Screenshot 2025-11-03 at 13-17-02 Generoso-Cake • Migros

Wichtel Finn wirbt für den «Generoso»-Cake der Migros. Doch der Cake enthält Kirsch. © Migros

Der Migros-Wichtel Finn umwirbt Kinder mit Kirsch-Cake

Esther Diener-Morscher /  Der Migros missglückt ihre Advent-Aktion: Ausgerechnet mit einem alkoholhaltigen Cake wirbt der Grossverteiler um Kinder.

«Alles für unsere Finn-Fans»: So preist die Migros in der Werbung ihre Weihnachtsaktion an. Der Grossverteiler hat seine langjährige Werbefigur, den Wichtel Finn, auf verschiedene Produkte aufgedruckt und will damit Familien zum Kauf animieren. In der Finn-Kollektion hat es Geschirr, Servietten, Weihnachtsdekoration, Socken und Süssigkeiten.

Die Figur ist auf Sirup, Schoggi und Biskuit-Teig aufgedruckt – und auf dem «Generoso»-Cake. Was viele Familien, die diesen Cake deshalb fürs Dessert kaufen, nicht ahnen: Das Gebäck enthält Alkohol, und zwar so viel, dass man ihn deutlich riecht und schmeckt.

Die Migros redet sich heraus:

 «Die Finn-Kollektion soll eine breite Zielgruppe ansprechen, darunter auch Erwachsene, die solche traditionellen Produkte schätzen», schreibt die Medienstelle, nachdem Infosperber nachgefragt hat. Gleichzeitig muss sie aber einräumen, dass mit Finn Familien umworben werden.

Diese sollen sich aber offenbar selber darum kümmern, ob der «Generoso»-Cake ein sinnvolles Dessert für Kinder ist: «Es ist uns wichtig, dass Eltern die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln kennen und selbst entscheiden können, ob ein Produkt für ihre Kinder geeignet ist.»

Die Medienstelle behauptet auch: «Produkte mit alkoholhaltigen Zutaten sind klar deklariert und richten sich in erster Linie an Erwachsene.»

Doch «klar deklariert» ist der Alkohol keineswegs. Eine Prüfung der Zutatenliste ist bei diesem Cake fast unmöglich: Man muss die Packung auf den Kopf stellen, dann die klein gedruckte Liste mit rund 50 Zutaten durchlesen und mitten in dieser Aufzählung noch das Wort «Kirsch» finden.

Packung Generoso-Cake Zutatenliste
Nur auf der Unterseite und in kleiner Schrift mitten unter vielen anderen Zutaten steht, dass der Cake Kirsch enthält.

Die Migros kommt mit einer weiteren Ausrede: «Der Alkoholgehalt ist so gering, dass er für Erwachsene unbedenklich ist.» Für Kinder ist er nicht unbedenklich. Fachleute raten von allen Alkoholzusätzen in Desserts ab. Denn Kinder gewöhnen sich sonst schon früh an den Geruch und den Geschmack von Alkohol. Sodass die natürliche Hemmschwelle sinkt.

Warum die Migros ausgerechnet den Alkohol-Cake für die Familien-Werbung ausgewählt hat, bleibt schleierhaft. Denn es gibt auch einen «Himbeer-Generoso»-Cake – ohne Alkohol.


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12 Meinungen

  • am 4.11.2025 um 10:53 Uhr
    Permalink

    Zum Glück gibt es noch Eltern, welche die Zutatenlisten studieren.

  • am 4.11.2025 um 11:16 Uhr
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    Ein weiteres Beispiel von Verantwortungslosigkeit in Chefetagen.

  • am 4.11.2025 um 17:35 Uhr
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    Was ist beelendender? Dass die Migros das produziert und via «Kinder-Wichtel» propagiert (trotz Alkoholverbot von Dutti)? Oder wie die Migros sich anschliessend versucht zu «rechtfertigen»?
    Infosperber: Fachleute raten von allen Alkoholzusätzen in Desserts ab. Denn Kinder gewöhnen sich sonst schon früh an den Geruch und den Geschmack von Alkohol.
    Genau. Im Kindesalter ist man leicht prägbar. Ich warte, bis die Migros ihren «Wichtel» auf Zigarettenpackungen druckt und in Kinder-Werbeanzeigen rauchen lässt.
    Als «Migros-Kind» erkenne ich den Konzern seit Jahren kaum mehr wieder. Aber Präsidentin Nold «hat viel zu sagen» jedoch «nichts mitzuteilen», wie kürzlich sinngemäss berichtet wurde. Warum stehen die Genossenschafter nicht längst auf, denen der «Laden» doch angeblich gehört? Apolitisch oder abgewandert zu Aldi Lidl & Co.?
    Blick 28.06.2025 — Bundesrat Parmelin: «Ich würde mir wünschen, dass die Leute mehr trinken».

