Liberty_Pride

Militärtransporter mit geladenem Panzer beim Verlad auf die Liberty Pride © LP

US-Waffen-Umschlagplatz Camp Darby in Italien wird schneller

Christian Müller /  Das grösste Waffenlager der USA ausserhalb des eigenen Landes liegt in Italien. Jetzt soll es noch ausgebaut werden.

«Am Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten alliierte Truppen den europäischen Kontinent. Während Frankreich und Russland sich inzwischen zurückgezogen haben, unterhalten die USA und das Vereinigte Königreich UK hier noch immer Truppen. Im Hinblick auf einen Weltkrieg gegen Russland und China nutzt das Pentagon seit dem letzten Jahr zahlreiche Stützpunkte in Italien, um die Lagerhaltung seiner Waffen in Europa, einschliesslich Atombomben, massiv zu erhöhen.»

Das schreibt der italienische Journalist Manlio Dinucci in der in Rom erscheinenden Tageszeitung «Il Manifesto», dem italienisch-sprachigen Pendant zu «Le Monde diplomatique» in Frankreich.

Einer der Hauptakteure des gegenwärtigen Ausbaus der US-Basen in Italien ist offensichtlich der im August 2017 von Donald Trump als Botschafter in Rom eingesetzte superreiche Financier und Investor Lewis Eisenberg, ehemaliger Goldman Sachs Banker – er musste dort wegen einer Sex-Affäre zurücktreten – und prominenter Politiker der Republikaner im Bundesstaat New Jersey.

US-Botschafter Lewis Eisenberg, so schreibt Manlio Dinucci, «verwandelt die italienische Halbinsel in ein US-Waffenarsenal.» Das könne man zum Beispiel am gegenwärtigen Verkehr der US-Navy sehen. «Die Liberty Passion lief am 8. August und die Liberty Promise am 2. September im Hafen von Livorno ein, wo am 9. Oktober auch die Liberty Pride ankommen wird. Die drei Schiffe werden dann nacheinander am 10. November, 15. Dezember und 12. Januar nach Livorno zurückkehren.
Es handelt sich um riesige Roll-on/roll-off-Schiffe (also sogenannte RoRo-Schiffe, die nicht per Kran beladen werden, sondern einen direkten Zugang für Fahrzeuge haben, Red.). Diese Schiffe sind 200 Meter lang und haben 12 Decks, die 6500 Autos transportieren können. In Wahrheit», so der Journalist Manlio Dinucci, «tragen sie keine Autos, sondern Panzer.» (Die drei Schiffe sind 200 Meter lang, über 32 Meter breit, haben eine ‹Gross Tonnage› von über 57’000, eine Tragfähigkeit von über 21’000 Tonnen und fahren bis zu 34 km/h schnell. Sie sind von einer südkoreanischen Werft gebaut und in den Jahren 2009, 2010 und – die Liberty Passion – 2017 in Betrieb genommen worden. Red.)

Und was macht die US-Navy in Livorno?

Es ist ganz einfach: Der Hafen von Livorno ist der Hafen für den US-Stützpunkt Camp Darby zwischen Livorno und Pisa. Diese rund 10 km2 grosse US-Basis ist nicht nur mit einer Strasse, sondern auch mit einem Kanal mit dem Hafen von Livorno verbunden. Auch der Flughafen von Pisa ist ganz nah und ist, für die US-Army wichtig, gross genug, dass auch die gigantischen Transportflugzeuge C-5 Galaxy dort starten und landen können. Hier im Camp Darby werden in 125 Bunkern Tausende von Tonnen Kriegsmaterial, inkl. Raketen und Bomben – vermutlich auch Atombomben – zwischengelagert, die dann im Nahen Osten zum kriegerischen Einsatz kommen und/oder kommen könnten. Camp Darby war vor allem beim Irakkrieg, aber auch bei den militärischen Einsätzen in Jugoslawien, in Afghanistan, in Libyen und in anderen Ländern rund um das Mittelmeer, von grosser strategischer Bedeutung.

