NatalieGrams

Die Ärztin und Homöopathie-Kritikerin Natalie Grams © higgs/YouTube

Homöopathie: «In der Medizin hat Magie nichts verloren»

Beat Glogger, higgs /  Früher behandelte die Ärztin Natalie Grams Patienten mit Homöopathie, bis sie realisierte: Globuli haben mit Medizin nichts zu tun.

Red. Die deutsche Ärztin Natalie Grams war früher eine glühende Anhängerin der Homöopathie. Heute ist sie eine der lautesten Kritikerinnen. In den über 6000 publizierten Studien über die Homöopathie gebe es keinen eindeutigen Beweis für deren Wirkung, sagt Natalie Grams im Gespräch mit dem Online-Magazin higgs. Infosperber publiziert das Interview in drei Teilen. Im ersten Teil erklärt Natalie Grams, warum man bei Studien, die eine Wirkung von Homöopathie nachweisen, genauer hinschauen sollte.

Beat Glogger: Frau Grams, Sie sind Ärztin, haben eine Homöopathie-Praxis geführt und wollten eigentlich ein Buch schreiben über den Nutzen der Homöopathie. Doch dann kam ein Buch heraus, in dem Sie ihr abschworen. Was ist passiert?
Natalie Grams: Ich habe der Homöopathie lange Zeit vertraut – so wie ganz viele Menschen. Ich habe sie nicht besonders kritisch hinterfragt. Auch, weil sie mir selbst geholfen hat. Für das Buch wollte ich nun einen Schritt weitergehen, und mich wirklich mal mit den kritischen Punkten der Homöopathie auseinandersetzen, die ich bisher ausgeblendet hatte. Doch dabei merkte ich: Viele Argumente der Homöopathie sind auf Sand gebaut und überhaupt nicht haltbar. Sowohl, was den Wirkmechanismus angeht, wie auch die Wirksamkeit.

Ganz viele Menschen erleben aber bei sich selbst, dass die Homöopathie wirkt.
Als praktizierende Ärztin hatte ich einen pragmatischen Ansatz: Sie als Patient und ich als Ärztin müssen ja gar nicht so genau wissen, wie sie wirkt. Es reicht uns beiden doch, zu erfahren, dass sie wirkt. Mit dem Wirkungsmechanismus habe ich mich gar nie so intensiv beschäftigt. Klar hatte ich von dem Homöopathie-Grundlagenforscher Stephan Baumgartner gehört, der Studien mit Wasserlinsen gemacht hat. Aber ich habe mir seine Experimente nie angeschaut. Oder auch von Masaru Emoto, der mit Wasser «forscht». Erst später habe ich erfahren, dass das ein Künstler ist, und mitnichten ein Wissenschaftler. Insofern habe ich mich erst sehr viel später in die Studien der Wirksamkeit der Homöopathie eingearbeitet. Und musste erkennen: Sie sind unplausibel, unwissenschaftlich, und oft auch sehr widersprüchlich. Bis jetzt haben Homöopathen kein wissenschaftlich haltbares oder auch nur mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbares Modell vorgelegt, wie die Homöopathie wirken könnte.

Natalie Grams: Ärztin, Autorin und ehemalige Homöopathin

Natalie Grams engagiert sich seit vier Jahren in der Aufklärung über Homöopathie. Sie hat dazu die Bücher «Homöopathie neu gedacht» und «Gesundheit! Ein Buch nicht ohne Nebenwirkungen» geschrieben. Sie ist ausserdem Kommunikationsmanagerin bei der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften GWUP, Leiterin des Informationsnetzwerkes Homöopathie und arbeitet für den Deutschen Konsumentenbund. Ehrenamtlich engagiert sich Natalie Grams als Vize-Präsidentin des Humanistischen Pressedienstes, als Beirätin der Giordano-Bruno-Stiftung sowie im Münsteraner Kreis. Zudem schreibt die Buchautorin regelmässig für das Magazin «Spektrum der Wissenschaft».

