Teigschüssel oder Fussball: Die ewigen Frauen- und Mannsbilder
Früher liessen sich vor allem Männer gerne mit verschränkten Armen fotografieren. Das sehe maskulin aus, heisst es in Ratgebern für geeignete Fotoposen. Weil die Brustmuskeln angespannt sind, werde die sportliche Seite des Mannes betont.
Und wie der Skifahrer Franjo von Allmen gibt es immer noch Männer, welche dieser Empfehlung folgen. Das Resultat – hier im Sportteil der «Berner Zeitung» – sieht dann so aus:

Doch mittlerweile sind es vor allem Frauen, welche diese Armhaltung bevorzugen. Es ist ja auch nicht so einfach, als Politphilosophin für ein Bild hin zu stehen. Also verschränkt Katja Gentinetta ihre Arme für das Foto, das zwei Tage vorher auf der Titelseite der Zeitung zu sehen war.

Die Frau auf dem Titelbild des folgenden Tags, die Politikerin Mattea Meyer, tut es Gentinetta gleich. Sie hält ebenfalls ihre Arme verschränkt.

Am folgenden Tag gab es keine verschränkten Arme. Dieses Mal war ein Mann abgebildet. Stephan Eicher lässt seinen Armen viel Freiraum und nimmt eine nachdenkliche Haltung ein. Weniger selbstbewusst und kompetent wirkt er damit allerdings nicht. Er beansprucht mit seiner Pose auf der Titelseite sogar mehr Platz als die Frauen.

Sind die verschränkten Armen der Frauen also gar nicht unbedingt ein Zeichen für entschlossenes und sicheres Auftreten? In der Tat raten Profis immer häufiger von dieser Pose ab: «Wenn es nicht stimmig mit der Mimik und der Gesamtgestaltung des Körpers ist, wirken verschränkte Arme tatsächlich unsicher, überheblich oder sogar aggressiv. Deswegen kann diese Körperhaltung oft als negativ empfunden werden.»
Im Managermagazin steht sogar der Hinweis: «Nur eines lässt sich übers Verschränken der Arme generell sagen: Sie wirken mit dieser Körperhaltung nicht besonders aktivitätsbereit.»
Gerade für Sportler wäre eine solche Haltung ungünstig. Für einen Torhüter ganz besonders. Der YB-Goalie Heinz Lindner betont deshalb seine Aktivitätsbereitschaft mit einem Ball:

Und Stan Wawrinka verschränkt zwar seine Arme, aber immerhin hält er einen Tennisschläger vor seine angespannte Brustmuskulatur.

Doch Wawrinkas Vorbild scheint die Boxerin Anna Jenni nicht zu inspirieren. Sie hält die Arme verschränkt – ohne Boxhandschuhe.

Fast könnte man meinen, die Pose sei tatsächlich eine Vorgabe für die Titel-Frauen. Doch es sind nicht ganz alle so abgebildet. Sarah Spale, zum Beispiel, die im Film «Hallo Betty» die Hauptfigur spielt, kann ihre Arme gar nicht verschränken. Denn sie hält eine Teigschüssel und einen Schwingbesen.

Übrigens: Auch die Männer sind nicht alle so kreativ wie Stephan Eicher. Sie lassen sich zwar selten mit verschränkten Armen abbilden, aber meistens mit den Händen im Hosensack – egal, ob es ein ehemaliger Torschützenkönig, …

… ein SRF-Sportexperte …

… oder ein Wetterfrosch ist.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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