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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Nebulöse Schifffahrt

Patrick Jerg /  Ein innovatives Spielprinzip steht im Zentrum von «Maldivia». Der Spielplan wird immer wieder gefaltet und engt den Spielraum ein.

Autor Roberto Fraga ist kein Unbekannter in der Spielszene. Einst liess er sehr erfolgreich Spinnen abseilen, damit sie vom Waldboden ihre magnetische Beute erwischten. «Spinderella» wurde 2015 zum Kinderspiel des Jahres gewählt. Sein neuestes Spiel «Maldivia» glänzt wieder mit einer innovativen Idee und richtet sich an Familien. Boote bewegen sich auf einem Spielplan, den man regelgemäss nach innen faltet. Damit verkleinert sich die Spielfläche, das Meer, und der Spielraum wird kleiner.

Das Spielmaterial von «Maldivia» fällt auf. Boote, Fische und Tafeln aus Holz, der Spielplan ist ein dünnes Seidentuch, bemalt mit Quadraten und unterschiedlichen Symbolen. Zu Beginn entfaltet sich das Tuch in seiner ganzen Pracht. Alle stellen ihr Boot auf ein beliebiges Quadrat und planen ihre erste Schifffahrt voraus. «Maldivia» ist ein Programmierspiel, bei dem man seine nächsten Spielzüge, bevor man sie ausführt, vorausplanen muss.

Ahnen und planen

Vier Spielzüge plant man mit Weitsicht voraus. Mit Tafeln, kleinen Holzklötzen, legt man seine nächsten Züge fest. Noch zeigt man den Mitspielenden nicht, wohin die Reise gehen soll. Drei Tafeln geben die Fahrtrichtung des Bootes an, eine Tafel lässt Nebel auf einer Seite des Spielplans aufkommen. Haben alle ihre Spielzüge festgelegt, spielt man die Aktionen reihum durch. Erst wenden alle ihre linke Tafel, danach die weiteren.

Eine Richtungstafel lässt das eigene Boot in die angegebene Richtung fahren, bei freier Fahrt bis ans Ende des Spielplans. Allenfalls stoppt man früher, weil man unterwegs Aktionen erledigen kann. Auf Fischfeldern sammelt man Fische in den entsprechenden Farben ein und legt sie ins Boot. Trifft man einen Oktopus, darf man bei einem Mitspielenden eine Tafel drehen und damit die Spielausrichtung ändern. An den Spielfeldrändern kann man Handel betreiben. Die ausliegenden Marktschiffkarten möchten gerne Fische beziehen. Kann man sie in der gewünschten Farbe abliefern, erhält man die Karte und dadurch Punkte.

Nebelschwaden

Trifft man auf der Fahrt auf ein fremdes Schiff, muss man seine Fahrt stoppen. Dafür darf man vom anderen Schiff einen Fisch stehlen. Die Planung erhält bei «Maldivia», wie erwähnt, eine entscheidende Rolle. Wohin bewegen sich die fremden Boote? Wo möchte ich mit meinem Schiff hin? So können einige Pläne aufgehen, während andere von fremden Booten durchkreuzt werden. «Maldivia» lebt von den Überraschungsmomenten und den «Ich-weiss-was-du-machst»-Gedanken.

Einmal in seinen vier Spielzügen muss man die Nebeltafel spielen. Aus der gewählten Windrichtung kommt Nebel ins Spiel, so dass man den Spielplan in seiner ganzen Länge um ein Quadrat nach innen faltet. Betroffene Boote, die sich auf den Quadraten befinden, verlieren einen Fisch. So ist der aufkommende Nebel, wenn er zum richtigen Zeitpunkt auftritt, ebenfalls ein geeignetes Mittel, um seine Konkurrenz zu schwächen.

Trotzdem blüht der Handel

Allen schwierigen Bedingungen zum Trotz versucht man seine Fische zu den Marktschiffen zu bringen, während sich der Spielplan immer mehr einengt. Durch das Falten des Plans erscheinen auch immer neue Felder im Meer, die sich zuvor auf der Unterseite des Spielplans befanden. So tauchen irgendwann Haie im Meer auf. Fährt man auf ein Hai-Feld, muss man mit jemandem eine bereits gewonnene Marktschiffkarte tauschen. Das Meer birgt so manche Überraschung.

Besteht die Spielfläche nur noch aus 16 oder weniger Feldern, endet die Partie. Wer die meisten Fische auf seinen Marktschiffkarten besitzt, gewinnt das Spiel. Das Planen der Spielzüge und das Erahnen von fremden Spielzügen macht den Spielreiz von «Maldivia» aus. Das innovative Spielprinzip lässt für einmal die Falten nicht nur im Gesicht erscheinen, sondern auch auf dem Spielplan.

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Maldivia
Maldivia

Maldivia

Ein Programmierspiel von Roberto Fraga
Illustrationen: Folko Streese

Für 2 – 4 Personen | Ab 8 Jahren | ca. 30 Minuten
Verlag: Zoch | ca. 32 Fr. / 29 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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