Es gibt aber eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien, die eine Wirksamkeit der Homöopathie belegen.
Das habe ich früher auch gesagt: Es gibt diese Studien, die eine Wirksamkeit nahelegen, also muss doch was dran sein. Ich kann es auch niemandem verdenken, wenn er gleich denkt. Warum soll man wissenschaftlichen Studien misstrauen, gerade als Laie? Aber man muss Studien richtig lesen lernen – in meinem Medizinstudium kam das viel zu kurz.
Warum?
Wir lernten nie richtig, wie man Studien aufbaut, wie man sie interpretiert, welche Werte dafür wichtig sind, wie man Zahlen miteinander vergleicht, um zu soliden Aussagen zu kommen. Viele homöopathischen Studien sind methodisch sehr schlecht. Und je schlechter sie sind, desto stärker verzerren sie die Ergebnisse zu Gunsten der Homöopathie. Robert Mathie, einer der wichtigsten Homöopathie-Forscher, der vier grosse Übersichtsstudien publiziert hat – und der als Homöopath sicher nicht negativ voreingenommen ist – , sagt es selbst: Die Aussagen aus Studien, dass Homöopathie besser als Placebo wirke, seien mit äusserster Vorsicht zu interpretieren, weil die methodische Qualität nicht ausreichend gut für klare Schlussfolgerungen ist.
Was heisst das?
Erst jüngst hat Mathie Ergebnisse von Überblicksarbeiten veröffentlicht und darin auch beurteilt, ob Studien zur Homöopathie einen sogenannten Bias – also eine Voreingenommenheit in der Planung oder Interpretation der Ergebnisse – haben. Die meisten Studien hatten ein «high risk of bias». Von der Behauptung der Homöopathie, schnell, sanft, dauerhaft und sicher selbst chronische und schwerste Krankheiten heilen zu können, sehen wir trotzdem nichts in wissenschaftlichen Studien. Die Ergebnisse werden von Homöopathen total überinterpretiert, wohl auch weil sie die Sprache wissenschaftlicher Studien nicht richtig beherrschen. Das ist kein Vorwurf, sondern einfach eine Tatsache.
Homöopathen berufen sich oft auf eine Studie an 1,5 Millionen Holländern, die dank Homöopathie weniger krank waren, sich besser fühlten – und sogar länger lebten.
Sie sprechen die Studie von Erik Baars an. Ich muss Ihnen sagen: In dieser Studie geht es nicht um die Beurteilung der Wirksamkeit von Homöopathie. Dass diese Studie immer wieder als Verteidigung für die Homöopathie ins Feld geführt wird, wundert mich. Es zeigt, wie falsch Homöopathen «ihre» Studien zitieren. Die Studie untersuchte lediglich, wieviel Kosten Ärzte verursachen, die komplementärmedizinische Methoden zusätzlich zur Schulmedizin anwenden. Man hat weder Therapien noch Patienten verglichen, sondern nur die Kosten bei diesen Ärzten. Von den 1,5 Millionen Personen waren nur 1,2 Prozent bei solchen Komplementärmedizinern in Behandlung. Das kann man gar nicht miteinander vergleichen.

