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Frauen haben viele Strategien, um Übergriffe zu vermeiden © AL

So schützen Frauen sich vor sexuellen Übergriffen

Barbara Marti /  Ein Forscher hat Frauen und Männer gefragt, wie sie sich im Alltag gegen Übergriffe wappnen. Die Antworten sind entlarvend.

Der renommierte US-Sozialforscher Jackson Katz konnte mit den Antworten der Frauen eine lange Liste erstellen. Auf der Liste der Männer stand fast nichts. Katz veröffentlichte die Listen bereits vor über zehn Jahren im Buch «The Macho Paradox: Why Some Men Hurt Women and How All Men Can Help». Facebook-Userin Drew McKenna hat sie kürzlich gepostet. Der Post verbreitete sich rasch und wurde millionenfach geteilt. In Anspielung auf die #MeToo-Bewegung schrieb McKenna dazu: «Männer fragen Frauen, warum sie so genervt und wütend sind. Diese Liste zeigt, warum.»

«Merkwürdige Stille»
Katz beschreibt in seinem Buch, dass die Männer auf seine Frage verblüfft reagierten: «Am Anfang ist da eine merkwürdige Stille, während die Männer versuchen herauszufinden, ob das eine Scherzfrage ist. Diese Stille mündet dann in nervösem Gelächter. Manchmal sagt dann ein junger Mann etwas wie ’Ich halte mich von Gefängnissen fern›. Darauf folgt dann typischerweise weiteres Gelächter, bis dann jemand sagt: ’Nichts. Ich denke nicht darüber nach.’»

Lange Liste mit Antworten der Frauen
Die Frauen hingegen berichteten Katz von unzähligen Sicherheitsmassnahmen in ihrem Alltag. Beispiele:

  • Schlüssel als potenzielle Waffe bereithalten.
  • Immer ein Handy dabeihaben.
  • Telefonnummer geheim halten.
  • Den Telefonbeantworter mit männlicher Stimme besprechen.
  • Nur auf gut beleuchteten Parkplätzen parken.
  • Öffentliche Toiletten meiden.
  • Abends nicht joggen gehen.
  • Beim Joggen keine Kopfhörer tragen.
  • Wälder auch tagsüber meiden.
  • Nie im Parterre eine Wohnung mieten.
  • Die Fenster nachts schliessen, wenn ich alleine bin. Auch wenn es heiss ist.
  • Extra Schlösser an Türen und Fenstern montieren.
  • Die ganze Nacht ein Aussenlicht angeschaltet lassen.
  • Nur in einer Gruppe ausgehen.
  • Nicht zu viel trinken.
  • Einen Drink nicht unbeaufsichtigt lassen.
  • Beim Zubereiten des Drinks zuschauen.
  • Pfefferspray dabeihaben.
  • Nicht alleine in einen Lift steigen, in dem ein Mann oder mehrere Männer sind.
  • Meinen Heimweg variieren und die Familie darüber informieren.
  • Nur in Gruppen ausgehen.
  • Männer auf der Strasse selbstbewusst anschauen.
  • Aufpassen, was ich anziehe.
  • Männer immer im öffentlichen Raum das erste Mal treffen.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Barbara Marti ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitung «FrauenSicht».

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6 Meinungen

  • am 22.12.2018 um 11:41 Uhr
    Permalink

    Mit andern Worten: Wir Frauen müssen uns einschränken, weil es Männer gibt, die nicht wissen, wie man sich benimmt. Das ist empörend! Einfach: Pfoten weg! Heidi Zingg Knöpfli

  • am 22.12.2018 um 12:01 Uhr
    Permalink

    Ich denke, die Frage an die Männer ist falsch gestellt. Grundsätzlich gehe ich nicht davon aus, dass ich sexuell belästigt werde. Die Frage an uns Männer müsste lauten: «Was tun sie, dass sie nie in eine Situation geraten wo ihnen im nachhinein sexuelle Belästigung vorgeworfen werden könnte?» Die Liste der Antworten wäre ebenso lang wie jene der Frauen.

