Bildschirmfoto20110526um11_15_12

Abgedeckter Satz im Sicherheitsbericht der BKW © ss

KKW Mühleberg: Schlüssel-Satz bleibt abgedeckt

Red. /  Wie der Fukushima-Betreiber hat die BKW teils schwere Pannen in Mühleberg verschwiegen. Der «Beobachter» publiziert geheime Akten.

Der Bundesrat will das 40-jährige KKW Mühleberg noch weitere rund zehn Jahre laufen lassen. Das Todes- und Krankheitsrisiko sowie das finanzielle Risiko eines grösseren «Ereignisses» trägt die Bevölkerung, doch sie darf ja nicht erfahren, welche Schwachstellen Sicherheitsberichte aufdecken und welche Pannen wirklich passieren. Das zeigen Recherchen des «Beobachters», unter anderem nach Konsultaton von Akten im Schweizerischen Bundesarchiv.
Was passiert, wenn das Notstandssystem ausfällt
«Der wichtigste Satz ist geheim», musste der Beobachter feststellen. Niemand darf wissen, wie das Szenario aussieht, bei dem im AKW Mühleberg sogar das Notstandssystem SUSAN nicht mehr genügen würde. SUSAN soll sonst allen Gefahren standhalten: Erdbeben, dem Bruch von drei Staudämmen auf einmal, einer Flutwelle. «Lediglich ein extrem unwahrscheinliches Szenario, … (ABGEDECKTE TEXT-PASSAGE, SIEHE KOPIE OBEN)… könnte zu einer Überflutungshöhe führen, die die Fähigkeiten des SUSAN übersteigt.» Das schreiben die Bernischen Kraftwerke AG (BKW) zu Erdbeben- und Überflutungsgefahren im AKW Mühleberg – fein säuberlich eingeschwärzt vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi), der Schweizer Aufsichtsbehörde. Angeblich um Sabotage zu verhindern.
Angeblich ist das AKW Mühleberg auch gegen Sabotage von Terroristen absolut sicher gebaut. Doch sobald Saboteure die Schwachstellen erfahren würden, könnten sie das AKW offensichtlich trotzdem in die Luft sprengen. Deshalb sind die Schwachstellen abgedeckt. Oder sie sind nur abgedeckt, um der Öffentlichkeit nicht klaren Wein einzuschenken.
Weltweit eines der ältesten Atommeiler
SUSAN, das «subsidiäre, unabhängige System zur Abführung der Nachzerfallswärme», ist ein Notstandssystem mit einem gebunkerten Kontrollraum, Notstromgeneratoren und diversen Pumpen zur Reaktorkühlung. Das System wurde erst gebaut, als wegen mangelnder Sicherheit der Verlust der Betriebsbewilligung drohte. Heute ist es der letzte Rettungs­anker für Befürworter und Betreiber des AKWs. Denn Mühleberg gehört weltweit zu den ältesten Atommeilern und ist praktisch baugleich mit dem Reaktorblock 1 in Fuku­shima. Und seit der Katastrophe in Japan zweifelt nicht mehr nur eine Handvoll hartnäckige Kritiker an der Sicherheit des Reaktors, den die BKW von 1967 bis 1972 vom amerikanischen Hersteller General Electric bauen liessen. Selbst bürgerliche Politiker denken laut über ein baldiges ­Ende des 40-jährigen Meilers nach.
Bauer durfte sein Gras den Kühen nicht mehr verfüttern
Der «Beobachter» deckt eine ganze Reihe gravierender Pannen auf, über deren Ausmass weder die BKW noch die Behörden je informierten. Und was niemand mehr weiss: Auf einem Hof 600 Meter vom KKW Mühleberg entfernt, durfte der Bauer die Kühe nicht mehr grasen lassen und musste sogar das selber produzierte Gemüse wegwerfen, weil es zu viel Caesium enthielt. Vor einigen Jahren ist dieser Bauer an Krebs gestorben – selbstverständlich liegt kein Beweis eines direkten Zusammenhangs mit dem AKW vor.
Auf insgesamt 19 Bauernhöfen haben die amtlichen Equipen, welche die Radioaktivität massen, den Anwohner geraten, ihre Äpfel vor dem Essen zu schälen.
BKW erhielt Rüffel von der IAEA
In den Jahren 2001 und 2002 haben Spezialisten der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA das Werk Mühleberg inspiziert und nachher die Unternehmungsleitung aufgefordert, künftig dafür zu sorgen, dass «Ereignisse» früher gemeldet und besser untersucht werden. Die BKW solle auch die Radioaktivität in der Umgebung besser kontrollieren.
Am meisten Sorge bereiten indessen die Risse im Kernmantel. Lesen Sie den ganzen Bericht des «Beobachters»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

1920px-AKW_Leibstadt_CH

Die Sicherheit Schweizer AKWs

Nach einer Katastrophe drohen Krankheiten oder Tod. Und Gebäude- und Hausratversicherungen zahlen keinen Rappen.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.