Was zeigte denn die Studie?
Sie zeigte eher, dass die Patienten, die Komplementärmedizin in Anspruch nahmen, sozioökonomisch bessergestellt sind. Das heisst, sie sind per se gesünder und wahrscheinlich glücklicher. Dabei gäbe es für diese Frage viel bessere Studien. Zum Beispiel die von Claudia Witt, die auch in Zürich geforscht hat, und Julia Ostermann. Sie untersuchten 44’500 Patienten in zwei Gruppen: Nur schulmedizinisch behandelte, und solche, die auch Homöopathie in Anspruch nahmen. Die Patienten wurden über 18 Monate untersucht, und es zeigte sich: Die Homöopathie-Patienten kosten deutlich mehr. Daraufhin reklamierte man, 18 Monate sei keine ausreichende Behandlungsdauer. Aber das Resultat blieb auch nach 33 weiteren Monaten Nachuntersuchung gleich. Warum zitieren Homöopathen diese Studie nicht?
Auch bei manchen Methoden der Schulmedizin kennt man den Wirkmechanismus nicht. Das spricht noch nicht gegen die Homöopathie.
Da gibt es zwei grossen Unterschiede. Erstens mag bei gewissen Medikamenten zwar der Wirkmechanismus nicht ganz geklärt sein. Aber dafür ist die Wirksamkeit klar bestätigt. Zum Beispiel wissen wir auch beim weit verbreiteten Schmerzmittel Paracetamol nicht ganz genau, wie es im Körper funktioniert. Aber es gibt genug Belege dafür, dass es gut darin ist, Schmerz zu lindern. Und zweitens sind die möglichen Wirkmechanismen nicht unplausibel. Sie sind nicht von vornherein mit einer Unwahrscheinlichkeit ausgestattet wie bei der Homöopathie. Diese besagt ja, dass ein nicht mehr vorhandener Wirkstoff eine Wirkung haben soll.
Es gibt doch schon Erklärungen für den Wirkmechanismus der Homöopathie: Das Wasser des Präparats kann sich an den Wirkstoff erinnern.
Diese Erklärung stimmt leider nicht.
Warum nicht?
Die Homöopathie hat nur eine zwischenmenschliche oder psychologische Wirkung, sprich Placebo. Dieser Effekt tritt bei jeder Therapie ein. Aber darüber hinaus hat die Homöopathie keine spezifische, arzneiliche Wirkung. Das ist nicht bloss meine Meinung, sondern der Stand der Wissenschaft. Es ist schlicht kein Wirkstoff vorhanden, der eine Wirkung haben könnte. Und die von Homöopathen proklamierte «Transformation in das Energetische» findet nicht statt. Das ist erwiesen aufgrund des Wissens in Chemie, Physik, Pharmakologie und Physiologie.

Die Idee der Homöopathie

«Ähnliches kann mit Ähnlichem geheilt werden.» Das ist die These des deutschen Arztes Samuel Hahnemann, der die Homöopathie Ende des 18. Jahrhunderts begründete. Leidet ein Patient zum Beispiel unter Kopfschmerzen, so wird er mit einer Substanz behandelt, die die gleichen Symptome bei einem gesunden Menschen hervorruft.
Diese Substanz wird vorher aber einer sogenannten Potenzierung (Verdünnung) unterzogen: Sie wird mit Wasser oder Ethanol verschüttelt oder mit Milchzucker verrieben, dies meistens im Verhältnis 1:10 oder 1:100.
Ursprünglich verdünnte man, weil viele Substanzen giftig waren. Erst später entwickelte Hahnemann die Idee der Potenzierung oder «Dynamisierung», durch die eine «im innern Wesen der Arzneien verborgene, geistartige Kraft» wirksam werde.

Bevor es den Geigerzähler gab, konnte man auch keine Radioaktivität nachweisen. Vielleicht haben wir einfach die Messmethode für die Homöopathie noch nicht gefunden.
Nein. Wir sind mit dem Wissen so weit, dass wir diese Dinge beurteilen können. Wir können beurteilen, dass bei einer grobmotorisch geschüttelten Lösung mit nicht mehr vorhandenem Wirkstoff keine Energie entsteht oder übertragen wird. Dafür reichen unsere Messmethoden völlig aus. Es ist einfach auch eine Frage des gesunden Menschenverstandes. Wir sagen ja auch nicht: Vielleicht sind es Einhörner, die uns gesund machen. Wir haben einfach noch nicht die richtige Messmethode gefunden.
Aber es hat doch auch etwas Schönes, an Einhörner zu glauben.
Das stimmt. Es gibt diesen magischen Aspekt, der wundervoll ist. Wir alle glauben nicht wirklich an Einhörner oder den Osterhasen, weil es natürlich Quatsch ist. Aber wir gestehen zu, dass wir magisches Denken mit einem gewissen Humor, einer gewissen Leichtigkeit, oder eingebettet in ein Glaubenssystem tolerieren. Das ist okay für Kinder, und es ist okay, wenn man religiös gläubig ist. Aber in der Medizin hat diese Magie nichts verloren. Das zu erkennen, war für mich hart. Ich habe mich aus dieser magischen Welt herausbegeben, als ich mit der Homöopathie aufhörte. Und heute muss ich sagen: Auf dem Boden der Tatsachen liegt leider zu wenig Glitzer. Vorher konnte ich an Energien glauben, die es nicht gibt. Konnte glauben, dass alles miteinander zusammenhängt. Und dass ich die Möglichkeit habe, all das zu beeinflussen. Manchmal fehlt mir das heute, aber so ist die Realität.
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Das Gespräch mit Natalie Grams im Video:

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Serie «Homöopathie auf dem Prüfstand»:

  • Lesen Sie in einigen Tagen im zweiten Teil dieses Interviews, weshalb die Kritik an der Homöopathie für Natalie Grams auch eine persönliche Frage ist.
  • Im dritten Teil erfahren Sie, welchen Ursprung die Homöopathie hat und wo sie heute angekommen ist.

