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NZZ-Aufmacher am 11. Januar 2016: Putin. Geschrieben von... © NZZ

Transparenz à la NZZ

Christian Müller /  Endlich erfahren wir aus «wissenschaftlicher» Hand, wer Wladimir Putin ist und wie er tickt – dank der Neuen Zürcher Zeitung NZZ.

Die NZZ am Montag, 11. Januar 2016. Aufmacherbild, gross: Wladimir Putin. Gedacht als prominenter Hinweis auf einen ganzseitigen Beitrag – genannt Gastkommentar – von Andreas Umland. Headline: Die Putin-Versteher und ihre Irrtümer.

Leserinnen und Leser, die Andreas Umland nicht im Auge haben, werden am Ende des Artikels aufgeklärt, wer Andreas Umland ist:
»Andreas Umland ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Euro-Atlantische Kooperation Kiew und Herausgeber der Buchreihe «Soviet and Post-Soviet Politics and Society» beim Ibidem-Verlag, Stuttgart.»

Ist das Aufklärung?

Es lohnt sich, dieses Institut näher anzuschauen: Auf der Website der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS steht gleich einleitend – wörtlich:

«Institut für Euro-Atlantische Zusammenarbeit

Das Institut für Euro-Atlantische Zusammenarbeit gehört zu den führenden ukrainischen Organisationen auf dem Gebiet der Vermittlung und Weiterentwicklung der Strategie zur Integration des Landes in Europäische Union und NATO.»

Andreas Umland arbeitet als «wissenschaftlicher Mitarbeiter» einer Organisation, deren Strategie (!) es ist, die Ukraine in die Europäische Union und in die NATO zu bringen. Für die NZZ der richtige Mann für einen ganzseitigen Beitrag und für den grossen Aufmacher auf der Frontseite! Und zur Erklärung, wie sich alle «Putin-Versteher» irren.


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10 Meinungen

  • am 11.01.2016 um 23:58 Uhr
    Permalink

    Wer wäre denn Ihrer Meinung nach besser geeignet gewesen für einen Gastkommentar? Gerhard Schröder? Etwas weniger polemisch: Umland, das findet man nach einer kurzen Recherche heraus, ist ein durchaus streitbarer Politologe und Historiker (Habilitand am Lehrstuhl für Mittel- und Osteuropäische Geschichte an der Uni Eichstätt), der u.a. 2014 den Gegen-Aufruf von 100 Osteuropa-Experten mitinitiierte. Derzeit ist er als Dozent des DAAD (Deutschen Akademischen Austauschdiensts) in Kiew tätig, war aber u.a. auch als Stipendiat der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Stanford. Wenn ich im Wikipedia-Eintrag richtig gezählt habe, verfügt er neben dem Abschluss als als Diplom-Politologe, der Promotion in Geschichte und einem PhD (Cambridge) noch über zwei Master-Abschlüsse (Oxford und Stanford). So gesehen dürfte Umland in diesem Bereich über mehr Fachwissen verfügen als die gesamte Infosperber-Redaktion und -Leserschaft zusammen. Natürlich muss man deswegen seine Meinung nicht teilen, aber das ist kein Grund, derart polemisch alles vom Tisch zu wischen.

