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Alle Gewässer - inklusive des Trinkwassers - sind mit dem Wirkstoff Ethinylestradiol belastet. © pixabay

Pille schmälert Lust und macht Fische krank

Tobias Tscherrig /  Beim Sex hat die Verhütungspille grosse Vorteile. Daneben existieren gesundheitliche Risiken und eine Belastung der Gewässer.

Die Nachteile der Pille für Frauen und die Umwelt sind seit Langem bekannt, doch informiert wird wenig darüber. In ihrem Buch «J’arrête la pilule» hat die unabhängige französische Journalistin Sabrina Debusquat die Literatur gesichtet, Expertinnen und Experten sowie 3616 Frauen befragt. In ihrem Werk streicht die Autorin vor allem die schlimmen, manchmal sogar tödlichen Nebeneffekte der Pille hervor, untersucht die Auswirkungen auf die Umwelt und spricht die Interessenkonflikte und Einseitigkeit der Studien an, mit welchen die hormonelle Empfängnisverhütung gefördert wird.

«Unabhängige Wissenschaftler sind nicht optimistisch»
Debusquat setzte vor drei Jahren die Pille ab und dokumentierte ihre Entscheidung und die Folgen davon in ihrem Blog. Ihre Beiträge seien von unzähligen Frauen kommentiert worden: Frauen, die sich Fragen über die Pille gestellt hätten, aber von ihren Ärzten keine Antworten erhielten, sagt Debusquat in der Online-Publikation «reporterre». Zwischen den Erfahrungen der Frauen und der medizinisch-wissenschaftlichen Debatte gebe es eine Diskrepanz, sagt Debusquat. Dieser Umstand sei ihre Hauptmotivation beim Schreiben gewesen.

Bei ihren Recherchen stiess die Autorin auf Studien, die etwa in den 1960er-Jahren durchgeführt wurden und die noch immer als Basis für wissenschaftliche und logische Erklärungen für die Probleme mit der Pille herangezogen würden. «Es existiert ein Tabu, das dazu führt, dass Frauen nicht informiert und alleine gelassen werden», sagt Debusquat gegenüber «reporterre». Wenn man die Studien von interessengebundenen Autoren ausklammere und nur unabhängige Wissenschaftler zur hormonellen Verhütung befrage, sehe die gesamte Diskussion über synthetische Hormone plötzlich viel weniger optimistisch aus, erklärt Debusquat.

«Mittel der Eugenik»
In ihrem Buch erklärt die Autorin unter anderem, die Pille sei «auf der Basis einer frauenfeindlichen Idee» entstanden. Dies zeige ihre Geschichte. So habe Margaret Sanger, welche die Pille entwickeln wollte, nicht mit feministischen Argumenten zu überzeugen vermocht. Vielmehr seien es «eugenische Ideen» gewesen, welche die Entwicklung der Pille finanziert hätten. «Die Forscher haben bei der Entwicklung nicht auf die Frauen gehört, die die ersten Pillen getestet hatten», so Debusquat. «Aus diesem Grund sind zahlreiche Nebeneffekte entstanden.»

Darüber hinaus hätten die damaligen Pillenforscher geglaubt, die oberste soziale Klasse habe bereits die Kontrolle über ihre Empfängnishütung erreicht. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges habe die herrschende Schicht aber Angst vor «Horden von armen Menschen» gehabt, die sich massenweise reproduzieren und sie dann zahlenmässig dominieren könnte. «Die Pille wurde für Frauen entwickelt, die als beschränkt eingestuft wurden. Man wollte nicht, dass sie sich vermehren», so Debusquant. Aus diesem Grund sei es ein Märchen zu sagen, die Pille sei im Namen des Feminismus entwickelt worden.

«Erwiesenermassen krebserregend»
Wie Debusquat erklärt, konsumieren in Europa 90 Prozent der Frauen die Form der Pille, welche sich aus den Hormonen Östrogen und Progesteron zusammensetzt. Das Internationale Zentrum für Krebsforschung klassifiziere diese Pille als «erwiesenermassen krebserregend für die Brust, die Leber, die Gallenwege und den Gebärmutterhals.» Neben den damit einhergehenden Gesundheitsrisiken bringe die Pille auch harmlosere Nebeneffekte mit sich: Verlust der Libido, Gewichtszunahme, Depressionen, Migräne, um nur einige zu nennen. Um diese Nebeneffekte mit Zahlen zu unterlegen, führte Debusquat eine Umfrage mit 3616 Frauen durch. 70 Prozent der Befragten hätten angegeben, bei ihnen seien unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten. 46 Prozent dieser Frauen klagten über den Verlust der Libido. Zu diesen Nebenwirkungen gebe es aber noch immer zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse, so Debusquat. Beim Verlust der sexuellen Lust, der Migräne und bei der Schwächung des Immunsystems sei der Zusammenhang zur Pille aber belegt.