Ergänzende Informationen

Red. Besonders bei Methoden der ergänzenden oder alternativen Medizin versuchen die verschiedenen Parteien häufig, die Gegenseite zu diskreditieren und einseitig zu argumentieren.
Als Zweitmedium gehen wir davon aus, dass unsere Leserschaft die von grossen Medien verbreiteten Informationen konkret über die Homöopathie und die Schulmedizin bereits kennt. Diesmal geben wir einer Stimme das Wort, welche die Homöopathie kritisch beleuchtet.
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger schätzen unsere Zusatzinformationen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Dieses Interview ist zuerst auf higgs.ch erschienen. "Scitec-Media GmbH, Initiantin und Betreiberin von higgs, erhält von der «Gebert Rüf Stiftung» noch bis Ende 2019 finanzielle Unterstützung.“

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20 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 6.05.2019 um 11:58 Uhr
    Permalink

    Es gibt auch in der «Schulmedizin» Heilanpreisungen, die nur bedingt belegt werden. So hatten wir in der Arzneimittelkommission einmal über ein Medikament gegen Magengeschwüre zu begutachten. Der Vorsitzende der Kommission gab dazu zu bedenken, dass die «ausgewiesenen» Heilungsrate des Quellwassers von Lourdes höher sei als diejenige des neu in die Spezialitätenliste des BAG (SL) aufzunehmenden Präparates.

    Da in der «Schulmedizin» Heilmittel praktisch immer auch unerwünschte Nebenwirkungen haben, wurde dieses «Medikament» als «nicht zweckmässig» klassiert und nicht in die SL aufgenommen.

    Homöopathika mit solchen Medikamenten zu vergleichen erscheint nicht besonders seriös. Selbst wenn wir die «wissenschaftlich belegbare Heilwirkung» nicht belegen könn(t)en, wäre diese Behandlungsmethode immer noch vorzuziehen, weil sie als gesamtheitliche Methode offenbar bewusst auch psychologische Elemente einschliesst, welche in der «Schulmedizin» in der Regel nicht gegeben sind. Unerwünschte Nebenwirkungen dürften auch weniger zu Buche schlagen.

    Als Substitut für ein «giftiges» unnötiges Schulmedizinpräparat, finde ich jedenfalls Placebo nach wie vor eine vorteilhafte Alternative. Die Manie vieler Ärzte Psychopharmaka zu therapeutisch nicht wirksamen Dosierungen zu verschreiben ist jedenfalls keine sinnvolle Art, medizinisches Unwissen zu kaschieren.

  • am 6.05.2019 um 12:06 Uhr
    Permalink

    Warum wirkt der Placebo-Effekt nachweislich auch bei Tieren?
    Wenn der Placebo-Effekt der HP wirkt, warum wird er nicht vermehrt in der Schulmedizin gezielt eingesetzt anstelle der teuren Pharmaprodukte?
    Warum gilt der aktuelle Stand der sich schon oft verirrten Wissenschaft als absolut?
    Warum liefern die Medien eine enorme PR-Plattform für die Meinung einer Einzelperson?