  • am 5.11.2025 um 08:08 Uhr
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    Ich kann die Argumentation um die Gewöhnung an den Geschmack bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
    Frage mich dann aber, wie es sich bei anderen Lebensmitteln verhält? Z.b. sehr reifen Bananen? Gebäck aus Hefeteig?
    Natürlich sind die Begründungen und Ausreden der Migros moralisch fragwürdig nur: Es handelt sich um einen Grossisten. Notabene in den letzten Jahren eher zu einem gewinnorientierten Konzern umgebaut, der schon lange nichts mehr mit dem romantisch visionären Duttweiler Traum zu Tun hat. Wieso sollten sie sich anders verhalten als andere Grossisten? Sie halten sich an die Gesetze. Klar deklariert heisst, es muss auf der Verpackung ausgewiesen sein. Das ist es in diesem Fall. Falls wir diese Gesetze nicht für ausreichend halten, haben wir es in der Hand, diese anzupassen.
    Auf jeden Fall ist es deklariert und, der Meinung bin ich ebenfalls: In der Verantwortung der Eltern!
    Besser als Coops Billigfleisch „Herkunft unbekannt, abgepackt in Uruguay“ allemal.

    • am 5.11.2025 um 20:05 Uhr
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      @Marc Mingard – Ich kann Ihre Argumentation nicht nachvollziehen. Bananen, Hefegebäck sind sensorisch ganz anders als Kirsch-Cake – und Schwarzwälderglace 680ml, über die in Migipedia Kundin anno 2012 schreibt: «Die M-Classic Schwarzwälder Glace gehört seit frühester Kindheit zu meinen bevorzugen Desserts. Ich habe jedoch den Verdacht, dass die Rezeptur verändert wurde!? Die Stracchiatella-Glace in der Mitte weist neu ein deutlich spürbares Kirscharoma auf. Auch meine Kinder, die absolute Fans von diesem Produkt sind, haben es bemerkt.»
      Deklaration vorhanden? Wer liest denn den oft versteckten «Roman» (oder AGB bei Internet-Bestellungen)? PS: Kirschcake: 50 ungesunde Zutaten.
      Warum sich die Migros «anders verhalten sollte» als andere Grossisten? Weil Duttweiler sich anders verhielt (das ist ja eben die Sensation)!

      • am 7.11.2025 um 07:13 Uhr
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        Herr Reuss
        Sind sie das wirklich? Schokolade und Kaffeebohnen werden, wenn blind verkostet, meist verwechselt. Blauer Härdöpfelstock schmeckt 90% der Menschen nicht. Wenn es der Geschmack nach Alkohol ist, der zur Gewöhnung führt, müsste dies auf alle Alkohole zutreffen.
        Deklaration: Nichtwissen schützt vor Strafe nicht! Ein wichtiger Rechtsgrundsatz. Wenn die Menschen die Dinge die sie unterschreiben (oder akzeptieren) nicht durchlesen sind sie wirklich selber schuld. Zu den Zutaten äussere ich mich nicht weiter ausser dass ich vor über 30 Jahren damit begonnen habe, industriell verarbeitete Lebensmittel zu meiden. Genau aus den Gründen. Weil ich die Inhaltsangaben gelesen habe.
        Duttweiler: Genau. Dann war die Nachfolgeregelung schlecht durchdacht. Die Führung handelt genauso wie rein gewinnorientierte fremdkapitalgesteuerte Unternehmen. Für die Migros besteht scheinbar kein Anlass, den ehrenswerten Grundsätzen eines Duttweilers noch zu folgen. Genossenschafter lassen sie gewähren.