    Ausnahmsweise eine Antwort: "Mehr Fachwissen als die gesamte Infosperber-Redaktion und -Leserschaft zusammen". Auch ich bin ein PhD in Geschichte, und damals, in den 1970er Jahren, musste man die Dissertation sogar noch selber schreiben und konnte sie nicht bei irgendwelchen Ghostwritern schreiben lassen, wie das mehr und mehr Mode wird. Ich war selber in Moskau, mehr als einmal, und ich habe Putin face-to-face erlebt, ohne eine Glaswand dazwischen. Und ich war in der Ukraine, mehr als einmal, auch in der Krim, und ich weiss, wie sehr in Kiew versucht wird, die Ukraine auf USA-Kurs zu trimmen. – Die NZZ soll doch bitte einfach sagen, dass der Mann, der das geschrieben hat, im Sold einer Organisation steht, die die Ukraine in die NATO bringen will. Dann ist klar, warum der Mann so schreibt.
    Aber noch etwas: Der Begriff "Putin-Versteher" ist eh Schwachsinn. Die weltweite Diplomatie, soweit sie Krieg verhindern will, versucht zuallererst, die Gegenseite zu verstehen. Nur dann nämlich kann man adäquat reagieren, wenn man die Gegenseite versteht. Wer in einer Auseinandersetzung a priori verweigert, die Gegenseite verstehen zu wollen, sprich: lieber gleich zur Waffe greift, soll auch gleich in die Armee gehen und nicht in die Diplomatie und nicht in den Journalismus – und schon gar nicht in die Wissenschaft.
    cm

  • am 12.01.2016 um 00:35 Uhr
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    Es ist einfach nicht sauber, wenn die NZZ den oben genannten Zusammenhang verschweigt. Das ist nicht nur ein Detail. Bei aller Kreml-Kennerschaft und sämtlichen Master-Abschlüssen: So wird ein Text zur Zweck-Propaganda. Das geht gar nicht.

  • am 12.01.2016 um 07:38 Uhr
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    Der gleiche Artikel für die gleiche typisch Transatlantische Polemik wurde u.a. auch im Focus, Huffington Post, Kyiv Post, Die Zeit und zahlreiche Erwähnungen und Links in weiteren Seiten publiziert. Eine wie immer lesenswerte Analyse derartiger Machenschaften lässt sich bei Spiegelkabinett im Eintrag «Dr. phil., Ph. D. Andreas Umland – Eine Schande für die Wissenschaft» nachlesen… http://spiegelkabinett-blog.blogspot.de/ eine passende Ergänzung zu dem hier vorliegenden Info zur NZZ.

  • am 12.01.2016 um 12:25 Uhr
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    Ein Friedensaktivist meinte vor kurzem, im Hinblick auf solch tendenziöse Berichterstattung wie zum Thema Russland; » Er hat 20 Jahre DDR und danach 20 Jahre BRD erlebt. Kurz vor Ende der DDR habe Staat/Medien immer absurder/unglaublicher sich geäussert, – im Gleichschritt verlor das Volk den restlichen Glauben. Dies könnte sich nun wiederholen, wäre zu hoffen."
    – 2012 brachte Hubert Seipel die Doku «Ich, Putin – Ein Porträt» heraus. Er begleitete Putin persönlich, sprach mit seinem Umfeld und lieferte eine recht ideologiefreie Doku ab. (Dem Journalismus Grundsatz folgend; sich mit KEINER Sache gemein zu machen.)
    – 2015 mit seinem Buch «Putin. Innenansicht der macht» lädt er ein, sich selbst ein Bild zu machen.
    – Und im Youtube-Interview «Wladimir Putin & Geopolitik – Jung & Naiv» arbeitet Seipel in 90min die Geschichte Russland’s der letzten 20 Jahre unaufgeregt, sachlich, leicht verständlich und mit Humor auf.

    Dass zB die NZZ ab&an Ideologien verbreitet, ist verständlich und nicht ganz so schlimm. Nur dieses beiziehen von"Experten» die starkt Ideologisch ausgerichtet sind in der SRG find ich bedenklich und schade.

  • am 12.01.2016 um 12:27 Uhr
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    Danke Christian Müller. Wieder einmal eine höchst bemerkenswerte Zusammenstellung über die russophoben Leitmedien und deren Filz. Haargenau noch FAZ- oder WELT- Mass. Nun weiss ich wieder, dass ich als Putinversteher registriert bin

  • am 12.01.2016 um 16:49 Uhr
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    Michael Gisiger meint, «Umland dürfte in diesem Bereich über mehr Fachwissen verfügen als die gesamte Infosperber-Redaktion und
    -Leserschaft zusammen». Ja wie will denn Herr Gisiger das Fachwissen der Leserschaft von Infosperber in irgend einem Bereich beurteilen können? Meiner Meinung nach eine recht unqualifizierte, ja überhebliche Aussage!

