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Mikrowellen erhitzen nicht nur Milch und Nudeln, sondern grillen den Planeten gleich mit. © CC

Mikrowellen: für das Klima so schädlich wie Autos

Daniela Gschweng /  Mikrowellengeräte heizen der Umwelt ganz schön ein. Schuld daran ist auch die Wegwerfkultur.

Den grössten Teil ihres Lebens tun sie nichts. Nur gelegentlich werden sie für einige wenige Minuten aktiviert, die mit dem charakteristischen «Ping» enden. Dennoch sind Mikrowellen so klimaschädlich wie Autos, rechnet eine Studie der Universität Manchester vor.

19 Mikrowellen-Geräte produzieren im Jahr so viel Kohlendioxid (CO2) wie ein Auto im gleichen Zeitraum. Der grösste Teil davon sind CO2-Äquivalente aus Strom, obwohl eine Mikrowelle meist auf Standby läuft. Das deshalb, weil Strom in Europa noch immer mehrheitlich aus Kohle, Öl und Gas gewonnen wird.

573 Kilowattstunden Strom frisst der kleine Ofen während seines durchschnittlich acht Jahre langen Lebens, das haben die Forscher in der ersten umfassenden Studie über Mikrowellen ausgerechnet. Die mehr als 130 Millionen Mikrowellen-Geräte in der EU benötigen pro Jahr 9,4 Terrawattstunden und produzieren dabei 7,7 Millionen Tonnen CO2. So viel, wie 6,8 Millionen Autos während eines Jahres produzieren.

Forscher: «Mikrowellen effizienter verwenden»

Der Vergleich hinke ein wenig, da der anteilige Kohlendioxid-Verbrauch einer Mikrowelle über den gesamten Lebenszyklus mit dem CO2-Ausstoss lediglich der Abgase von Autos verglichen werde, kritisiert David Reay, Professor für Kohlenstoffmanagement an der Universität Edinburgh. CO2-Äquivalente, die das Auto bei der Herstellung verbrauche, andere Abgase wie Stickoxide, Staub oder Abfall wie Altöl seien dabei nicht berücksichtigt worden. Zudem gebe es allein in Grossbritannien 30 Millionen Autos, deren Abgase alle Mikrowellen-Geräte der EU in den Schatten stellten.

Dennoch sind die im Magazin «Science of the Total Environment» vorgestellten Zahlen eindrucksvoll für ein Gerät, das nur wenige Minuten am Tag in Betrieb ist. Konsumenten sollten Mikrowellen effizienter benutzen, die Garzeit so einstellen, dass sie eben ausreicht und nicht immer die höchste Stufe benutzen, raten die Autoren der Studie Alejandro Gallego-Schmid und Joan Manuel Mendoza.

Die Hälfte aller weggeworfenen Mikrowellen funktioniert noch

Wer ein Mikrowellen-Gerät besitzt, tut der Umwelt zudem Gutes, wenn er es so lange behält, bis es nicht mehr zu reparieren ist. Eine Mikrowelle ist durchschnittlich acht Jahre lang in Gebrauch, sieben Jahre weniger als noch vor 20 Jahren. Etwa die Hälfte der weggeworfenen Geräte funktioniert noch, haben die Forscher ermittelt.


Umwelteinfluss verschiedener Haushaltsgeräte nach Primärenergiebedarf (PED), Versauerungspotenzial (AP) und Erderwärmungspotenzial (GWP), (Gallego-Schmid, Mendoza, Markierung und deutsche Beschriftung von Infosperber)

Das gilt auch für andere Kleingeräte im Haushalt. Gebrauchte Elektrogeräte sind die am schnellsten wachsende Müllkategorie der Welt. Grössere Geräte wie Kühlschränke, Wasch- und Spülmaschinen tragen zur Klimabelastung zwar mehr bei als Wasserkocher, Toaster und Fön. Sie sind jedoch strenger reguliert und haben eine höhere Lebensdauer.
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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts des «Telegraph» und anderer Quellen erstellt.