«Risiken, die wir noch gar nicht messen können»
Ausserdem sei die Pille als «endokrinologischer Störfaktor» konzipiert worden. Die Hormone der Pille seien tausendmal stärker als etwa die chemische Verbindung Bisphenol A, welche in Frankreich zum Beispiel bei der Herstellung von Babytrinkflaschen verwendet und dann im Frühjahr 2010 für diese Anwendung verboten wurde. Die EU hat die Chemikalie im Jahr 2016 wegen ihrer Auswirkungen auf den Hormonhaushalt von der Gefahrenstufe zwei auf die Stufe 1b gesetzt, womit die Chemikalie zum «besonders besorgniserregenden Stoff» deklariert wurde. In der Schweiz dagegen ortet das Bundesamt für Gesundheit bei der Einnahme der Chemikalie durch Lebensmittel «kein Gesundheitsrisiko».

Eine weitere Gefahr der Pille sieht Debusquat im sogenannten «Cocktail-Effekt»: Wie alle endokrinologischen Störfaktoren könnten sich bestimmte Wirkstoffe der Pille mit über 150’000 chemischen Substanzen verbinden – so entstünden Moleküle, deren Wirkung zwischen 50- und hundertmal stärker als beabsichtigt sei. «Das sind Risiken, die wir aktuell noch gar nicht richtig messen können», so Debusquat im «reporterre».

Dass die Pille trotz aller negativen Auswirkungen noch immer populär sei, führt Debusquat unter anderem auf die positive Grundstimmung gegenüber der Pille zurück. Eine Ideologie umhülle das Empfängnisverhütungsmittel und ersticke jegliche Kritik im Keim. Ausserdem existiere eine Industrie, die mit der Pille gutes Geld verdiene. Weiter gebe es kaum Wissenschaftler, die Zeit hätten, die – oftmals von der Industrie finanzierten Studien – zu analysieren.

«Fische wechseln das Geschlecht»
Die Pille, deren Wirkstoffe über den Urin in die Umgebung geraten, habe auch negative Auswirkungen auf die Natur. So fanden kanadische Forscher in einem See eine kleine Menge an Wirkstoffen des hormonellen Verhütungsmittels. Sie begannen, die Fische im See zu beobachten: Nach drei Jahren hatten die Wirkstoffe alle männlichen Fische in Weibchen verwandelt. Die Geschlechterumwandlung, die verminderte Fruchtbarkeit und die Störung der sexuellen Triebe der Fische kann auch bei Säugetieren beobachtet werden.

Im Jahr 2013 präsentierten zwei Forscher in einem Bericht für die Europäische Umweltagentur die Auswirkungen von Pillen-Wirkstoffen im Wasser. Sie stellten einen Zusammenhang zwischen der Feminisierung der Fische und einer Zunahme der Probleme von männlicher Fruchtbarkeit sowie von angeborenen Fehlbildungen bei männlichen Kleinkindern her. Die Wissenschaftler warnten, die Warnungen verpufften im Wind. Verschiedene Forschungen zeigen, dass der Wirkstoff Ethinylestradiol alle Gewässer, inklusive des Trinkwassers, belastet. Im Jahr 2016 befanden sich die Techniken, um Belastung der Gewässer zu eliminieren, erst in einer experimentellen Phase.

Trotz der aufgeführten negativen Auswirkungen und Risiken auf Mensch und Umwelt, sagt Debusquat in ihrem Buch nicht, man müsse mit der Pille aufhören. «Jede Frau muss ihren Weg der Verhütung selber wählen», so die Autorin. Bei diesem Entscheid müssten aber alle Fakten berücksichtigt werden. So gebe es in der westlichen Welt seit Anfang 2000 immer mehr Frauen, die auf die Pille als Verhütungsmittel verzichten würden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Eine Meinung zu

  • am 8.10.2017 um 10:50 Uhr
    Permalink

    Wäre es nicht besser, den Sexualtrieb der Männer zu zähmen, anstatt die testosterongesteuerten Aktivitäten zu fördern auf Kosten der Frauen, der Umwelt und der Natur!

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