  • am 6.05.2019 um 12:47 Uhr
    Permalink

    Mich stört an all den kritischen Stellungnahmen zur (Un-)Wissenschaftlichkeit der Homöopathie immer wieder, dass sie jeweils stillschweigend voraussetzen oder sogar explizit betonen, die Wissenschaftlichkeit bzw. Wirksamkeit schulmedizinischer Mittel und Methoden sei im Gegensatz zu jener der Alternativmedizin über jeden Verdacht erhaben (= den Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit genügend, und hochgradig objektiv, d.h. nicht durch wirtschaftliche und andere Interessen verzerrt).
    Die vielen Beispiele äusserst wackliger oder Risiken bzw. mangelnde Wirksamkeit verschweigender Studien (nur ein Beispiel unter vielen: Tamiflu!), sowie die ausgeprägten Interessen der Pharmaindustrie, welche hinter solchen Studien und den Zulassungsmechanismen von Medikamenten und Medizinprodukten stehen können, werden völlig verschwiegen.
    Das macht für mich die Homöopathiekritik unglaubwürdig, weil auf diese Weise der Verdacht aufkommt, diese sei selber von starken Interessen geleitet (und verzerrt), die «reine Wissenschaftlichkeit» der schulmedizinischen Methoden zu untermauern. Kritik wäre ok., wenn sie Schul- und Alternativmedizin mit gleichen Ellen messen würde.

  • am 6.05.2019 um 13:28 Uhr
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    Über Frau Grams wusste ich, dass sie die neue Galionsfigur der Homöopathiegegnerschaft ist – besonders begehrt, weil sie selbst Homöopathin war. Aber dass ihre Argumentation so schwach ist, hätte ich nicht erwartet.
    "Wir können beurteilen, dass bei einer grobmotorisch geschüttelten Lösung mit nicht mehr vorhandenem Wirkstoff keine Energie entsteht oder übertragen wird. Dafür reichen unsere Messmethoden völlig aus. Es ist einfach auch eine Frage des gesunden Menschenverstandes.» Reine Behauptung, mit Verlaub, und der «gesunde Menschenverstand» hat in einer sich aufklärerisch gebenden Argumentation nichts verloren. Ebenso: «Aber darüber hinaus hat die Homöopathie keine spezifische, arzneiliche Wirkung. Das ist nicht bloss meine Meinung, sondern der Stand der Wissenschaft. Es ist schlicht kein Wirkstoff vorhanden, der eine Wirkung haben könnte. Und die von Homöopathen proklamierte «Transformation in das Energetische» findet nicht statt. Das ist erwiesen aufgrund des Wissens in Chemie, Physik, Pharmakologie und Physiologie."
    Nein, das ist nicht erwiesen. Es gibt einen einfachen Grundsatz: Die Nichtexistenz von etwas zu beweisen ist auch mit den allerneusten Methoden der Naturwissenschaft nicht möglich.
    Schade bekommt Frau Grams so viel Raum hier – die nächsten beiden Teile des Interviews werden wohl kaum Ueberzeugenderes bieten.
    Ja, die Wirksamkeit der Homöopathie ist vorerst Glaubenssache – wie erstaunlich vieles im Leben, auch vermeintlich wissenschaftlich Bewiesenes…

  • am 6.05.2019 um 14:26 Uhr
    Permalink

    Ich mag mich irren, aber die im 2. Kasten beschriebene Potenzierung ist nicht 1:10 oder 1:100, sondern 1:10^10 bzw 1:10^100. Also eine 10 mit 10 bzw 100 Nullen. Da bleibt auf Molekülbasis nichts übrig. Wegen dem Humor: «Das ist kein Pferde-Sabber, sondern Einhorn-Glitzer».

  • am 6.05.2019 um 14:54 Uhr
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    Mit den wissenschaftlichen Methoden der Schulmedizin lässt sich die Wirksamkeit der Homöopathie nicht erklären. Darin sind sich alle einig. Seltsam ist nur, dass man diesen Mangel bei der Präparaten der Pharmaindustrie akzeptiert. Da genügen Belege über die Wirksamkeit, bei der Homöopathie werden sie zurückgewiesen.
    Vielleicht erfahren wir im zweiten Teil die Hintergründe des Sinneswandels.

  • am 6.05.2019 um 16:08 Uhr
    Permalink

    Medizin ist Heilkunst, ein grosses Teilgebiet der Kultur. Medizin ist keine Wissenschaft. Folglich bedürfen Therapien keiner wissenschaftlichen Bestätigung. Dass Homöopathika keinen Wirkstoff haben, ist kein Mangel, sondern Charakteristikum. Mit Wirkstoff wären es Medikamente und die wollen wir ja vermeiden.
    Homöopathie gehört in die große Gruppe der rituellen Therapien, nicht zu den Placebos. Placebos sind auch nahe der Pharmakologie, Homöopathie ist das überhaupt nicht.

