäufen der Tochterfirmen oder zur komplizierten Struktur mit zehn regionalen Genossenschaften und zehn Betriebszentralen.

Werbung für die «Migros-DNA» statt klare Worte

Auch in der Fernsehsendung «Schweiz aktuell» sagte sie nichts zu den Problemen der Migros. Stattdessen machte sie Werbung für die Verkaufswagen, die während des Jubiläumsjahres durch die Schweiz fuhren, und schwärmte von der «Migros-DNA». Über Probleme sprach sie nicht.

Überhaupt scheint alles an ihr abzuperlen. 2022 setzte sie sich für die Abschaffung des Alkohol-Verkaufsverbots ein. Die meisten regionalen Genossenschaften waren ebenfalls für die Abschaffung. Aber die Kundschaft lehnte diese ab – mit 75 Prozent der Stimmen. Das war eine vernichtende Niederlage für die Migros-Chefetage. Trotzdem sah Nold «keine Niederlage des Managements».


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