Sperberauge

Wehrwille-Symbolik mit Taschenmunition

Jürg Müller-Muralt © zvg

Jürg Müller-Muralt /  SVP-Ständerat Werner Salzmann will den Wehrwillen mit Taschenmunition stärken. Hellebarden eignen sich besser für Symbolpolitik.

Die Schweizer Armee ist nicht in Bestform. Es hapert an allen Ecken und Enden. Der Berner Ständerat Werner Salzmann (SVP/Bern) packt nun die Rüstungsprobleme an der Basis an – bei der persönlichen Waffe des Soldaten und der Soldatin. In Zukunft sollen die Armeeangehörigen die Taschenmunition für ihr Schiesseisen wieder nach Hause nehmen dürfen, so wie früher, fordert der Politiker. Seine Argumente: veränderte Sicherheitslage, und vor allem «ein symbolischer Akt als Zeichen des Wehrwillens der Schweiz», wie Salzmann in der Sendung «Echo der Zeit» von Radio SRF vom 21.11.2025 sagte.

Taschenmunition ist etwas schmalbrüstig

Salzmanns symbolische Demonstration des Wehrwillens ist allerdings mit der Abgabe eines Päcklis Taschenmunition etwas gar schmalbrüstig. Das fährt dem potenziellen Feind jetzt nicht so wahnsinnig in die Knochen. Wie wäre es mit Hellebarden? Die versetzten einst halb Europa in Furcht und Schrecken. Die Hellebarde war die wichtigste Waffe der eidgenössischen Infanterie zwischen 1300 und 1500. Alle grossen Schlachten der Burgunderkriege (1474-1477) bei Grandson, Murten und Nancy endeten mit spektakulären eidgenössischen Siegen. Nicht zu vergessen der Schwabenkrieg von 1499 gegen das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Auch bei dieser Begegnung gingen die Eidgenossen siegreich vom Feld – und sie brachte der Eidgenossenschaft die faktische Loslösung vom Reich.

Hellebarde wieder im Einsatz

Anknüpfend an diesen historischen Sieg ist die Hellebarde ja bereits wieder im Einsatz, wenn es darum geht, die derzeit gefährlichste und heimtückischste Gegnerin der Schweiz zu bekämpfen: die Europäische Union. Man sieht SVP-Parteichef Marcel Dettling kaum mehr ohne diese spätmittelalterliche Waffe. Da muss sein Parteisoldat Salzmann noch etwas nachrüsten. Er könnte zusätzlich zur Hellebarde gar noch mit dem Morgenstern auftrumpfen, ebenfalls eine schlagkräftige Waffe in den Händen rückwärtsgewandter Symbolpolitiker.


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8 Meinungen

  • am 23.11.2025 um 11:42 Uhr
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    lieber Herr Müller-Muralt, ich stimme mit Ihnen überein: statt Symbolismus täte unserer Armee eine Anpassung an die effektiven Bedrohungen gut; gegen staatliche und private Erpressung, Wirtschaftskrieg und elektronische/Internetkriminalität dürfte die Taschenmunition herzlich wenig nützen. Dass Sie allerdings die Bedrohung und den Verlust unserer – mühselig erarbeiteten – Eigenständigkeit durch den geplanten institutionellen Vertrag mit der EU nicht sehen, erstaunt mich. Zur undemokratischen und wirtschaftlich absteigenden EU sollte die Schweiz Abstand halten. Ich möchte Sie auf die Darstellungen von Prof. Dr. Oliver Zimmer hinweisen, die zwar auch in der NZZ publiziert wurden, aber es ist ja nicht zwingend alles falsch, was aus dieser Richtung kommt: Staatspolitische Überlegungen zum Verhandlungsmandat mit der EU (Bericht zhd. WAK-N, 12. Februar 2024).