  • am 6.05.2019 um 17:53 Uhr
    Permalink

    Trau, schau, wem! Als Biologe bin ich ein Verfechter deduktiver Naturwissenschaft. Aber ich lache mich kaputt, wenn mir jemand weis machen will, Studien über allopathische Arzneien wären a priori glaubwürdiger als Studien über homöopathische. Ein etwas kritischerer Umgang mit Studien, die mehr oder weniger offensichtlich von der Pharmaindustrie finanziert wurden, wäre mindestens so angebracht, wie eine kritische Betrachtung der Homöopathie. Zudem ist es in der Naturwissenschaft häufig so, dass ein Phänomen nicht wirklich verstanden ist und trotzdem arbeitet man damit, bis es entweder seinen Zweck nicht mehr erfüllt oder nach deduktiven Verfahren belegt oder widerlegt ist. Das gilt auch für die Schulmedizin.

    Es braucht keinen Sieger im Glaubenskrieg Schulmedizin gegen Homöopathie weil bei jedem Heilansatz das Vertrauen des Patienten in die Methode und die behandelnde Ärztin von zentralster Heilkraft ist.

  • am 7.05.2019 um 11:42 Uhr
    Permalink

    Renegaten sind immer ein gefundenes Fressen für die Presse. Es scheint mir, als habe Frau Grams eine enttäuschende Erfahrung mit der Homöopathie gemacht und ziehe nun lustig gegen sie ins Feld. Als Ärztin hat sie die besten Voraussetzungen ernst genommen zu werden, ihre Gilde hat den Begriff der Wissenschaftlichkeit quasi gepachtet. Ihre Argumentation ist weder neu, noch spektakulär, sondern bewegt sich in den sicheren Gewässern des sattsam bekannten materialistischen Paradigmas. Sie kann es sich sogar leisten polemische Verallgemeinerungen einzuweben, ohne dass es weiter ins Gewicht fällt. Ob sie will oder nicht, sie hat Pharma, Politik, Krankenkassen und die gestandene Ärzteschaft hinter sich. Sie bewegt sich also gesellschaftlich bequem abgesichert, auf einem glänzenden Podium und kann sich des Applaus aus breiten Kreisen gewiss sein. So etwas liest mensch in der NZZ und im Tagi, in der Weltwoche und in der WOZ, sogar im Blick – noch und noch.
    Was ich nun wirklich nicht verstehe ist, dass Frau Grams im Alternativkanal IS – nota bene: Sieht was andere übersehen – ein so breites Podest gewährt wird! Das enttäuscht mich masslos. Bisher war für mich Infosperber ein Garant für saubere, integre Berichterstattung. Mit der unkritischen Übernahme dieses Artikels hat er für mich einen Teil seiner Glaubwürdigkeit eingebüsst und zwar nicht, weil seine Exponentin eine andere Meinung vertritt als ich, sondern weil sich Infosperber mit ihr auf einem abgelutschten Allgemeinplatz tummelt!

  • am 7.05.2019 um 12:36 Uhr
    Permalink

    Glaube sofort, dass es keinen «wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit» gibt. Aus der Argumentation von Frau Grams kann man aber schliessen, dass Homöopathie mit hoher Wahrscheinlichkeit unschädlich ist. Placebo, einzige Erklärung für die Wirkung.
    Bei der Schulmedizin ist das anders. Ihre Wirksamkeit muss nachweisbar sein. Sie ist es auch. Oft über viele bekannte und unbekannte Nebenwirkungen auch tödlich. Das weiss die Pharmaindustrie, aber sie veröffentlich darüber keine Studien.
    Wirkungsvolle Symptombekämpfung ohne Heilung! Ausnahmen bestätigen die Regel.

  • am 7.05.2019 um 17:01 Uhr
    Permalink

    Wenn der IS immer öfters ganze Texte, Berichte etc. von Higgs übernimmt, ohne diese zu hinterfragen, zu kommentieren (inkl. Higgs selber), worin unterscheidet er sich eigentlich noch von Medienkonzerne die ganze Berichte von der SDA übernehmen? Wenn zentrale Stellen «Wissen» oder «Fakten» an alle Medien zur Veröffentlichung senden und die Medien das dann auch tun, ist das manufacturing content.