  • am 22.12.2018 um 13:49 Uhr
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    Wer sich mit den Mitteln von Sozialforscher Jackson Katz gegen die bald 4 Milliarden potentieller Vergewaltiger zur Wehr setzen muss, für den gibt es eine naheliegende Hilfe: 100 Männer genügen um den Homo Sapiens mit künstlicher Befruchtung am Leben zu erhalten, wie längst bei Kühen und Schweinen. Den Rest dieser Frauenpeiniger kann man abschaffen. Ende Me Too!
    Nun muss ich, Mann, 83!, Ihnen aber noch etwas aus meiner Lebenserfahrung erzählen: Als ich mich, damals etwa 23, einmal bei einer jungen Studentin (heute promovierte Psychologin) für meine Annäherung entschuldigte, sagte sie zu mir: «Es ist für eine Frau schön, begehrt zu werden…» Die meisten Frauen, die mit mir Liebesbeziehungen pflegten, schreiben mir immer noch Grusskarten und erkundigen sich nach meinem Wohlergehen. Das «Me Too-Problem» hat eine gescheite Frau in diesem Jahr grandios erledigt, es ist Frau Svenja Flasspöhler mit ihrem Bändchen: «Die potente Frau», für eine neue Weiblichkeit. Ich empfehle diese Sicht zur Lektüre. MeToo ist eine Sache, die Leiden von Frauen, die nie begehrt werden, eine andere. Mit etwas Kultur zwischen Frau und Mann überwinden wir beides.

  • billo
    am 23.12.2018 um 16:00 Uhr
    Permalink

    Nach dem Lesen dieser langen Liste von Vorsichtsmassnahmen, welche Frauen treffen müssen, um nicht von Männern belästigt zu werden, frag ich mich unwillkürlich, ob die Burka nicht vielmehr im «freien Westen» obligatorisch erklärt werden müsste, aber für Männer, mit den Sehschlitzen am Hinterkopf und an den Ärmeln und am Saum zugebunden…

  • am 26.12.2018 um 13:00 Uhr
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    Ich kann es echt langsam nicht mehr hören. Ich schliesse mich Dr. Jordan B Peterson an und bin der Meinung dass unsere Geschichte nicht darauf beruht dass Männer Frauen immer unterdrückt haben. Ich bin erzogen worden und weiss wie ich mich Frauen gegenüber Verhalten soll. Nur weil einige Männer das nicht können heisst dass nicht das wegen allen Männern Frauen sich einschränken müssen. Hört endlich mit diesen Identity Politics auf, denn das führt zu gar nichts ausser Hass.

  • am 27.12.2018 um 12:28 Uhr
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    Ich muss zum Glück hier nichts von alldem tun, aber die grosse Zahl an toten Frauen in vielen sogenannt zivilisierten Ländern ist ein deutliches Signal, dass es eben wirklich viele Orte gibt, an denen Frauen sich nicht grundsätzlich sicher fühlen können. Im engsten Umfeld wie in öffentlichen Räumen ist ihr Leben gefährdet, weil sich Männer dort herausnehmen, Frauen als Objekt einfach zu benutzen und zu beseitigen, wie es ihnen passt. Das ist schlicht und einfach empörend.
    Man kann die Augen verschliessen, wenn man will – aber es ändert nichts an der Tatsache, dass viele Männer immer noch nur mit der unteren Körperhälfte denken, wenn’s um Frauen geht.
    Ich freue mich aber, dass hier doch der grössere Teil der Männer bereit ist, Frauen gleichwertig anzusehen und zu behandeln. Denn der Machtverlust der Männer, die dies tun, ist wahrscheinlich für sie schwerer zu verarbeiten als der Machtgewinn der Frauen, die dadurch selbstverständlicher und freier leben können.

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