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Ohne strengere Regulierung stürzen Marktkräfte die Menschen von einem Kollaps zum nächsten © La-Di/Flickr

Nicht hereinfallen auf «Heute ist alles anders»

/  Wie bei den Kernkraftwerken ist auch beim internationalen Krisenmanagement heute nicht alles anders. Das lehrt die Geschichte.

Nach jedem grösseren Zusammenbruch des Banken- und Finanzsystems gaukeln Wirtschaftsführer und Politiker der Öffentlichkeit vor, ab heute sei alles im Griff. Man habe von früheren Fehlern genügend gelernt.
Dass das Gegenteil der Fall ist, zeigen Carmen M. Reinhart, Wirtschaftsprofessorin an der US-Universität von Maryland, und Kenneth S. Rogoff, Wirtschaftsprofessor an der Harvard-Universität, in ihrem neuen Buch «Dieses Mal ist alles anders».
Sie erinnern an die optimistischen Wirtschaftsberichte unmittelbar vor dem grossen Börsencrash von 1929, ohne dessen Folgen es wahrscheinlich nicht zum Zweiten Weltkrieg gekommen wäre. Auch vor der jüngsten «Subprime-Krise» blieben Warner einsame Rufer in der Wüste. Die gleichen Ökonomen, Wirtschaftsberichterstatter und Behörden, welche die drohenden Gefahren übersahen, sind fast überall immer noch an ihren Plätzen und reden die kommenden Gefahren wiederum klein. «Das ‹Heute ist alles anders›-Syndrom vernebelt die Urteilskraft selbst erfahrener Experten», stellen die Buchautoren fest. Sie würden glauben, dass nächste Finanzkrisen höchstens andere Menschen in andern Ländern und zu andern Zeiten treffen können.
Tatsächlich sei es für eine Entwarnung viel zu früh. So lange Staatsschulden unkontrolliert in die Höhe schnellen, nehme das Misstrauen unweigerlich zu. Appelle, den Marktkräften zu vertrauen, würden verpuffen und einen nächsten Kollaps nicht verhindern.


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