    Der IS sieht dann irgendwann, was alle anderen auch sehen.

  • am 7.05.2019 um 21:54 Uhr
    Permalink

    Ich emfinde Frau Grams als sehr integre und der Wahrheit verpflichtete Person. Sie hat sich intensiv mit der Homöophatie und Studien über Ihre Wirksamkeit auseinandergesetzt. Sie beruft sich auf den gesunden Menschenverstand und Physik etc. Eventuell würde eine Auseinandersetzung mit der Quantenphysik Ihren Horizont erweitern; dort werden Dinge beobachtet welche dem gesunden Menschenverstand diametral widersprechen. Frau Grams ist auch nicht bedingungsloser Fan der Schulmedizin. Sie widerspricht sich wenn sie einerseits verlangt, dass die Homöophatie aus Kostengründen aus dem Leistungskatalog gestrichen werden soll und es andererseits sinnvoll findet dass jemand erst mal ein Globuli bekommt statt gleich ein Antibiotika…

    PS: Lustiger Zufall: Grad im Moment sind die Schweizer Zeitungen voll von einem Bericht dass ein Mädchen möglicherweise eine Arsen-Vergiftung habe wegen Globuli mit potenziertem Arsen…

  • am 8.05.2019 um 09:19 Uhr
    Permalink

    Placebo existiert, soll aber nichts beweisen? Wenn diese sog. Scheinmedikamente ohne Wirkstoff wirken, dann beweist das sehr wohl etwas. Wenn durch Placebo ein Heilungsprozess erfolgreich eintritt und das «nur» basierend auf dem Gefühl man würde gerade ein wirksames Medikament einnehmen, dann lässt das m.E. nicht die Homöopathie alt aussehen, sondern die Pharmaindustrie.

    Der „evidenzbasierte Beweis“ bei Schulmedizin und Homöopathie ist immer der Mensch (das Individuum) der die Mittel einnimmt, Frau Grams. Nicht der Apotheker, Arzt, Physiker oder Pharmakologe sitzt im Körper seiner Patienten.

    Wie viele Menschen sind bereits an Homöopathie gestorben und wie viele an der Schulmedizin? Meines Wissens können beide Heilmethoden keine 100% Heilung garantieren.

    Auf unserer wunderbaren Welt wächst für alles ein Kraut. Doch auf Rosmarin, Salbei, Thymian, Hanf oder sonst ein Kraut gibt es nun mal kein Recht auf Eigentum. Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber Pharma und Chemiker tun letztendlich nichts anderes als die Natur nach ahmen. Sie stellen die Natur synthetisch nach.

    Seien wir doch froh um beides! Warum wird hier eine Heilmethode bekämpft die den Menschen u.a. an seine Selbstheilungsfähigkeiten aufmerksam macht? Jetzt wo der Mensch langsam beginnt selber zu denken, auf sich zu hören, in seine eigene Körperwahrnehmung zu gehen usw. wird auffallend scharf gegen Homöopathie (und Impfgegner) geschossen. Hier scheint jemand Angst um seine Umsätze zu haben.

  • am 8.05.2019 um 09:21 Uhr
    Permalink

    Man kann eine Distanz nicht mit einem Litermass messen. Ebenso wenig kann die Wirksamkeit der Homöopathie mit naturwissenschaftlicher Methodik nachgewiesen werden. Es gibt jedoch genügend empirische Tatsachen, welche die Wirksamkeit von potenzierten Substanzen eindrücklich belegen – so auch in meinem persönlichen Umfeld.

  • am 9.05.2019 um 14:44 Uhr
    Permalink

    Wenn Infosperber eine Serie über Homöopathie macht, dann sollte nicht 2 mal diese Frau Grams vorkommen, sondern z.B. Ulrich Warnke oder jemand anderes, der die Informationsübertragung durch Wasser erklären und belegen kann.