Die Liberty Pride ist 200m lang – ein gigantisches Kriegsmaterial-Transportschiff

Manlio Dinucci schreibt: «Worin die Bedeutung des Stützpunktes besteht, erklärte Oberst Erik Berdy, Kommandant der Garnison der US-Armee in Italien, bei einem kürzlichen Besuch bei der Zeitung «La Nazione» in Florenz. Die logistische Basis, die sich zwischen Pisa und Livorno befindet, ist das grösste Waffenlager der USA ausserhalb der USA. Der Colonel hat den Inhalt der 125 Bunker von Camp Darby zwar nicht genau beziffert, er kann aber auf über eine Million Artilleriegeschosse, Flugbomben und Raketen sowie Tausende von Panzern, Fahrzeugen und andere militärische Gegenstände geschätzt werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es in der Basis Atombomben gegeben hat, gibt oder geben wird. Camp Darby – so betonte der Oberst – spielt eine Schlüsselrolle: Es liefert Waffen an die US-Boden- und Luftstreitkräfte in viel kürzerer Zeit, als sie bei einer direkten Lieferung aus den USA erforderlich wäre. Die Basis lieferte die meisten der Waffen, die in den Kriegen gegen den Irak, Jugoslawien, Libyen und Afghanistan eingesetzt wurden.» Zum Bericht in der Zeitung «La Nazione» hier anklicken.

Und weiter: «Da die grossen Schiffe seit März 2017 monatlich in Livorno einlaufen, werden die Waffen von Camp Darby ständig zu den Häfen von Aqaba in Jordanien, Jeddah in Saudi-Arabien und anderen Häfen im Nahen Osten transportiert, die von den USA und den alliierten Streitkräften in den Kriegen in Syrien, Irak und Jemen genutzt werden. Auf ihrer Jungfernfahrt entlud die Liberty Passion im April 2017 in Aqaba 250 Militärfahrzeuge und andere Materialien. Zu den Waffen, die jeden Monat auf dem Seeweg von Camp Darby nach Jeddah transportiert werden, gehören mit Sicherheit auch US-Bomben, mit denen die saudische Luftwaffe, die, wie Fotobeweise es zeigen, Zivilisten im Jemen umbringen. Es gibt auch ernsthafte Hinweise darauf, dass die grossen Schiffe in der monatlichen Verbindung zwischen Livorno und Jeddah auch Fliegerbomben transportieren, die von RWM Italia (der italienischen Tochtergesellschaft der deutschen Waffenschmiede Rheinmetall) von Domusnovas (Sardinien) aus nach Saudi-Arabien für den Krieg im Jemen geliefert wurden.»

Die Camp Darby-Infrastruktur soll ausgebaut werden

Und jetzt wird auch noch investiert: «Durch den verstärkten Waffentransit durch das Camp Darby reicht die Kanal- und Strassenverbindung der Basis mit dem Hafen von Livorno und dem Flughafen von Pisa nicht mehr aus.» Der Warenumschlag – Waffen und Munition rein, Waffen und Munition raus – müsse schneller gehen. «Daher wurde eine massive Erneuerung der Infrastruktur beschlossen, wie Kommandant Berdy bestätigte, einschliesslich einer neuen Eisenbahnverbindung.» Die Rede ist, gemäss «La Nazione», von einem Investment in Höhe von 30 Millionen Dollar. «Der Plan wurde, obwohl dabei auch 1000 Bäume in einem Naturschutzgebiet gefällt werden müssen, von den zuständigen italienischen Behörden bereits genehmigt», so Dinucci.

Die Eisenbahn eignet sich für den Transport schwerer Panzer besonders gut, wie das Bild aus der Region Livorno zeigt (Foto ferrovie.info).

Und Dinucci weiter: «Dies alles ist nicht genug. Der Präsident des toskanischen Regionalrates Eugenio Giani (PD), der Oberst Berdy empfing, verpflichtete sich, «die Integration zwischen dem US-Militärstützpunkt Camp Darby und der umliegenden Gemeinschaft» zu fördern. Eine Position, die im Wesentlichen vom neuen Bürgermeister von Pisa Michele Conti von der ‹Lega Nord› und vom Bürgermeister von Livorno Filippo Nogarin vom ‹Movimento 5 Stelle› geteilt wird.»

Glücklich über diese Entwicklung sind allerdings nicht ganz alle Italiener. Anfang Juni hat ein Protestumzug gegen die Schändung eines Naturschutzgebietes zugunsten von noch schnelleren Waffen-Transporten in die Kriegsgebiete des Nahen Ostens gezeigt, dass es auch Widerstand gibt, wie die italienische Plattform «Ferrovie.info» berichtete. Gemäss der «Gazzetta di Livorno» waren es aber gerademal 450 Leute, die da «aus der ganzen Toscana» zusammengekommen waren. Und fast scheint es, dass es diesen mehr um die 1000 Bäume ging, die da gefällt werden müssen, als um die Opfer der US-Kriegsmaschinerie im Nahen Osten.

