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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Ein doppelseitiges Spielvergnügen

Patrick Jerg /  Eine kleine Schachtel, schmale Spielkarten und ein beidseitiger Druck mit jeweils einer Farbe. Wer behält den Überblick?

Immer wieder staune ich, mit wie wenigen Regeln manche Spiele auskommen. Trotzdem entwickeln sich daraus sehr amüsante Spiele, die grossen Spielspass verbreiten. Über Spiele wie «That’s not a hat» oder «Trio» habe ich bereits geschrieben. Auch «Color Flush» gehört in dieses Genre. Nur drei Aktionsmöglichkeiten gibt es in diesem Kartenspiel, das äusserst minimalistisch daher kommt. Das aussergewöhnlich längliche Kartenformat besitzt auf seinen Seiten keine Grafik, lediglich eine Farbe. Dafür sind die Karten gleich beidseitig bedruckt. Und damit kann man prima ins Farbenspiel einsteigen.

Mit sieben Handkarten startet man in die Partie. Die Rückseiten der eigenen Karten sind für die eigenen Augen tabu, dafür sieht man zusätzlich die Kartenrückseiten seiner Mitspielenden. Nun versucht man mit wenigen Aktionen möglichst gleiche Farben in die eigene Kartenhand zu kriegen. Welche Farbe es ist, spielt keine Rolle, doch die Partie endet sofort, wenn jemand in seiner Hand nur gleiche Farben präsentiert.

Drei Aktionen zum Glück

Was kann man tun, um möglichst schnell die Farben zu ordnen? Man holt sich beispielsweise eine neue Farbkarte von einer anderen Person oder vom Nachziehstapel, ohne die Karte dabei zu wenden. Dasselbe kann man auch rückwärts erledigen: Man gibt eine Karte ab, entweder einer anderen Person oder auf den Nachziehstapel. Als dritte Aktion wendet man eine seiner Handkarten. Alle drei Aktionen muss man in seinem Spielzug durchführen. In welcher Reihenfolge man sie ausführt, bestimmt man selber.

Und dann sind bei «Color Flush» noch zwei spezielle Karten im Spiel. Weiss und schwarz zählen nicht zu den Farben und lösen daher Spezialeffekte aus. Weiss gilt als Joker und kann eine beliebige Farbe in der Hand annehmen. Legt man eine weisse Karte auf den Nachziehstapel, tauscht man seine ganze Kartenhand mit jemand anderem. Dabei werden keine Karten umgedreht.
Taucht eine schwarze Karte in der eigenen Hand auf, dreht man sämtliche Handkarten auf die andere Seite.

Sein Wissen erweitern

Schon nach wenigen Minuten kommt man dem kleinen Kartenspiel auf die Schliche. Sämtliche Aktionen und Effekte dienen dazu, den eigenen Farbhorizont zu erweitern. Jedes Drehen, jeder Tausch bringt neue Farbkenntnisse. Während man zu Beginn eine ziemlich einseitige Kartenansicht geniesst, bringt jeder Spielzug neue Farben ins Spiel. Das führt zu ganz lustigen Situationen bei «Color Flush». So kann jemand eine fast perfekte Farbhand besitzen, sie aber nicht sehen, da sie auf der Rückseite der eigenen Hand liegt. Und davon profitieren die Mitspielenden im nächsten Zug, wenn man mit einer weissen Karte zum Tausch ansetzt.

«Color Flush» spielt sich flott. Die Ausgangslage ist jedes Mal verschieden, doch schon nach wenigen Spielzügen überblickt man die Situation besser. Man muss sich die Farben ein wenig merken und die Auswirkungen der wenigen Aktionen im Kopf behalten. Das pfiffige, kleine Kartenspiel spielt sich in kurzer Zeit und endet oft ganz unverhofft und plötzlich mit einer einfarbigen Kartenhand.

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Color Flush
Color Flush

Color Flush

Ein Kartenspiel von Vivien Roeltgen
Illustrationen: Simon Douchy

Für 3-6 Personen | Ab 7 Jahren | 15 Minuten
Verlag: HCM Kinzel | ca. 16 Fr. / 13 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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