Hanfpalme Landi

«Verschönern Sie noch Ihren Garten oder Balkon, bevor ich ab September nicht mehr verkauft werden darf!»: Die Landi will noch kurz vor dem Verbot am Verkauf von Palmen verdienen. © Gallus Zahno

Die Landi macht ein Geschäft mit dem Palmen-Verbot

Esther Diener-Morscher /  Der Verkauf von Hanfpalmen ist bald verboten. Ausgerechnet die Landi nutzt das zur Verkaufsförderung.

Chinesische Hanfpalmen – auch Tessinerpalmen genannt – stehen schon seit Jahren auf der Liste der so genannt invasiven Neophyten. Das sind ursprünglich gebietsfremde Pflanzen, die sich übermässig ausbreiten und einheimische Pflanzen verdrängen.

Das hatte bisher allerdings keinen Einfluss auf die Beliebtheit dieser Pflanzen. Die meisten Garten-Center verkauften sie. Weil sie südliche Stimmung verbreiten, stehen sie in vielen Gärten sowie auf Balkonen, und sie säumen Restaurant-Terrassen.

Nun will der Bundesrat die weitere Verbreitung dieser Palmen verhindern und hat deshalb den Verkauf, den Import, die Vermehrung, das Vermieten oder das Verschenken dieser Pflanzen verboten. Bereits gekaufte Palmen müssen nicht beseitigt werden. Und den Händlern gewährt der Bundesrat eine Frist bis September.

«Rettungsaktion» für schädliche Pflanzen

Die Landi nutzt diese Zeit, um mit den invasiven Palmen ein Geschäft zu machen. «SOS. Verschönern Sie noch Ihren Garten oder Balkon, bevor ich ab September nicht mehr verkauft werden darf!» So preist die Landi im aargauischen Lenzburg die Pflanzen an.

Diese Rettungsaktion für Palmen, die einheimischen Pflanzen schaden, mutet um so seltsamer an, als die rund 270 Landi-Läden den landwirtschaftlichen Genossenschaften und damit den Schweizer Bauern gehören. Ausgerechnet sie fördern den Absatz von invasiven Neophyten.

Diese Art von Geschäftemachen widerspricht auch den eigenen Vorgaben des Unternehmens, schreibt die Landi doch auf ihrer Website, wie nachhaltig sie sei und dass sie sich «zu einer verantwortungsvollen und transparenten Geschäftstätigkeit und Unternehmensführung» bekenne.

Verantwortungsvoll wäre ein Vorgehen, wie es etwa das Schinznacher Garten-Center Zulauf macht. Es hat die Hanfpalme sofort aus dem Sortiment genommen und erklärt ausserdem, was das Problem mit dieser Pflanze ist: «Die Hanfpalme bildet im Süden schnell kleine Wäldchen und hemmt so den Wuchs der einheimischen Pflanzen. Ausserdem hat sie relativ kurze Wurzeln und trägt so nicht zur Stabilität des Waldes bei. Ihre leicht entzündlichen Fasern bilden zudem bei einem Waldbrand eine zusätzliche Gefahr – was im warmen und oft trockenen Tessin nicht unterschätzt werden darf.»

Das Center gibt früheren Kunden den Tipp: Es sei nicht nötig, alle Hanfpalmen sofort zu entsorgen. Aber: «Vor allem im Süden ist es wichtig, dass die Blütenstände bereits im Mai weggeschnitten werden und sich so keine Früchte bilden können. Palmen, die nördlich der Alpen in Gärten oder Gefässen wachsen, sind bis jetzt wenig problematisch.»

Landi entfernt die SOS-Werbung

Von den grossen Garten-Centern hat nur noch Bauhaus die Palmen vorbehaltlos im Sortiment. Im Gegensatz zur Landi wirbt Bauhaus wenigsten nicht damit, dass man sich vor dem Verbot noch damit eindecken sollte.

Das wird auch die Landi künftig nicht mehr tun. Das Werbeplakat sei nicht im Sinn der Landi Schweiz und werde unverzüglich entfernt. Es sei ein Einzelfall in der Filiale Lenzburg, sagt die Landi-Sprecherin Nina Rätz nach einer Anfrage von Infosperber.

Aus dem Sortiment nimmt die Landi die Palmen aber erst auf den 1. September. Die Pflanzen seien vor der Bekanntgabe des Verbots bestellt worden. «Daher haben wir im Sinne der Verlässlichkeit gegenüber unseren Lieferanten die offenen Bestellungen abgenommen.»

Auch Obi und Jumbo verkaufen die Palmen noch, aber sie haben immerhin diesen Warnhinweis hinzugefügt: «Unkontrolliert kann diese Pflanze die Natur gefährden. Früchte und Samen entfernen, Schnittgrün über Grünabfuhr oder Kehrichtabfuhr entsorgen.»

Die invasiven Hanfpalmen gar nicht mehr im Sortiment haben Do-it+Garden, Hornbach und das Gartenhaus Wyss.


