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Gekentertes Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer © Italian Navy

Fiasko: 50 Prozent mehr Tote im Mittelmeer

Red. /  Bereits 2861 tote Flüchtlinge im Mittelmeer in diesem Jahr. Diese furchtbare Statistik macht keine Schlagzeilen.

Über Statistiken wird (zu) viel informiert. In den letzten zwei Wochen haben Deutschschweizer Medien über Umsätze des Detailhandels im Monat Mai, über eine Statistik der Baupreise und eine über die Gefährlichkeit von Schweizer Städten berichtet.
Nicht aber über eine neue Statistik der Internationalen Organisation für Migration (IOM) über die vielen Menschen, die auf der Flucht ihr Leben verloren (IOM 24.6.2016).
Infosperber fasst die ungemütliche Realität im Folgenden zusammen, welche die IOM in bestmöglichen Zahlen zusammengestellt hat.

Tote und endgültig Vermisste seit Anfang 2016
Die stark steigende Zahl der Toten im Mittelmeer bedeutet ein Fiasko der europäischen Flüchtlingspolitik. Die Medien sollten nicht dazu beitragen, diese furchtbare Realität zu verdrängen.

Grafik der IOM in grösserer Auflösung hier. In gelb die Zahl der Ertrunkenen.
Das erste Halbjahr 2016 ist noch nicht vorbei. Doch bereits sind im Mittelmeer über fünfzig Prozent mehr Flüchtlinge umgekommen als von Januar bis Ende Juni 2015.
Etwa zusätzliche 130 Flüchtlinge sind gemäss IOM seit Anfang 2016 auf dem Landweg nach Westeuropa ums Leben gekommen.

Auf der Flucht Gestorbene weltweit

2014: Tote bei der Flucht über die Grenzen 5’000
2015: Tote bei der Flucht über die Grenzen 5’400
2016: dito während der ersten 5 Monate 3’100

Weltweite Verteilung von Todesfällen

2015: Auf dem Weg nach Westeuropa 3’770
2015: Südostasien (Golf von Bengalen) 800
2015: An der US-mexikanischen Grenze 300
1998 – 2015: US-mex. Grenze insgesamt 6’571
Afrikanische Sahara (Keine offiziellen Such-
und Rettungsaktionen)
?

Die Internationale Organisation für Migration schreibt dazu: «In anonymen Gräbern begrabene, in der Wüste liegengelassene und im Wasser versunkene Leichen führen dazu, dass die Statistik nie alle Umgekommene erfassen kann.»


Die Hälfte aller weltweiten Flüchtlinge kommen im Mittelmeer um.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Afghanischer_Flchtling_Reuters

Migrantinnen, Migranten, Asylsuchende

Der Ausländeranteil ist in der Schweiz gross: Die Politik streitet über Asyl, Immigration und Ausschaffung.

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3 Meinungen

  • am 30.06.2016 um 11:40 Uhr
    Permalink

    Wer in einer Zeit, in der es für die meisten nur ums Überleben geht, noch Kinder wünscht, handelt unverantwortlich und grob fahrlässig, ggf sogar kriminell.

  • am 3.07.2016 um 18:27 Uhr
    Permalink

    "Die Hälfte aller weltweiten Flüchtlinge kommen im Mittelmeer um». Angesichts der grossen und anerkannten Wissenslücken (Todesfälle in der Sahara und in anderen Gegenden weitab des öffenlichen Interessens) ist diese Behauptung nicht ganz fundiert.
    Die Tragödie ist riesig, das Problem ist bekannt, aber auch hier wird kein praktikabler Lösungsansatz vorgestellt.

  • am 4.07.2016 um 14:37 Uhr
    Permalink

    Wie alle Zivilisationsprobleme entsteht auch die «Flüchtlingsproblematik» aus einer seit jeher fehlerhaften Geld- und Bodenordnung und der daraus resultierenden Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz. Diese sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten wirkende «Mutter aller Zivilisationsprobleme» wurde über Jahrtausende aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes vollständig ausgeblendet, damit «diese Welt» (Zinsgeld-Ökonomie, zivilisatorisches Mittelalter) überhaupt entstehen konnte:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2015/09/die-idiotie-vom-unverzichtbaren-zins.html

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