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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Meditieren und kultivieren

Patrick Jerg /  Ein richtiger Bonsai ist ein Werk über Generationen hinweg. Die komprimierte Art des Spiels lässt aber ebenso schöne Bäumchen zu.

Den eigentlichen Ursprung hat die Bonsaikunst vor über 2000 Jahren in China. In Japan wurde die Kunst am kleinen Baum in der Schale aber weiterentwickelt und perfektioniert. Das tiefe Gefühl von Stärke, Reife und friedvoller Ausgeglichenheit sollen die Besitzer eines Bonsai entwickeln. Attribute, die man Spielerinnen und Spielern nicht vorenthalten will. Nur muss das im Fall des Legespiels «Bonsai» natürlich deutlich schneller gehen.

Alle erhalten zu Beginn ein Plättchen mit einer Schale und einem kleinen Stammansatz. Darunter legt man ein Seishi-Plättchen, das die Kunst beherrscht, einen Baum in Form zu bringen. Im Spiel sammelt man dort seine Bonsai-Plättchen: Stamm, Blätter, Blüte oder Frucht. Gesteuert wird das Legespiel über Karten. Daher findet man in einer Auswahl immer vier Kartenvorschläge, bei denen man sich reihum bedient.

Kraft aus der Meditation

Wählt man den Spielzug «Meditieren», nimmt man sich eine Karte aus der Auslage. Bis zu zwei Bonsai-Plättchen kann eine solche Karte als Bonus bringen. Das hängt von ihrer Position in der Auslage ab. Karten dienen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für das kleine Bäumchen. Man kann den Lagerplatz für Bonsai-Plättchen vergrössern oder das Wachstum mit entsprechenden Karten beschleunigen. Meister-Karten bringen zusätzliche Bonsai-Plättchen und Helfer-Karten lassen neue Plättchen am eigenen Bonsai spriessen. Hin und wieder findet man in der Auslage auch Punkte-Karten, die erst am Ende der Partie ihre Früchte tragen.

Es lohnt sich, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dadurch erhält man Aufschwung für die zweite mögliche Aktion. Doch die Auslage ist nicht bestechlich. Man muss auf die ausliegenden Karten reagieren und seine Prioritäten setzen, da man pro Spielzug nur eine Karte nehmen darf.

Der Bonsai wächst

Wählt man den Spielzug «Kultivieren», legt man seine Bonsaiplättchen an den eigenen Baum an. Dafür gibt es klare Regeln. Ein Stamm darf nur an einen Stamm gelegt werden. Blätter benötigen ebenfalls einen Stamm. Ein Blüten-Plättchen muss dafür zwingend an ein Blatt, während eine Frucht sogar gleich zwei Blätter benötigt. Alles kein Problem, denn an den Rändern der Plättchen ist erkennbar, welche Nachbarschaft sie sich zwingend wünschen.

Je mehr Wachstums-Karten man gesammelt hat, desto mehr Bonsai-Plättchen darf man in einem Spielzug anlegen. Und so wachsen die Bäumchen nach allen Seiten. In jeder Spielrunde entstehen neue Kunstwerke auf dem Tisch. Selbst wenn man am Ende wenige Punkte für seinen Bonsai erhält, freut man sich am eigenen Produkt. Das muss die friedvolle Ausgeglichenheit sein, die erwähnt wurde. Ist der Kartenstapel leergespielt, endet die Partie.

Wer beherrscht die Baumkunst?

So ein kleiner Bonsai ist anspruchsvoll. Um am Ende erfolgreich zu sein, muss man mehrere Bedingungen erfüllen. In jeder Partie gibt es drei Zielvoraussetzungen, die man bestmöglich erfüllen sollte mit dem eigenen Bäumchen. Wer ein Ziel erreicht, muss sich sofort entscheiden, ob man die Punkte dafür nehmen will, oder ob man allenfalls noch Verbesserungen anstrebt. Mit Blättern, Früchten oder Blüten holt man garantierte Punkte. Wer Punkte-Karten gesammelt hat, darf sie nun ebenfalls abrechnen.

Ganze drei Seiten widmet die Spielregel dem Thema «Bonsai». Auch hier wird der meditative Ansatz vorgelebt. Es ist ein schneller Einstieg in ein spannendes Thema, in das man sich endlos vertiefen kann. Auf einigen Bildern werden unterschiedliche Baumformen präsentiert. Es erstaunt natürlich nicht, dass man die Formen auf dem Spieltisch nach jeder Partie zuordnen kann. Das Wohlfühl-Legespiel ist einfach eine wunderschöne, thematische Umsetzung.

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Bonsai
Bonsai

Bonsai

Ein Legespiel von Rosaria Battiato, Massimo Borzi, Martino Chiacchiera
Illustrationen: Davood Moghaddami

Für 1 – 4 Personen | Ab 10 Jahren | 30-45 Minuten
Verlag: Kosmos | ca. 35 Fr. / 32 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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