Vivian_Berger_Schneeschuhe

Viviane Berger mit den Schneeschuhen unterwegs ins Dorfzentrum © vb

Reduzierte Postzustellung für kritische Rentnerin

Kurt Marti /  Die Walliser Gemeinde Mont-Noble/VS verweigerte einer Rentnerin die Schneeräumung. Jetzt reduziert auch die Post ihren Dienst.

Vor einem Jahr berichtete Infosperber über die Schikanen der Walliser Gemeinde Mont-Noble/Nax gegenüber der 73-jährigen Rentnerin Viviane Berger. Weil Berger seit Jahren die Machenschaften der Gemeinde am Südhang der Kantonshauptstadt Sitten kritisierte, wurde kurzer Hand die Schneeräumung zu ihrem Haus eingestellt. Die Gemeinde begründete ihren Entscheid damit, dass das «Haus ausserhalb der Bauzone» liege. Dabei stützte sich Gemeindepräsident Bernard Bruttin (CVP), der auch Präsident der Walliser Industrie- und Handelskammer ist, auf eine Änderung des Reglements für die Schneeräumung.

Gemeinde duldete den illegalen Zustand

Die Rentnerin, welche in Zürich aufgewachsen ist und dort bis zur Pensionierung berufstätig war, hatte das Haus mit Baujahr 1972 im Jahr 2005 gekauft. Weder die Gemeinde noch der Kanton hatten sie darauf hingewiesen, dass das Haus nicht zonenkonform war. Vielmehr hatten Kanton und Gemeinde den illegalen Zustand jahrzehntelang stillschweigend toleriert. Für Berger war deshalb sonnenklar, dass es sich bei der Weigerung der Gemeinde um «eine Schikane» handelte, weil sie «die Machenschaften der Gemeinde» kritisiert hatte, insbesondere die Zustände auf dem angrenzenden Camping «Grand-Paradis».

Rentnerin muss die Post selber holen

Seit Weihnachten hat die Rentnerin mit einer weiteren Schikane zu kämpfen: Wie Berger in einem Schreiben an die Post festhält, musste sie «mehrmals die Post selber abholen, da angeblich die Zufahrtsstrasse schneebedeckt war!». Doch laut Berger konnten alle übrigen Verkehrsteilnehmer die Strasse runterfahren und «ebenso konnte ich rauffahren, um die Post abzuholen. Und das mit 73 Jahren». Die Strasse sei zu «keinem Zeitpunkt gesperrt» gewesen.

Bereits im Januar 2013 kündigte die Post die «reduzierte Postzustellung» schriftlich an und begründete diese mit der «verschneiten und vereisten Zufahrt». Die Rentnerin habe aber die Gelegenheit, ihre Post auf dem Postbüro im Dorfzentrum selber abzuholen. Berger will die Schikanen der Gemeinde und der Post nicht länger dulden. In einem Schreiben an die Post erbittet sie «eine adäquate Lösung». Auch ihr Anwalt verlangt in einem Brief vom 10. Januar von der Gemeinde Mont-Nobel/Nax eine «sofortige Reaktion». Die Antworten stehen noch aus. Affaire à suivre!


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Kurt Marti war von 2000 bis 2010 Redaktor der Roten Anneliese und ist Autor des Buches «Tal des Schweigens: Walliser Geschichten über Parteifilz, Kirche, Medien und Justiz»

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2 Meinungen

  • am 17.01.2014 um 16:19 Uhr
    Permalink

    Etwas mehr Menschlichkeit täte dem Image der Gemeinde Mont-Noble gut. Falls diese Geschichte stimmt, sollte Herr Bruttin (fast ist man geneigt «Herr Brutal» zu lesen) nicht das C eliminieren?

  • am 17.01.2014 um 18:35 Uhr
    Permalink

    Die betreffende Gemeinde macht dem Ruf es Wallis als «wilder Westen der Schweiz» alle Ehre. Oder sind es eher mafiöse Strukturen, welche sich da Bahn brechen? Zustände wie in einer Bananenrepublik jedenfalls …

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