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Mit dem (zu) drastischen Sparkurs begeht Europa Selbstmord: Joseph Stiglitz © Bloomberg

Joseph Stiglitz: Europa begeht Selbstmord

Christian Müller /  Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschafter und Nobelpreisträger sieht für Europa schwarz. Die Sparpolitik sei «absolut falsch».

Joseph Stiglitz ist einer der bekanntesten, aber auch einer der gefürchtetsten Wirtschaftswissenschafter. Er redet stets Klartext und scheut sich nicht, selbst mit US-Präsidenten und deren Regierungen hart ins Gericht zu gehen. Er attackierte George W. Bush, aber er schont auch Obama nicht. Obamas Poltitik zur Überwindung der Finanzkrise nannte er «Ersatzkapitalismus», und unter diesem Begriff versteht er: Privatisierung der Gewinne und Verstaatlichung der Verluste. Also das, was zurzeit weltweit stattfindet, auch in Europa, auch in der Schweiz. Und nicht nur im Bereich der Banken.

Zurzeit weilt Joseph Stiglitz in Europa. In Wien gab er dem Nachrichtenmagazin «profil» ein Interview. Darin geisselt er die Politik von Merkel und Sarkozy als «absolut falsch». Mit der generellen Sparpolitik begehe Europa «Selbstmord»:

Frage: Die von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy forcierte Schuldenbremse ist also der völlig falsche Weg?

Stiglitz: Ja, absolut. Was europäische Politiker entwickelt haben, ist ein Rezept dafür, den Euro umzubringen. Mit seinem Sparkurs begeht Europa Selbstmord.

Siehe unten das ganze Interview auf profilonline.at


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Euro- und Währungskrise

Noch mehr Geldspritzen und Schulden bringen die Wirtschaft nicht mehr zum Wachsen. Sie führen zum Kollaps.

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2 Meinungen

  • am 30.04.2012 um 08:20 Uhr
    Permalink

    Stieglitz unterschätzt – wie übrigens auch viele Schweizer – die Anpassungsfähigkeit Europas. Anders als z.B. die USA musste es sich immer wieder aus Katastrophen herausrackern, das lässt sich über Jahrhunderte nachvollziehen. Aktuell: Kein anderer Kontinent wäre dazu in der Lage, einen solchen «Milliardenschirm» zu organisieren – und dabei die Solidarität der Mitgliedstaaten aufs Aeusserste zu strapazieren. Auch zuvor die Folgen des Zusammenbruchs des Ostblocks so zu organisieren, dass diese historischen Ereignisse nicht in einem Desaster endeten, ist eine historische Leistung Europas. Das war ein eindrücklicher Beweis von Handlungsfähigkeit unter extremen Bedingungen. Im aktuellen Fall: Bei Merkel ist eine Auflösung bez. deutliche Modifizierung der starren Positon bereits erkennbar. Europa ist flexibler, als sich das Amerikaner vorstellen können, selbst wenn sie so intelligent sind wie Stieglitz…

  • am 9.05.2012 um 12:14 Uhr
    Permalink

    Joe Stiglitz ist ein guter Ökonom, den ich schon mehrfach getroffen habe. Aber von Europa hat er wenig Anhnung. Wie Fred David richtig feststellt, unterschätzt er diesen Kontinent massiv.
    Zudem ist klar, dass Sparen und Wachstum kein Widerspruch ist; siehe ausführlicher
    http://www.slembeck.ch/blog/?p=1800
    Der Titel, den Christian Müller hier gesetzt hat, ist eine journalistische Zuspitzung, selbst wenn im Interview was ähnliches steht. Stiglitz sagt nämlich nicht, warum er zu diesem Urteil gelangt und wie man mit «weniger Sparen» (sprich mehr Schulden) zu mehr Wachstum käme. In meinem Blog erkläre ich, warum diese Voodoo-Economics nicht funktionieren…

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