Sperberauge

Shell sponsert die ETH

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Im Januar 2013 war die Vertragsunterzeichnung, erst jetzt wurde es publik. Es geht um zweistellige Millionen.

Man erinnert sich: Ende Februar 2013 haben einige Professorinnen und Professoren in einer «Zürcher Appell» genannten Aktion öffentlich Einspruch gegen privatwirtschaftliches Sponsoring zugunsten der Forschung erhoben. Ihr Protest richtete sich insbesondere gegen ein Sponsoring der UBS in Höhe von 100 Millionen Franken zur Eröffnung eines neuen Forschungsinstituts (Infosperber berichtete).

Vor ein paar Tagen ist bekannt geworden, dass jetzt Shell die Energieforschung an der ETH Zürich sponsert. Erneut war nicht rechtzeitig und nicht vollumfänglich informiert worden. Die mangelnde Transparenz gibt auch diesmal Anlass zu Skepsis, ob eine von einem Global Player gesponserte Forschung wirklich noch unabhängig ist und nicht einfach Forschungsresultate zutage fördert, die im Sinne des Sponsors sind.

Zu den Initianten des Zürcher Appells gehörte die Zürcher Philosophie-Professorin Ursula Pia Jauch. Ob sie von diesem neuen Fall von problematischem Sponsoring schon Kenntnis hatte, als sie in ihrer Kolumne in der «Nordwestschweiz» am 25. Juni 2013 auf die sogenannten Anschaffungsboxen der «leichten Damen» in Zürich zu sprechen kam und diesen Strich mit dem Finanzbeschaffungswesen einiger Zürcher Wissenschafter zu vergleichen wagte? Ihre Kolumne «Leuchttürme und Anschaffungsboxen», so der Titel, ist nicht nur brillant geschrieben, sie ist auch bemerkenswert angriffig. Zu Recht, darf man sagen. Denn die wirklich grossen Entdeckungen der Wissenschaften – etwa die Spaltung des Atoms, die Entdeckung der DNS oder auch die frühe Entwicklung des Computers – sind nicht im Interesse von Firmen, sondern im Rahmen absolut unabhängiger Forschung gemacht worden, wie auch Colin Crouch in seinem neuen Buch festhält: «Auf dem Markt gibt es keine Nachfrage für Produkte, von denen niemand weiss.» Die Forschung darf deshalb nicht marktwirtschaftlich gesteuert werden.

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Der Text der Kolumne kann unten als pdf eingesehen oder mit freundlicher Einwilligung von Ursula Pia Jauch downgeloadet werden.


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