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Mentor M: Das Roma-Kind als Opfer von Revolver-Journalismus © woz

Das Leben neben der Mülldeponie

Robert Ruoff /  WOZ-Reportage: Das «Roma-Kind mit der Pistole» lebt friedlich – neben der Mülldeponie im Roma-Ghetto von Gjakova.

Es ist ein Blick auf die Wirklichkeit. Eine ganz einfache Reportage mit ganz einfachen Bildern. Und ist eben deshalb umso eindrücklicher.

Carlos Hanimann hatte parallel zu «Infosperber» den Wohnort des Roma-Jungen in Gjakova recherchiert. Er ist zusammen mit dem Fotografen Fabio Biasio in den Westen des Kosovo gereist und hat «das Roma-Kind mit der Pistole» und seine Familie besucht.

Mentor M., so heisst er, lebt in Gjakova in der alten illegalen Roma-Siedlung, einem Ghetto am Rande einer ursprünglich ebenfalls illegalen Müllkippe. Der Vater sucht täglich Arbeit in der Stadt, ausserdem lebt die Familie (noch) von der Sozialhilfe. Und hofft auf weitere Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse durch das Projekt, das die Caritas Schweiz zusammen mit dem Bund, der Gemeinde Gjakova und der Regierung des Kosovo realisiert.

Hanimann schreibt: «Weder der abgelichtete Mentor (der laut «Weltwoche»-Autor Philipp Gut als Symbol dafür stehe, «dass Roma-Banden ihre Kinder für kriminelle Zwecke missbrauchen») noch dessen Familie haben den Kosovo je verlassen. Als (der italienische Fotograf) Mancini das Foto schoss, war Mentor gerade vier Jahre alt. Am 9. März dieses Jahres feierte er seinen achten Geburtstag. An den Tag, an dem er mit der Spielzeugpistole in der Hand fotografiert wurde, erinnert er sich nicht mehr. Er war noch zu klein damals.»

Aber es gibt Verbindungen aus der Roma-Siedlung von Gjakova nach Westeuropa: von Roma, die in Deutschland geboren wurden und mit 19 Jahren «zurückgeschafft» wurden, das heisst: nach dem Ende des Kosovo-Krieges zurückreisen mussten. Oder von anderen, die während des Krieges in der Schweiz gearbeitet haben. Und von einem, der in einen Banküberfall verwickelt war und dafür vier Jahre im Gefängnis sass.

Davon berichtet die Reportage der WOZ und von den Lebensbedingungen im Ghetto und vom Berufwunsch eines Jungen mit einer Spielzeugpistole, der nach der realen Begegnung mit realen Journalisten aus der realen Schweiz selber «Gazetar» werden möchte. Journalist. Zu lesen in der neuen WOZ (16/2012, 19.04.2012).


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