Kommentar

Pharma-Chefs treiben Schweiz ins Verderben

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Basler Sozialdemokraten rollen den Pharma-Chefs den roten Teppich aus. Diese schädigen die Maschinen- und die Uhrenindustrie.

Basel ist das wahre Paradies für die Wirtschaftselite, nicht Zürich. Dort, am Rheinknie, residieren die Milliardäre, denen Roche gehört. Und der Novartis-CEO Vas Narasimhan, der 19 Millionen Franken kassiert. Jener, der im Licht der Medien-Scheinwerfer mit dem Trämli zur Arbeit pendelt und der dann eine Basketball-Halle für den Sohnemann hinklotzt, wenn keiner hinschaut.

Die Basler Vorzeige-Branche habe versagt im Krieg gegen Donald Trumps Zölle, schreibt der «Sonntags-Blick». «Wirtschaft und Politik haben sich entfremdet.» Umso mehr drängten die Pharma-Chefs jetzt, da ihnen bis 250 Prozent Zollstrafe in den USA drohten, auf höhere Preise im Inland. «Die Hersteller pochen auf höhere Preise, um die wirtschaftlichen Risiken bei Forschung und Entwicklung abzudecken», so das Blatt aus dem Hause Ringier.

Wie bitte? Noch höhere Preise? Die Schweizer zahlen jedes Jahr höhere Krankenkassenprämien. Das Geld landet in der Tasche der Pharma-Industrie. Deren Chefs kassieren Summen wie von einem anderen Planeten.

Statt der Schweiz jetzt zu helfen, indem sie die Preise für die USA massiv senken, treiben die Könige von Basel ihr Spiel auf die Spitze. Was sie in Übersee verlieren, muss ihnen der Heimmarkt ausgleichen. Sprich: höhere Preise, nicht niedrigere.

Sonst, so die Chefs von Roche und Novartis, können wir auch anders: Dann nehmen wir wirkungsvolle Medikamente gegen heimtückische Krankheiten vom Markt.

Ein Gebaren wie am feudalistischen Königshof. Gestärkt ausgerechnet von Basels Sozialdemokraten. Die regieren am Rheinknie seit ewig. Ihr oberster Vertreter heisst Beat Jans. Er sitzt in Bern im Bundesrat. Als Justizminister will er das Land in die EU führen. Ganz nach dem Geschmack der Pharma-Krösusse. Je offener die Grenzen, desto grösser der Profit.

Will jemand in Basel ein Mehrfamilien-Haus bauen, hat er 20 Jahre Behörden-Parcours vor sich. Die Türme von Roche waren kein Problem. No Limits, wenn es um die Pharma geht: Die Politik rollt ihnen den roten Teppich aus. Vor dem Frühstück, ohne Gegenforderung.

türme
Ein paar Türme in der Stadt? Kein Problem. Doch möglicherweise dreht der Wind gerade.

Die Pharma-Industrie und ihre zwei Riesen: Sie sind heilig im Land der Bauern und Bankiers. Doch nun haben sie den Bogen überspannt. Dass Roche und Novartis mit ihrem Lobbying bei der Zulassungsstelle Swissmedic günstige Generika für die Schweiz verhindern, hätte schon lange für Aufruhr sorgen können.

Aber erst das Debakel der Regierung im Zoll-Streit rückte die Branche ins Zentrum. Sie habe die Schweiz «in Geiselhaft» genommen, sagte vor Wochenfrist Georges Kern, Chef der Uhrenfirma Breitling.

Kern ist Unternehmer: Er hat eigenes Geld in Breitling investiert. Die Chefs von Novartis und Roche sind Angestellte – sie haben ihren Millionen-Verdienst jedes Jahr auf sicher.

Gefährlich wird’s jetzt, weil der Schweizer spürt, dass etwas faul ist im Pharma-Staat. Da füllen sich ein paar die Taschen zulasten von Herrn und Frau Schweizer und deren knappem Budget. Und das just bei der Gesundheit, nicht wie bei den Bankern beim Ersparten.

Speerspitze fürs scharfe Lobbying ist die Interpharma. Der Pharma-Branchen-Verband sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass sich die Schweizer dumm und dämlich zahlen bei den Medikamenten. Bern wehre sich dagegen, «die Gesundheitskosten noch weiter in die Höhe zu treiben», führt der «Sonntags-Blick» dazu aus.

Doch laut der Zeitung verweisen «Pharmavertreter auf Japan. Dort beschloss die Regierung vor 20 Jahren, die Medikamentenpreise systematisch zu senken. Mit dem Resultat, dass Forschung und Produktion abwanderten.»

Abgewandert sei die Pharmaindustrie noch nicht. Aber ein Ereignis vom Juli scheine wie ein Menetekel: Nach einem Streit mit Swissmedic um die Höhe des Preises hat Roche beschlossen, das Krebsmedikament Lunsumio in der Schweiz vom Markt zu nehmen.

Immerhin: Zum ersten Mal gibt es offene und massive Kritik an der Pharma-Industrie – Trump sei Dank.


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Keine. Der Autor ist Redaktor und Inhaber des Portals Inside Paradeplatz , auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.
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