    • am 24.11.2025 um 08:22 Uhr
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      Sehr geehrter Herr Kunz. Demokratie heisst andere Meinungen akzeptieren – und es gibt verschiedene Meinungen. Die Grossfinanz sieht für sich mehr Gefahr von einem demokratischen Europa, darum wird der laute Teil der Untertanen aktiviert und es wird ihnen mit der Hellebarde eingetrichtert, was sie alles verlieren werden! Die Demokratie ist gefährlicher als ein König! Der grössere, leiserer Teil glaubt nicht alles. Ein Deal, der vom König diktiert wird, ist ein Deal! Man ist dankbar, wenn man Danke sagen darf und ist stolz, wenn im Königreich unsere Waren 15% teurer werden, während wir für die Waren des Königreichs keinen Zoll zahlen müssen. Schlimmer als ein Gesslerhut wäre, wenn die Techgiganten in der Schweiz nicht nur riesige Gewinne einfahren könnten, sondern noch Steuern zahlen müssten. Es ist erstaunlich, dass gewisse Menschen einen demokratisch ausgehandelten Vertrag aus «Unterwerfungsvertrag» bezeichnen, aber kein Problem haben, im Dreck liegend, dem König zu sagen: Danke!

      • am 25.11.2025 um 09:25 Uhr
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        Lieber Herr Flückiger, ich betrachte die zu unbegrenzte Macht der Finanzkräftigen als höchst problematisch – wie Sie. Die EU ist allerdings ziemlich undemokratisch und der Vertrag soll ja gerade nicht demokratisch ausgehandelt werden. Ein Handelsstreit mit den USA ist – angesichts der willkürlichen US-Politik – kaum vergleichbar mit einem Vertrag, aus dem man schwer aussteigen kann und der die Schweizerische Gesetzgebung auch in Zukunft massiv verändert. Dass darüber und über die Konsequenzen einzelner Punkte keine umfassende Diskussion stattfindet, während sonst über jedes Geleise der SBB diskutiert wird, betrachte ich als schlechtes Zeichen und gerade nicht demokratisch. Die EU ist – wie die USA – auf Kriegskurs und hat immense innere Probleme. Ich glaube, dass wir uns mit der Übernahme eines so umfassenden Vertragswerkes mehr Probleme als Lösungen schaffen und damit unsere relative Eigenständigkeit aufgeben. Dasselbe gilt für den hochproblematischen Vertrag mit der WHO.

    • am 24.11.2025 um 16:04 Uhr
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      Dass Sie allerdings die Endlichkeit und den Verhandelbarkeit -unserer mühselig erarbeiteten- Rosinenpickerei durch den geplanten institutionellen Vertrag mit der EU nicht sehen können erstaunt nun mich.
      Die USA würgt uns mit einem Augenzwinkern und Zöllen aus seinem Markt und an unserem -fast halben- Auslandseinkommen ! Verdoppelt bedenkenlos seinen Vertragspreise für unseren Neutralitätsschutz und verbietet schon im voraus Gegenzölle und Digitalsteuern an seinem Techmonopol ?
      Die Zukunft wird abgerechnet sein, ausgeglichen zwischen Gladiatoren und Kontinenten, neutrale Zwerge mit Rosinenschnäbeln schwimmen rückwärts, selbstbestimmt und eigenständig, aber rückwärts.
      Einfallstor im Zentrum der Natogrenzen, fast unbefestigt von Oben-Osten her ! Ein MIG-/Rakenhüpfer vom Schwarzen oder internationalen Meer her, direkt….an den Stern von Laufenburg ?
      Vertragen wir uns mit Europa. Bauen mit an der Einheit, der EU Digitaltechnik und schliessen die Löcher am Himmel und den Grenzen der Nato.

  • am 23.11.2025 um 13:43 Uhr
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    Das Gute an den Dettlings und Salzmanns ist: Es merkt langsam der „Hinterletzte“ in der Schweiz, wie absurd die Vorschläge gewisser Politiker sind.

  • am 23.11.2025 um 15:13 Uhr
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    …..ganz meine Gedanken…..

    • am 24.11.2025 um 11:45 Uhr
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      …meine Meinung bezieht sich nicht auf den Text von Toni Kleinmann, sondern auf den Artikel von Jürg Müller-Muralt

  • am 25.11.2025 um 14:17 Uhr
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    Der Autor vermischt gelungen die Polemik der Hellebarde mit der Taschenmunition. Am Ende der Lektüre bin ich, aufgrund des rapportierten historischen Hintergrunds, nicht sicher, ob das nun Satire ist?
    Der Punkt, dass die Taschenmunition wohl mehr eigene Soldaten und Zivilbevölkerung getötet, als die Schweiz vor Gesslers Schergen bewahrt hat, darf auch hier nicht vergessen gehen.

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