    Wissenschaft hat bekanntlich ihre Grenzen. Was sie nicht messen kann, existiert im wissenschaftlichen Sinne nicht. Auch die Lebenskraft ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

  • am 10.05.2019 um 13:57 Uhr
    Permalink

    Wir hatten eine Kuh mit Hufreh. Hufreh ist eine Klauenkrankheit, die sehr schmerzhaft ist und nachweislich schulmedizinisch nicht behandelbar ist. Tiere mit dieser Krankheit werden schnell durch den Metzger erlöst. – Da wir sehr an dieser Kuh hingen, liessen wir sie in der Not (und trotz unseren massiven Vorbehalten gegenüber der Homöopathie) von einem Homöopathischen Tierarzt behandeln. Die Kuh erholte sich zu unserer Überraschung und hatte noch mehrere Kalber. Seit diesem Erlebnis setzen wir die Homöopathie immer wieder gezielt ein.

  • am 11.05.2019 um 11:21 Uhr
    Permalink

    Genau, es gibt viele solcher Berichte aus der Tiermedizin. Und da kann auch Frau Grams nicht behaupten, das seien nur «Placebo-Effekte».
    Oder wie ein bayrischer Homöopath sagte «oder meinen’s, dass mir a Sau was glaubt?"

    Die feinstoffliche Informationsübertragung wird immer besser erforscht. Nichts mit «Magie» wie im reisserischen Titel, Herr Glogger! Entscheidend ist nicht, ob noch ein Molekül der Ausgangssubstanz vorhanden ist, denn ein einziges Atom besteht aus Milliarden Quanten. Das hat die Quantenphysik entdeckt.

  • am 12.05.2019 um 14:35 Uhr
    Permalink

    Wenn ich einen Würfel Zucker im Zugersee auflöse, ist der Zucker dann nicht mehr existent, weil kein Molekül davon in einem Glas Wasser nachweisbar ist? Hat sich das Wasser des Zugersees also in keinster Weise verändert? Wo ist der Zucker abgeblieben?

  • am 17.05.2019 um 15:08 Uhr
    Permalink

    @Daniel Nägeli,
    "denn ein einziges Atom besteht aus Milliarden Quanten. Das hat die Quantenphysik entdeckt. «
    Tatsächlich? Also davon war in meiner Quantenphysik-Vorlesung nicht die Rede. Da sollten Sie die Physikprofessoren mal auf den neuesten Stand bringen.

    @Franz Peter Dinter
    Da sieht man einmal, wie einen die Vorstellung irreführen kann. Wenn Sie einen Zuckerwürfel in den Zugersee werfen, gut umrühren, und ein Glas voll Wasser schöpfen, dann enthält dieses Glas über 300 Millionen Moleküle Zucker. Verglichen mit homöopathischen Lösungen ist das noch hochkonzentriert.

  • am 27.05.2019 um 19:57 Uhr
    Permalink

    Frau Grams behauptet ja, sie sei besonders gut geeignet, die Homöopathie zu kritisieren, weil sie selbst eine Homöopathin ist. Das ist falsch, denn Frau G hat die Homöopathie überhaupt NIE verstanden. Sie bezieht sich immer auf einen Wirkstoff, der nicht vorhanden sei und hat nicht begriffen, dass Homöopathie auf einem Informationseffekt beruht (das wollen Leute wie Grams und Co nur nicht begreifen, weil sie diese Information nicht anfassen oder messen können.

    Die Antwort von Frau G. auf den Hinweis «Das Wasser des Präparats kann sich an den Wirkstoff erinnern.» verwundert daher nicht, weicht sie doch wieder auf die stoffliche Ebene aus (keine arzneilicheWirkung, kein Wirkstoff). Ansonsten ist natürlich die Wissenschaft bei ihr unfehlbar und der derzeitige Stand reicht aus, um alles zu widerlegen. Na bei so viel «Wissenschaftlichkeit» muss man sich eigentlich mit der Dame nicht weiter befassen.

    Interessant ist aber doch die Tatsache, dass Frau Grams nun ausgerechnet Psychotherapie studieren möchte, um den «Nachweis» anzutreten, dass die Wirkung der Homöopathie nur auf dem Plazebo-Effekt beruhen könne.

    Da scheint das Unterbewusstsein schon viel weiter zu sein, als der Verstand, denn in der Psychotherapie beruht die Wirkung ja nun ausgerechnet (von Medikamenten mal abgesehen) auf dem reinen Informationseffekt, der durch das Gespräch oder auch z.B. die Konfrontation mit einer Situation erreicht wird. Eine materielle, stoffliche Intervention findet dort gar nicht statt.

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