SaadAljabri

Die saudischen Machthaber bezeichnen Saad Aljabri als «geflüchteten Verräter» © Saudi Falcon News

Saudischer Diktator nimmt Familie eines Geflüchteten als Geisel

Christa Dettwiler /  Die «New York Times» enthüllt Erpressungsversuche von Kronprinz Mohammed bin Salman. Sie verdienen Schlagzeilen wie Hongkong.

Der saudi-arabische Diktator bin Salman schreckt vor nichts zurück, um den geflüchteten Geheimnisträger Saad Aljabri zu erpressen und ins Land zurückzuholen. Aljabris erwachsene Kinder und sein Bruder wurden in Riad verhaftet und als Geiseln genommen. Die «New York Times» berichtete aus vertraulichen Dokumenten und elektronischen Textbotschaften.

Als Erstes versuchte der Kronprinz den geflüchteten Saad Aljabri mit einem Jobangebot ins Land zurück zu locken, dann wandte er sich an Interpol, um den Geheimdienstler aufgrund von Korruptionsvorwürfen ausliefern zu lassen. So schrieb bin Salman im September 2017: „Sie sind in viele grosse, bewiesene Korruptionsfälle verwickelt. Kein Staat der Welt würde sich weigern, Sie auszuliefern.“ Interpol dagegen hielt die Auslieferungsgesuche für politisch motiviert und löschte Aljabris Namen aus dem System.


Saad Aljabri mit seinen Kindern im Jahr 2013. Die Kinder wurden jetzt in Geiselhaft genommen. (Bild: Aljabri Family)
Nach der Verhaftung von Aljabris Familienmitgliedern im März dieses Jahres stürzten sich die staatlich kontrollierten Medien auf einen Artikel im Wall Street Journal, das nicht namentlich genannte Saudi-Offizielle zitierte, die Aljabri vorwarfen, sich mit Milliarden Dollar Staatsgeldern bereichert zu haben.

In Washington wird Aljabri als „enger Vertrauter und Freund der USA“ geschätzt. Vier Senatoren verlangten in einem Brief an Donald Trump, die USA hätten eine moralische Verpflichtung, alles für die Freilassung seiner Kinder zu tun. Offizielle an der Saudischen Botschaft in Washington verweigerten Stellungnahmen über die Korrespondenz zwischen bin Salman und Aljabri, die Anfrage an Interpol oder die Korruptionsvorwürfe.

Aljabri war ein Spitzenbeamter im Dienst der Sicherheit und des Anti-Terrorismus. Er pflegte engen Kontakt zu US-Diplomaten und zur CIA. Als bin Salman an Macht gewann, wurde Aljabri 2015 per königlichem Dekret entlassen. Als klar wurde, dass bin Salman Mohammed bin Nayef als Kronprinz ersetzen würde und dessen Verbündete, darunter Aljabri, auf der Abschussliste standen, verliess Aljabri das Land und liess sich in der Türkei nieder.

Wiederholt versuchte der Kronprinz Aljabri ins Land zurückzuholen unter dem Vorwand, er habe eine neue Aufgabe für ihn und brauche unbedingt seine Hilfe. Als Aljabri dem Aufruf nicht gleich Folge leistete, wurde Aljabris 17-jähriger Tochter Sarah und seinem 18-jährigen Sohn Omar die Ausreise aus Saudiarabien untersagt. Auf seine Bitte, das Ausreiseverbot aufzuheben, erhielt Aljabri keine Antwort. Auf ein erneutes Ersuchen, drei Monate später, antwortete Mohammed bin Salman: „Wenn ich Sie sehe, werde ich Ihnen den Hintergrund erklären.“

Kurz darauf verschärfte Prinz Mohammed den Ton und drohte Aljabri mit Verhaftung. Als dieser von der Türkei nach Kanada reiste, schaltete Saudiarabien Interpol ein. Interpol stellte sich auf den Standpunkt, Prinz Mohammeds Durchgreifen gegen Hunderte prominenter Saudi-Bürger im Jahr 2017 sei „Teil einer politischen Strategie, um potenzielle politische Rivalen oder die Opposition auszuschalten“.

Damit hörte der Druck auf Aljabri nicht auf. Im März wurden seine zwei Kinder in der saudischen Hauptstadt Riad verhaftet. Im Mai erlitt sein Bruder das gleiche Schicksal. Seither hat die Familie nichts mehr von ihnen gehört.
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Infosperber-DOSSIER:
Saudiarabien: Mächtiger Terrorstaat
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Ein am 15. August verbreitetes Propagandavideo gegen Saad Aljabri (arabisch)

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

Flagge_SaudiArabien

Saudi-Arabien: Mächtiger Terrorstaat

Der grösste Finanzierer von Terrorismus im Ausland. Im Inland ein fundamentalistischer Unterdrückungsstaat.

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