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US-Gesundheitsministerin Kathleen Sibelius © Screenshot

USA: Krankenkassen müssen Verhütungs-Pille zahlen

Barbara Marti /  Gegen Widerstand religiöser Organisationen hat die US-Gesundheitsministerien einige Präventionsmassnahmen kassenpflichtig erklärt.

Private Krankenkassen in den USA müssen Neuversicherten ab Mitte kommenden Jahres Verhütungsmittel voll bezahlen. Dies hat die demokratische Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius gegen den Widerstand der Konservativen und religiöser Gruppen entschieden, berichtet der Nachrichtensender CNN.
Das ist ein grosser Erfolg für die Frauengesundheits-Bewegung, die in den USA jahrelang dafür lobbyiert hat. Sie spricht von einem «historischen Entscheid».
Weitere Präventionsmassnahmen
In den USA sind die unter 65-Jährigen, die überhaupt eine Versicherung haben, privat versichert, die meisten über ihren Arbeitgeber. Neben Verhütungsmitteln müssen diese Versicherer neu weitere präventive Gesundheitsleistungen übernehmen: Jährliche Gesundheitschecks, HPV-Tests für Frauen ab 30 Jahren, Beratung bei HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwangerschaftsdiabetes und Still-Beratung. Ausserdem können die Versicherten einmal pro Jahr gratis ärztliche Hilfe anfordern, wenn sie von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Das Gesundheitsministerium hat die Liste der präventiven Leistungen, welche die Kassen bezahlen müssen, entsprechend ergänzt. Es ist damit den Empfehlungen des unabhängigen Beratungsgremiums «Institute of Medicine» IOM gefolgt.
Ausnahmen für religiöse Arbeitgeber
Die katholische Bischofskonferenz der USA und Evangelikale hatten heftig dagegen protestiert. Das Ministerium baute darauf einen Zusatz ein, der es religiösen Institutionen ermöglicht, ihre Arbeitnehmerinnen von der Gratis-Verhütung bei der Kasse auszuschliessen. Die fortschrittlichen «Catholics for Choice» kritisieren dieses Zugeständnis, weil es tausende Frauen von der Neuerung ausschliessen werde.
Weniger Abtreibungen und weniger Teenager-Mütter
Trotz dieser Einschränkung werde die neue Regelung Millionen Frauen helfen, sagen die Familienplanungs-Organisationen «Planned Parenthood», die seit Jahren kostenlose Verhütungsmittel fordert, und die Fachgesellschaft der Frauenärztinnen und -ärzte (ACOG). Besserer Zugang zu Verhütungsmitteln heisse weniger Abtreibungen, weniger Teenagermütter und weniger ungewollte Kinder. Der Staat könne dank kostenloser Verhütungs-Mittel viel Geld sparen.
Jede zweite Geburt ungewollt
Gemäss einer Analyse des unabhängigen Guttmacher-Instituts war die Hälfte aller Geburten, die im Jahr 2006 mit öffentlichen Geldern finanziert wurden, ungewollt. Diese ungewollten Schwangerschaften hätten bisher einige Milliarden Dollar gekostet.
In der Schweiz zahlen Kassen Abtreibungen, aber keine Verhütungsmittel
Nur in einzelnen europäischen Ländern wie Schweden und den Niederlanden übernimmt die Grundversicherung die vollen Kosten für Verhütungsmittel. Anders in der Schweiz: Hier müssen Frauen Verhütungsmittel selber zahlen. Zuletzt hat Anfang 2010 SP-Nationalrätin Doris Stump kostenlose Verhütungsmittel verlangt. Davon wollte der Bundesrat allerdings nichts wissen. Er rechnete vor, dass Verhütungsmittel die Kassen pro Jahr rund 100 Millionen Franken kosten würden.

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Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht»

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