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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Die erste Ratte auf dem Mond

Patrick Jerg /  Jede Ratte auf dem Schrottplatz träumt von einer Reise zum Käsemond. Der Wettlauf um die Einzelteile für den Raketenbau beginnt.

Spielerisch gibt es Themen, die man erst einmal belächelt und ein wenig beiseiteschiebt. So geschehen bei den Ratten von «First Rat», die zum Käsemond fliegen wollen. Die gelbe Scheibe am Himmel lockt die kleinen Nager vom Schrottplatz zu neuen Höhenflügen. Und schon beim Öffnen der Schachtel wird man in den Bann des Spiels gezogen. Viele kleine Details beim Spielmaterial machen neugierig. Da sammelt man Flaschen, Dosen und alte Taschenrechner, um sich damit eine Rakete zu basteln. Als Antrieb dient Backpulver, mit dessen Schubkraft die Rattonauten dem Käsemond entgegen fliegen möchten.

Die Ratten kennen sich bestens aus in ihrem Gelände und suchen sich auf der Laufstrecke die passenden Gegenstände für den Raketenbau zusammen. Doch bei «First Rat» wird nicht gewürfelt, hier wählt man den Bewegungsradius selber aus. Entweder man zieht eine der eigenen Ratten bis zu 5 Felder nach vorn oder man bewegt mehrere seiner Ratten bis zu 3 Felder weit. Bei einer Bewegung mit mehreren Ratten müssen alle am Ende auf Feldern der gleichen Farbe stehen.

Was soll es denn sein?

Auf dem Parcours über den Schrottplatz sammelt man Baugegenstände oder holt sich Käse, der als Zahlungsmittel dient. Mit Lampen beleuchtet man die Laufstrecke, damit man bei gutem Licht mehr Ressourcen einsammeln kann. Apfelreste bringt man in den Rattenbau, wo man sich im Gegenzug an Vorräten bedient, sich in Comics Wissen anliest für den weiteren Spielverlauf oder den Nachwuchs fördert und neue Ratten auf die Laufstrecke bringt. «First Rat» bietet viele Spielmöglichkeiten an, fordert die Spielenden, überfordert sie aber nicht.

Entlang der Laufstrecke findet man drei tierische Händler, die den Ratten Spielvorteile gegen Käse anbieten. Diese Gegenstände kann man käuflich erwerben oder sie ganz einfach stehlen. In letzterem Fall fällt die Spielfigur allerdings zurück an den Start. Nimmt man das in Kauf im Tausch gegen Spielvorteile? Am Ende jedes Spielzuges tauscht man gesammelte Gegenstände ein, baut eine Raketenspitze, einen Antrieb oder häuft Vorräte für die Reise an. Jeder kleine Schritt der Rattonauten wird belohnt.

Fortschritt bringt Wertungspunkte

Während der gesamten Partie von «First Rat» gilt: Wer zuerst kommt, erhält mehr Punkte. Auf diversen Wertungsleisten setzt man für erfüllte Aufgaben seine Steine und holt sich Punkte für die Endwertung ab. Nach einigen Partien kombiniert man den Laufweg und die Wertungen im Spiel variabel und sorgt so für immer neue Schwerpunkte. Oft sucht man den optimalen Weg für seine kleinen Nagetiere, um an viele Ressourcen zu gelangen. Mit dem klugen Bewegungsmechanismus kommt man weit, hin und wieder muss man Kompromisse eingehen.

Das Wettlaufspiel der Ratten besitzt viel Charme. Mit Liebe zum Detail sind die Einzelteile gestaltet. Durch das Sammeln von Comics im Spiel verwandelt man sich zu Neil Rattstrong oder Ratwoman und eignet sich spezielle Fähigkeiten an. Die Sehnsucht nach dem Käsemond erfasst schon nach kurzer Zeit auch die Spielenden. «First Rat» erinnert an das zauberhafte Bilderbuch «Armstrong«. Der Mond zieht die Mäuse magisch an – das geht mir am Spieltisch ebenso.

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First Rat

First Rat

Ein Wettlauf- und Sammelspiel von Gabriele Ausiello und Virginio Gigli
Illustrationen: Denis Lohausen

Für 1-5 Personen | Ab 10 Jahren | ca. 60 Minuten
Verlag: Pegasus Spiele | ca. 35.- Fr. / 35 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit über 10 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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