Auch in der Schweiz: Meta verdient gross an Betrug
Ganze zehn Prozent der Einnahmen – 16 Milliarden Dollar – erwartete der Tech-Gigant Meta letztes Jahr an Erlösen aus betrügerischer Werbung und Anzeigen für rechtswidrig angebotene Güter wie illegale Online-Casinos oder verbotene Medizinalprodukte.
Dies geht aus einer Recherche der Nachrichtenagentur «Reuters» hervor. Einem Reporter lagen interne Dokumente des Mutterkonzerns von Facebook, Whatsapp und Instagram vor.
Gemäss einem der Dokumente zeigt das Unternehmen Usern seiner Plattformen weltweit täglich geschätzt 15 Milliarden «Hochrisiko-Anzeigen». Derartige Anzeigen tragen deutlich betrügerische Anzeichen. Mit derartigen Anzeigen soll Meta etwa 7 Milliarden Dollar jährlich verdienen.
Höhere Preise sollen abschrecken – und bringen höhere Einnahmen
Anscheinend wurden viele dieser betrügerischen Anzeigen von Metas internem Warnungssystem markiert. Das Unternehmen sperrt Werbekunden aber nur, wenn diese mit mindestens 95 Prozent Wahrscheinlichkeit Betrug begehen. Wenn das Unternehmen weniger sicher ist, aber trotzdem noch davon ausgeht, dass es sich beim Kunden um einen Betrüger handelt, verlangt die Firma höhere Anzeigenpreise. Angeblich um den Kunden abzuschrecken, weitere Anzeigen zu schalten.
Dies soll tatsächlich zu weniger Betrugsanzeigen geführt haben. Gleichzeitig soll das Unternehmen aber an der weiterhin zahlenden betrügerischen Kundschaft mehr verdient haben.
Ausserdem sollen die Dokumente zeigen, dass User, die bereits einmal auf eine betrügerische Anzeige geklickt haben, deshalb in ihrem personalisierten Feed mehr ähnliche Anzeigen eingeblendet bekommen.
Meta hob gegenüber Reuters die eigenen Anstrengungen im Kampf gegen Betrugsanzeigen auf den eigenen Plattformen hervor.
Doch gemäss einer Präsentation des eigenen Sicherheitsteams vom vergangenen Mai weiss Meta genau, dass die eigenen Plattformen bei Betrügern besonders beliebt sind. So soll bei einem Drittel aller erfolgreichen Online-Betrugsfälle in den USA Meta eine Rolle gespielt haben. Zudem gaben die Sicherheitsleute an, die Konkurrenz sei besser darin, Betrugsanzeigen auszumerzen.
Einnahmen übersteigen Bussenrisiko deutlich
Gemäss den Dokumenten will Meta den Anteil der gesetzeswidrigen Einnahmen verringern. Gleichzeitig wird aber auch Besorgnis geäussert, dass ein allzu abrupter Abbruch negative Auswirkungen haben könnte.
Wegen der Anzeigen geht das Unternehmen davon aus, Bussen in der Höhe von bis zu einer Milliarde bezahlen zu müssen. Doch dies ist immer noch viel weniger, als es mit den Anzeigen verdient. Pro Halbjahr soll der Konzern 3,5 Milliarden Dollar einnehmen mit Anzeigen, die ein «höheres rechtliches Risiko bergen».
Weiter sollen die Dokumente gemäss Reuters belegen, dass Meta riesige Betrugsnetzwerke über Jahre hinweg unbehelligt liess.
Betrug mit Facebook-Anzeigen in der Schweiz weit verbreitet
SRF hat wiederholt über Betrugsmaschen berichtet, welche auch via Facebook operieren. So sprach die Sendung «Kassensturz» 2023 mit einer Schweizerin, die um fast eine Million Franken betrogen wurde.
Letztes Jahr fand «SRF Impact» weitere Betroffene und konnte ein ganzes Netzwerk hinter den Betrugsfällen freilegen.
Die aufwändigen Recherchen zielten auf die Betreiber von betrügerischen Investment-Plattformen. Dass bereits die Plattform Facebook den systematischen Betrug verhindern könnte, wenn sie konsequent gegen betrügerische Anzeigen vorginge, war bisher selten Thema in Medienberichten. Der «Blick» wies im vergangenen Juni darauf hin, dass Google und Meta ebenfalls an Betrugsmaschen verdienen. Eine Anfrage an Meta blieb unbeantwortet.
Bund tut sich schwer mit Regulierung
Der Bundesrat arbeitet derzeit an einem lange erwarteten Gesetz zur Plattformregulierung. Derzeit läuft das Vernehmlassungsverfahren zum ersten Gesetzesentwurf. Darin ist betrügerische Werbung kein Thema. Das Gesetz soll sich sich eher um politische als kommerzielle Kommunikation kümmern.
Gemäss Entwurf ist zwar ein Meldeverfahren für möglicherweise illegale Inhalte geplant. Dieses zielt zwar nicht direkt auf betrügerische Inhalte. Es könnte aber immerhin deutlicher zeigen, wie gross das Problem ist. Denn es soll auch ein Werbearchiv eingerichtet werden und damit alle ausgespielten Anzeigen speichern.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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