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Keine
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7 Meinungen

  • am 17.05.2024 um 11:47 Uhr
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    Das landesweite / europaweite Neophytenverbot ist unsinnig – die Hanfpalme bspw. ist allein im Tessin ein Problem, in kälteren Regionen überdauert sie den Winter nur mit aufwendigen Schutzmassnahmen. Neophytenprobleme sind sehr regional, daher sind europa- oder landesweite Verbote unnötig, man müsste das in den Bauordnungen angehen, die ja kommunal oder kantonal, also regional differenziert, sind. Pflanzen haben unterschiedliche klimatische Ansprüche, was am einen Ort eine Bedrohung ist, kann manchmal bereits einige Kilometer weiter problemlos kultiviert werden. Hier wurde wieder einmal aus Bequemlichkeit Symbolpolitik mit dem Vorschlaghammer betrieben und der Bürger bevormundet.

    • am 17.05.2024 um 23:40 Uhr
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      Absolut richtig und wenn man sich mit einer Fachliteratur zur Trachycarpus fortunei beschäftigen würde, dann wüsste man, dass es für keimfähige Samen eine männliche und eine weibliche Hanfpalme braucht, sonst funktioniert es nicht. Bei der grossen Population im Tessin mag dies zweifelsohne der Fall sein, aber im Rest der Schweiz habe ich noch nirgends ein gravierendes Problem festgestellt. Der Entscheid des Bundesrats gleich ein gesamtschweizerisches Verbot für diese Palme zu erlassen, ärgert mich daher sehr und ist absolut unverständlich! Da richten die eingeschleppten, invasiven China-Stinkwanzen wesentlich mehr Schaden an als diese Palmen! Das ist wieder mal Schweiz live…

      • am 19.05.2024 um 00:45 Uhr
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        Dass Hanfpalmen einen Winterschutz benötigen, ist vor allem Aussage von Überwinterungszeltverkäufer und für Überwinterungsgärtereien. Gehen Sie in der Region am Bodensee mal im Wald spazieren. Vor allem im Winter sieht man diese Hanfpalmen in Laubwäldern sehr oft. mein Nachbar hat sehr grossr Exemplare im Garten. Dieses Problem mit Hanfpalmen beschränkt sich definitiv nicht nur aufs Tessin. Aus diesem Grund nur folgerichtig, dass hier die Schraube angezogen wird.

    • am 20.05.2024 um 08:46 Uhr
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      Ich bin absolut der gleichen Meinung und das wird sicher von den meisten Pflanzenfreunden unterstützt. Die Natur muss nur leicht unterstützt werden, normalerweise ist sie stark genug.

  • am 17.05.2024 um 19:28 Uhr
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    No comment ! Die fenaco-LANDI Gruppe gehört Schweizer Bäuerinnen und Bauern. Sie profitieren in mehrfacher Hinsicht von ihrer Mitgliedschaft. Wir gehören 153 LANDI und deren gut 42 000 Mitgliedern, davon über 23 000 aktive Schweizer Bäuerinnen und Bauern. In der fenaco pflegen und leben wir die genossenschaftlichen Werte.

  • am 17.05.2024 um 21:15 Uhr
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    Landi hat das richtig gemacht, ich habe mich gefreut. Ich rede hier als Botaniker und bestätige, das Hanfpalmen keine Gefahr für die Natur sind. Das Verbot mit dieser Spezies ist falsch. Da haben die Hobby Botaniker von“info flora“ falsch entschieden. Wir finden Fragmente dieser Gattung in Paläobotanischer Aufarbeitung in den Sedimenten innerhalb der Schweiz noch im Eiszeitalter. Ebenso die Gattung Sabal. Sie haben damals nicht geschadet und tun das auch heute nicht. Ich werde mir auch nach dem 1.September eine in meinen Garten Pflanzen.

    • am 18.05.2024 um 10:02 Uhr
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      Ich verkaufe und vermiete seit fast 20 Jahren mit meiner Firma ausschließlich Tessinerpalmen. Mir war die Skepsis vom Gesetzgeber natürlich schon länger bewusst, jedoch auch die Meinung dazu meiner Kunden.

      Dass diese Verirdnung umgesetzt wird, mit dem muss ich mich anfreunden, was aber vollkommen daneben ist, ist die Geschwindigkeit der Umsetzung. Es wäre ratsam gewesen hier eine Übergangszeit von 1.5 bis 2.5 Jahren zu wählen, damit sich alle betroffenen auch seriös auf das Verbot vorbereiten können. Ich musste allen Saisonmietern kurzfristig absagen und bin finanziell darauf angewiesen meinen nicht ganz günstigen Palmenbestand verkaufen zu können. Für dieses Unterfangen, geschätzte Autorin, ist mir jedes legale, auch kritikauslösende Mittel recht. Ich hoffe, sie können dies nachvollziehen und vielleicht würde sich die Presse auch mal dieser, meiner Seite widmen.

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