Sperberauge

«Hysterie mit den Vierteljahresabschlüssen»

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Der weltgrösste Vermögensverwalter kritisiert das Veröffentlichen von Quartalsabschlüssen. Er fordert langfristige Businesspläne.

Nicht nur die Finanzzeitungen der Medienkonzerne, auch das Schweizer Fernsehen hat die Hysterie erfasst. Sie berichten und kommentieren Vierteljahresabschlüsse von grösseren Unternehmen. Damit leisten sie dem kurzfristigen, auf die Börsenkurse ausgerichteten wirtschaftlichen Handeln Vorschub.
«Hysterie» nennt dies nicht einfach ein klar denkender Wirtschafts- oder Finanzprofessor, sondern der US-Unternehmer Laurence Douglas «Larry» Fink. Fink ist Gründer, Verwaltungsratspräsident und Vorstandsvorsitzender des weltgrössten Vermögenverwalters BlackRock. Das Vermögensverwaltungsunternehmen ist beispielsweise an der deutschen Börse der grösste Einzelaktionär. Laut Wikipedia ist er der «mächtigste Mann der Wall Street».

«Die Hysterie mit den Vierteljahresabschlüssen widerspricht total den langfristigen Strategien, die nötig sind», erklärte Fink in der «New York Times». Konzerne sollten Quartalsabschlüsse zwar intern zur Kontrolle des Geschäftsgangs weiterhin erheben, diese nicht mehr veröffentlichen. In einem Schreiben an 500 CEOs grosser Unternehmen forderte er diese auf, detaillierte, mehrjährige Business-Pläne zu erstellen und bekannt zu geben: «Road maps» für die nächsten paar Jahre.
Fink hält den Einwand nicht für stichhaltig, dass konkurrenzierenden Firmen mit solchen langfristigen Business-Plänen zu viel verraten würde: «Produktions- und Geschäftsgeheimnisse werden mit solchen Plänen nicht verraten.»

Scharf kritisierte Fink auch die heute weit verbreitete Praxis von Konzernen, mit den Gewinnen eigene Aktien aufzukaufen. Dies erhöhe zwar für die bisherigen Aktionäre den Gewinn pro verbleibende Aktien. Dafür fehle diesen Unternehmen das Kapital für zukunftsgerichtete Investitionen.
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Seine scharfe Kritik am Veröffentlichen und Verbreiten von Quartalsabschlüssen äusserte der BlackRock-Präsident bereits im 2016. Grosse Zeitungen der Medienkonzerne, die regelmässig über Quartalsabschlüsse berichten, haben über die Kritik von Fink seither nicht informiert.


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