Sperberauge

Iran, Pakistan und China sollen in Uno Frauenrechte überwachen

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Böcke werden zu Gärtnern gemacht. Die Schweiz und Deutschland wollen nicht sagen, ob sie für diese Länder gestimmt haben.

Die UN-Frauenrechtskommission «für Gleichstellung der Geschlechter und für die Förderung von Frauenrechten der Vereinten Nationen» beschäftigte sich an ihrer letzten Sitzung im März 2021 nach eigenen Angaben mit der

«vollständigen und wirksamen Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben und an Entscheidungsprozessen sowie mit der Beseitigung von Gewalt, um die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung aller Frauen und Mädchen zu erreichen».

Dieser UN-Kommission gehören 45 Staaten an, die «alle Regionen angemessen vertreten» sollen. Soeben hat der «Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen» (Ecosoc) Vertreterinnen und Vertreter von Iran, Pakistan und China für vier Jahre als Mitglieder in die Frauenrechtskommission gewählt.

Der Iran gehört zu den ganz wenigen Staaten, die Frauen offiziell unter das islamische Kopftuch zwingen – unter Androhung von Gefängnisstrafen. Männer können Frauen verbieten zu arbeiten. Die Zwangsheirat junger Mädchen ist im Iran ab 13 gesetzlich erlaubt.

Im Index des Global Gender Gap Reports des Jahres 2021 liegt Iran auf Platz 153 von 156 ausgewerteten Ländern. Pakistan belegt Platz 150, China Platz 107.

Die «Bild»-Zeitung zitiert eine iranische Aktivistin: «Diese Entscheidung ist so, wie wenn ein Nazi in eine Kommission gegen Antisemitismus, oder wenn das Apartheid-Regime in Südafrika in eine Kommission für Rassengleichheit gewählt worden wäre.»

Vier westliche Länder müssen zugestimmt haben

Die drei Staaten Iran, Pakistan und China wären nicht in die UN-Frauenrechtskommission gewählt worden, wenn nicht mindestens vier Länder der «westlichen Wertegemeinschaft» für sie gestimmt hätten. Die NGO «UN Watch» zählt die westlichen Länder im Ecosoc auf: Australien, Österreich, Bulgarien, Kanada, Finnland, Frankreich, Lettland, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, die Schweiz, Grossbritannien, die Vereinigten Staaten und Portugal.

Geheime Wahlen

Die Öffentlichkeit darf nicht erfahren, wie ihre Landesvertreter im Ecosoc abgestimmt haben, denn es ist Geheimhaltung vereinbart. So werden Mauscheleien wie «Wenn Du mir in dieses Gremium verhilfst, verhelfe ich Dir dafür ein anderes» nicht bekannt.

Auf eine Anfrage vom 22. April, ob Deutschland auch zu den Ländern gehört, welche für die Aufnahme des Iran in die Frauenrechtskommission gestimmt haben, antwortete das Auswärtige Amt nicht.

In der Schweiz schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA auf eine Anfrage von Infosperber:

«Im Unterschied zu Abstimmungen über Resolutionen sind die Wahlen in der UNO geheim. Dies ist nötig, damit jedes Land seinen Wahlwillen frei äussern kann und nicht befürchten muss, Druckversuchen oder Sanktionsmassnahmen ausgesetzt zu werden. Die Schweiz gibt deshalb aus Prinzip ihr Wahlverhalten weder öffentlich noch gegenüber den betroffenen Ländern bekannt. Dies entspricht der etablierten internationalen Praxis.»

Dabei gibt es allerdings Ausnahmen: Nachdem ausgerechnet Saudi-Arabien im Jahr 2017 für vier Jahre in die UN-Frauenrechtskommission gewählt wurde, hatte nach grossen Protesten Schwedens Regierung indirekt bestätigt, dass sie Saudi-Arabien gewählt habe. Siehe FrauenSicht: «EU-Länder wählen Saudi-Arabien in Uno-Frauenrechtsrat». Nach Medienberichten soll damals auch Belgien für Saudi-Arabien gestimmt haben.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 7.05.2021 um 13:42 Uhr
    Permalink

    Müssen wir Schweizer uns diese Bevormundung wirklich gefallen lassen? Gibt es dazu bei den UNO-Grundsätzen keine Pflicht zur nachträglichen Veröffentlichung des Abstimmungsverhaltents? Das darf doch nicht wahr sein, oder?!
    Die Bundesbehörden sind doch laut Gesetz zur TRANSPARENZ verpflichtet! Das sind doch faule Ausreden aus dem Departement Cassis. Dieser BR hat ja schon auf schändliche Weise zusammen mit seinem Freund Trumpeltier durch Verdächtigungen, Lügen und Verdrehung der Wahrheit erreicht, dass einer der fähigsten Schweizer Diplomanen im Dienste der Menschenrechte das Handtuch geworfen hat.
    Zum Glück dauert es nicht mehr allzulange bis zur nächsten BRs-Wahl.

  • Portrait_Gnther_Wassenaar
    am 26.07.2021 um 19:20 Uhr
    Permalink

    Was unterscheidet die BRD vom IRAN wenn es um die Einhaltung von Recht und Gesetzen geht ??

    Da wird vom Autor des Beitrages die Sache so dargestellt, als wären diese Länder des Westens, die sogenannten Staaten der «Wertegemeinschaft» etwas besonderes.

    Haben Sie sich mal die Frage gestellt, wie viele Frauen und Mädchen allein durch die zahllosen Kriege der NATO ums Leben kommen ? Weder der IRAn noch China sind in solche Kriege im Weltmaßstab beteiligt – was auf JEDEN Fall FÜR diese Staaten spricht.

    DARF ICH DARN ERINNERN; DASS NOCH BIS IN DIE 50GER JAHRE AUCH IN DER BRD DER EHEMANN; DEN ARBEITSVERTRAG DER FRAU UNTERSCHREIBEN MUSSTE,
    Wa berechigt zu einer solchen Überheblichkeit ?

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