  • am 12.01.2016 um 17:24 Uhr
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    Seit wann hindern eine hervorragende Ausbildung, eine hohe Intelligenz und ein grosses Wissen daran, einen Tatbestand einseitig darzustellen? Sobald jemand im Solde eines Konzerns oder einer Institution ist, muss er deren Interessen verbreiten. Auf jeden Fall darf er nichts veröffentlichen, das den Zielsetzungen seines Konzerns oder seiner Institution widerspricht. In der Schweiz schreibt das sogar das Arbeitsgesetz vor.

  • am 8.02.2016 um 11:13 Uhr
    Permalink

    ja was nützen denn ellenlange Ausbildungen und Papiere, wenn der werte herr nicht mal in der lage ist den begriff annexion richtig zu verstehen. Es ist und bleibt keine annexion der krim. jeder der sich nur ein bisschen informiert sollte das wissen. Somit, zeigt der werte herr sein inkompetenz. (gekauft oder angebohren) .

  • am 8.02.2016 um 11:34 Uhr
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    Wie und was er da über Russland und die Russen schreibt, zeigt einer er ist ein wirklicher Russen Phobiker. Da wird alles in den Dreck gezogen, was er irgendwie erwischt. Also wenn ich das lese bekomme ich den Eindruck die Russen sind absolut durchgenknallt.
    Übrigens ich lebe nahe bei Moskau, weiter gehe ich auf diesen Müll gar nicht ein.
    Merkwürdiger weise kann man viele Aussagen, die er macht auch für die USA anwenden. Wie es halt so ist, man erkennt vielfach die eigenen Schwächen in anderen!
    Und nochmals dieser Artikel ist eine reine Hetze, die das nicht mal versteckt, unterste Schublade!
    Dem Mann sollte man keinen Cent trauen. Einfach nur widerlich. Ich hoffe, dass die Menschen das erkennen können.

  • am 8.02.2016 um 11:46 Uhr
    Permalink

    @Gasche: «Sobald jemand im Solde eines Konzerns oder einer Institution ist, muss er deren Interessen verbreiten.» Das trifft dann auf fast alle Journalistinnen und Journalisten zu – es gibt ja sicher auch beim Infosperber eine Blattlinie, nehme ich an? Was gibt die Stiftung vor? Auch auf Infosperber blockt mein AdBlocker Werbung, also könnte man meinen, es bestehen ebenfalls wirtschaftliche Interessen der Inserenten, die es zu berücksichtigen gilt.

    @Müller: Bitte lesen Sie meinen Kommentar genau, ich stelle eine Vermutung auf und gebe nicht vor, die Wahrheit gepachtet zu haben – anders als viele Kommentarschreiber hier …

    @Gisiger: Ihre Vermutung ist verständlich, aber falsch. Ich bin Pensionär und muss keine Interessen eines Arbeitgebers vertreten, und ich habe auch keine Schere im Kopf. Denn genau die Freiheit, die ich auf der Plattform Infosperber.ch (die einer gemeinnützigen Stiftung gehört) geniesse, ist die Motivation, warum ich überhaupt hier schreibe. Auch ich, wie die meisten hier, arbeite ehrenamtlich. Ich bin auf kein Gehalt mehr angewiesen. Mit der AHV, einer kleinen (Rest-)Pension 2. Säule und einem Ferienhaus, das ich aus Erspartem gekauft habe und jetzt vermiete, kann ich gut leben. Alles weitere erfahren Sie auf commwork.ch und auf ferien-am-lagomaggiore.ch. Und nehmen Sie vielen Dank für Ihr Interesse an Infosperber.
    Christian Müller

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