  • Zu einem Video zum gleichen Thema (italienisch gesprochen, mit deutschen Untertiteln) auf der Website Globalresearch.ca, hier anklicken.
  • Zum italienischen Originalartikel von Manlio Dinucci auf Voltairenet.org, hier anklicken.
  • Zu weiteren infos über die US-Basis Camp Darby, hier und hier anklicken.

ACHTUNG: Wo in deutschen oder englischen Texten von einer Stadt «Leghorn» die Rede ist, ist die Stadt Livorno gemeint.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Zum Autor. Es gibt keine Interessenkollisionen.

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US-Politik unter Donald Trump

Weichenstellungen: An seinen Entscheiden ist Trump zu messen, nicht an seinen widersprüchlichen Aussagen.

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4 Meinungen

  • am 18.09.2018 um 05:53 Uhr
    Permalink

    Kriege sind ein sehr lukratives Geschäft. Für die «Guten» ist Lieferung des Kriegsmaterials kein Verstoss gegen die Menschheit, nicht wahr ? Interessant ist auch, dass di Amis auf der ganzen Welt ihre Interessen «verteidigen» und in jedem Konflikt dabei sind. Stinkt zum Himmel !!!

  • am 20.09.2018 um 11:29 Uhr
    Permalink

    Dieser Artikel hat mich endgültig überzeugt, dass ich nun eine monatliche Spende von CH 10.00 überwisen habe.
    USRael und die ganze westliche Presse schweigt, weshalb? Weil sie im Besitz derselben Machthaber ist.
    Und ganz nebenbei auch noch, dem kleinem Bruder, der NATO, die fliegt auch noch mit den Yankees illegale Luftangriffe auf Libyen, Syrien und und… Die Flüchtlinge suchen ihre letzte Hoffnung in Europa.wo denn sonst?
    Höchste Zeit, dass Europa Rechnung an USRael stellt für die Millionen an Flüchtlinge. So 2 Mill € für jeden Minderjährigen und 1 Mill € für jeden Erwachsenen. Man wehre sich den Anfängen. Unser grösster europäischer Nachbar Russland,(17 Mill km2) steht uns da mit seinen endlosen Ressourcen wirtschaftlich gerne zur Seite.

  • am 20.09.2018 um 21:54 Uhr
    Permalink

    Danke für den guten Artikel.
    Ja, die USA haben uns «kolonialisiert» und bauen ihre militärische Präsenz weiter aus.
    Es heisst ja das die Sieger die Geschichte schreiben.
    Die USA (und die Schweiz) haben den Nazis das Gold und die Kredite für die Aufrüstung gegeben. Die Russen haben dann die Nazis in Stalingrad besiegt und sich letztendlich zurückgezogen.
    Wir müssen noch immer «Tribut» zahlen in dem wir den bankrotten USA Waren liefern für bunte, bedruckte Zettelchen…

  • am 25.09.2018 um 08:24 Uhr
    Permalink

    Wenn unser Planet Erde eine Zukunft haben soll, dann muss die bereits viel zu lange dauernde und wachsende Komplizenschaft zwischen der Finanzierung (Banken) durch ein täuschendes und destruktives Geldsystem, den Regierungen und den Rüstungsindustrien im Namen des Profits, der Machtausübung und der Kontrolle, welche auf Kosten einer überwiegenden Mehrheit der Menschheitsfamilie gespielt wird, beendet werden.
    Dafür braucht es die Einhaltung des Prinzips der Gewaltlosigkeit, speziell des UNO-Gewaltverbots von 1945, Art. 2.
    Mit der auf Dominanz beruhenden Eskalations-Strategie von NATO/USA, der seit Jahrzehnten zunehmenden Militarisierung und der Verbreitung von Gewalt in unserer Gesellschaft sind wir auf dem Weg in den nächsten Krieg, auch in Europa.
    Die Zeichen sind in Livorno, Bremerhaven, Ramstein, etc. und im Aufbau von Feindbildern täglich unübersehbar.

    Wenn ziviler Gehorsam Kriege fördert, wird ziviler Ungehorsam Pflicht.

    https://www.friedenskraft.ch/ – werde Mitglied.

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