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6 Meinungen

  • am 28.01.2018 um 12:09 Uhr
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    Mikrowellengeräte erwärmen die Speisen direkt, ohne Herdplatte und Pfanne vorher aufheizen zu müssen und auch anstatt Herdplatte und Pfanne aufgeheizt zu haben. Wurde dies auch miteinberechnet? Die Abhandlung über den Energieverbrauch der Mikrowelle kann nicht korrekt sein. Da ist nicht nur die graue Energie vergessen gegangen beim Vergleich mit der CO2 Bilanz eines Autos! U. Wyss

  • am 28.01.2018 um 12:23 Uhr
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    Die Vergleiche und Studien werden immer «halsbrecherischer». Eigentlich müsste man den Menschen abschaffen. Damit würde nichts mehr verbraucht, es gäbe keine Umweltschäden, keine Verbetonierung der Landschaft, es würde kein CO2 produziert, alle Tiere wären auf sich selber gestellt.
    Natürlich, kann man nicht so denken! Es ist sinnvoll auf allen Wegen Optimierungsmölichkeiten zu erforschen, um mehr Nachhaltigkeit zu produzieren. Im Minimum sensibilisieren solche Studien die Menschen.

  • am 28.01.2018 um 14:02 Uhr
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    Müsste nicht davon ausgegangen werden, dass die Mikrowelle anstelle des Herdes gebraucht wird? Dann wäre der Vergleich zum Kochen auf dem Herd wichtig?
    (wir haben zu Hause keine, brauchen sie nur – wo vorhanden – in gemieteten Ferienwohnungen, z.B. um eine heisse Tasse Milch zuzubereiten – so entfällt z.B. noch der Aufwand eine Pfanne mit Heisswasser und Seife zu putzen).

  • am 29.01.2018 um 12:04 Uhr
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    Wenn ich mir eine Speise in der Mikrowelle wärme, ist nachher nur die Speise heiss. Mache ich dasselbe im Backofen, ist nachher die ganze Küche warm. Die Mikrowelle gehört sicher zu den sparsamsten Kochgeräten. Einzig für Wasser ist wohl ein Wasserkocher oder Tauchsieder sparsamer, alles andere braucht mehr Energie als die Mikrowelle, weil noch Herdplatten und Pfannen oder der ganze Backofen miterwärmt weden müssen.

  • am 29.01.2018 um 21:00 Uhr
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    ich bin damit einverstanden, dass heutzutage viel zu schnell noch funktionierende ware durch neue ersetzt wird. nicht nur bei den mikrowellen.
    sehe aber beim besten willen keinen zusammenhang zur klimaveränderung.
    schon einmal überlegt, ob nicht doch die sonne unser klima bestimmt? es besteht kein zusammenhang zwischen co2-ausstoss und der erwärmung des klimas.
    ich bitte sie, nehmen sie sich eine stunde zeit und schauen sich diesen film an: https://www.youtube.com/watch?v=-vsqi4dgIV8
    mir ist durchaus klar, dass niemand die weisheit mit dem löffel gefressen hat, aber der film zeigt in meinen augen eine plausible gegendarstellung.

  • am 31.01.2018 um 14:52 Uhr
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    Der reisserische Titel ist natürlich Quatsch, aber wenn es das Ziel war, Aufmerksamkeit zu ergattern, hat es funktioniert.

    Ich habe keine Zeit, um die Quelle zu studieren, aber der Vergleich ist wie zwischen Äpfeln und Ameisen, oder so. Wie hier bereits kommentiert, ist ein Mikrowellengerät besonders sparsam und klimaschonend, wenn auch nicht so sehr wie ein Solarkocher. Um z.B. einen Teller Resten zu erwärmen, läuft er nur 30 s oder so mit einem kW oder so, kann also wunderbar direkten oder gespeicherten Solarstrom verwenden. Natürlich würde man nicht grosse Malzeiten damit kochen. Oder versuchen die Katze zu trocknen, wie immer wieder kolportiert wird.

    Auch mit der grauen Energie kann es nicht so schlimm sein. Die Dinger sind hauptsächlich aus Stahl und Glas mit etwas Kupfer, dem Magnetron, und bei den modernen etwas Elektronik. Sie halten lange und die meisten werden wie so vieles weggeschmissen, wenn sie noch gehen. Das ist das Problem!

    Am besten Ausziehen bei nicht-Gebrauch, dadurch Standby vermeiden, und die Türe eine Weile offen lassen, damit der Dampf abzieht und das Gerät nicht rostet (bei einigen Modellen geplante Obzeleszenz ).

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