  • am 5.11.2025 um 19:34 Uhr
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    Wie kann man so ein Drama machen wegen etwas Kirsch im Kuchen.
    Eltern haben die Verantwortung für Ihre Kinder also haben Sie die Verantwortung was auf den Tisch kommt.
    Ist es nicht so, dass das Vorbild Nummer 1 die Eltern sind die Wein, Prosecco, Schnaps und Bier zum Fest oder zum Essen servieren? Tugenden die Kinder übernehmen und zum 1000fachen gravierender sind als der Kirsch im Kuchen ,der aufgrund seiner chemischen Form zum grössten Teil verdunstet. Ich denke nicht, dass ein Generoso Kuchen je der Grundstein für eine Alkoholsucht war. Viel eher ist es so, dass Kinder Bier trinken wollen weil es Papa macht und cool findet oder weil Mama immer so glücklich vom Lady Abend mit Cüpli nach Hause kommt. Eltern vermitteln das Alkohol glücklich, erwachsen und cool macht. Denkt Ihr wirklich der Generoso Kuchen wird den Kindern zum Verhängnis? Ich muss echt schmunzeln…

    • am 6.11.2025 um 08:11 Uhr
      Permalink

      Super geschrieben!

    • am 6.11.2025 um 12:02 Uhr
      Permalink

      @Franziska Kressebuch – Sie verharmlosen. Sie lenken ab. Das Thema hier ist die Migros. Die «Migros-Kinder» müssen sich auf Duttweilers Alkoholverbot verlassen können (ohne mit der Lupe Zutaten-Romane lesend im Gedränge der Kunden ihre Zeit zu vergeuden). Zudem richtet sich die Migroswerbung ausdrücklich an Kinder (Wichtel). Dass ausgerechnet Sie als Frau da «echt schmunzeln» und Präsidentin Nold als Frau nichts dagegen unternimmt, ist das heilsam für unser Frauenbild? Ich protestiere seit Jahren gegen Ungesundes (wie Zucker, Salz – insbesondere hoch in Brot, obwohl in Deutschland es Anbieter mit praktisch null Salz gibt), leider vergeblich, die Migros bleibt stur. Das Thema ist die Migros. Die Verantwortung dem Kunden zuzuschieben, der, wie das Beispiel Brot zeigt, gar nicht wählen kann, oder sich wie viele blind darauf verlässt, dass der Laden «nur Gutes» anbietet, damit machen Sie es sich zu einfach.

      • am 7.11.2025 um 07:51 Uhr
        Permalink

        Leider nicht Herr Reuss. Ich konnte das oben in meiner ersten Antwort an sie leider nicht ausführen weil zu wenig Zeichen.
        Die Verantwortung liegt IMMER bei JEDEM EINZELNEN! Für ALLE seine Handlungen. Die Verantwortung kann NICHT abgeschoben werden und man hat immer die Wahl. Ich backe seit 15 Jahren mein Brot selber, weil ich wissen will, was darin ist.
        Zu sagen, jemand hätte nicht die Wahl greift nicht. Es gibt immer eine Wahl.
        Sich blind darauf zu verlassen, greift leider auch nicht weil dies erfordert Vertrauen. Ein Vertrauen welches nachweislich missbraucht wurde und damit nicht mehr gerechtfertigt ist. Für mich war diese Erkenntnis sehr heilsam weil ich so eben begonnen habe, Verantwortung für mich zu übernehmen. In allem was ich tue.
        Wieso sie dies mit einem „Frauenbild“ vermischen verstehe ich gar nicht. Das hat mit dem Thema nun rein gar nichts zu tun.

  • am 6.11.2025 um 08:09 Uhr
    Permalink

    Das einzige, das ich als misslungen empfinde, ist dieser Artikel!
    Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.
    So frech geschrieben….Migros behauptet usw. Das ist für mich kein seriöser Journalismus.
    Im übrigen, Finn finden auch ganz viele Erwachsene toll.
    Ich habe mir soeben ein Stück Generoso zum Frühstück gegönnt 😋

    • am 6.11.2025 um 23:44 Uhr
      Permalink

      @Ursi Hörtig – Franziska Kressebuch hat mit der «Vorbildfunktion» recht, aber ausgerechnet bei der Vorbildfunktion der Migros (die Migros ist das Thema hier) will sie diese offenbar nicht anerkennen. Und Ursi Hörtig finde ich einfach trotzig (leider eine Wesensart, die man heute häufiger antrifft, wie ich finde), die den angeblich «frech geschriebenen» und «misslungenen Artikel» (für mich wahrer Qualitätsjournalismus) kontert mit «Finn finden auch ganz viele Erwachsene toll. Ich habe mir soeben ein Stück Generoso zum Frühstück gegönnt.» Wohl bekomms! Ächz. Das nenne ich nicht «Erwachsenes Vorbild», sondern kindisch (nicht zu verwechseln mit dem Begriff kindlich). Entscheidend ist, dass die Migros mit Wichtel Finn die Kinder anspricht (die alkoholisierte Zuckerpampe zu mampfen).

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